Fernreisen: Verschiedene Impfungen können verpflichtend sein

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Aufgrund der COVID-19-Pandemie blieben uns Fernreisen einige Zeit verwehrt. Das hat sich glücklicherweise geändert. Die niedrigen Temperaturen und das trübe Wetter bringen die einen oder anderen jetzt wieder auf die Idee, eine Reise nach Asien, Südamerika oder Afrika zu buchen. Gerade bei solchen Reisen ist Vorbereitung die halbe Miete.  

Das gilt auch für die dafür notwendigen Impfungen. Die österreichischen Standardimpfungen sind Grundvoraussetzung, zu denen je nach Region und Reisezeit spezielle Reiseimpfungen dazukommen. Sonnen- und Insektenschutz sowie eine persönliche Reiseapotheke ergänzen die medizinischen Vorkehrungsmaßnahmen. Spätestens sechs Wochen vor Reiseantritt empfiehlt sich der Weg in ein reisemedizinisches Zentrum.  

Neue Gefahren durch Dengue und Chikungunya?  

Erst vor Kurzem ist die Schlagzeile „Dengue-Fieber am Gardasee“ durch die Medien gegeistert und hat für Aufregung gesorgt. „Tatsächlich wurden in Italien einige Dengue-Fieber-Fälle registriert, die im Land erworben wurden. Dies zeigt, dass manche der sogenannten Tropenkrankheiten immer weiter in den Norden wandern“, erläutert Doz.in Dr.in Ursula Hollenstein, Reisemedizinerin und Fachärztin für Innere Medizin. Weltweit gesehen kommt Dengue-Fieber tatsächlich häufig vor. Pro Jahr dürfte es bis zu 390 Millionen Infektionen geben. Während die Erstinfektion oft mild verläuft, ist das Risiko eines schweren Verlaufs bei einer wiederholten Infektion deutlich erhöht und kann sogar tödlich enden. Pro Jahr werden in Österreich 30 bis 120 Dengue-Virus-Infektionen diagnostiziert – bisher nur bei Reise-Rückkehrer aus Endemie-Gebieten. Es gab also keine Übertragung im Land. In südeuropäischen Ländern hat man jedoch bereits wiederholt kleinere Ausbrüche beobachtet, ausgehend immer von einem infizierten Reiserückkehrer, aber dann mit Ausbreitung und Weiterverbreitung der Infektion in der Region.  

Mittlerweile wurde ein Impfstoff gegen das Dengue-Fieber zugelassen, der auch in Österreich verfügbar ist. „Es sind noch keine allgemein gültigen Impfempfehlungen veröffentlicht. Ob man sich vor einer Reise in ein Endemiegebiet gegen Dengue impfen lassen sollte oder nicht, entscheidet man am besten auf Basis einer individuellen Beratung“, rät Hollenstein. „Das Impfschema mit zwei Impfungen im Abstand von drei Monaten benötigt aber einiges an Vorplanung.“  

Dieselbe Stechmücke, die das Dengue-Fieber überträgt, ist übrigens auch für Infektionen mit dem Chikungunya-Virus verantwortlich. Dieses Virus wurde ebenfalls bereits vereinzelt in Europa übertragen, nicht jedoch in Österreich. Hauptvorkommen ist derzeit in Brasilien und Indien sowie in einigen mittel- und südamerikanischen und asiatischen Ländern. „Außerdem gab es auf einigen Inseln im Indischen Ozean vor einiger Zeit eine schwere Epidemie“, berichtet die Reisemedizinerin. Eine Erkrankung kann für ältere oder chronisch kranke Menschen durchaus schwer verlaufen. Gefürchtet sind aber vor allem die starken und oft langwierigen Gelenksschmerzen und -entzündungen.  In den USA wurde bereits ein erster Impfstoff zugelassen, in Europa sollte dies möglicherweise im kommenden Jahr der Fall sein.   

Zika-Virus: Gefährlich für Schwangere  

Für Schlagzeilen gesorgt hat auch das Zika-Virus, das im pazifischen und später im südamerikanischen Raum für Ausbrüche verantwortlich ist. Besonders schwangere Frauen beziehungsweise das ungeborene Kind sind durch dieses Virus gefährdet, das zu Fehlentwicklungen und geistigen Behinderungen führen kann. Übertragen wird es durch Stechmücken, aber auch durch Körperflüssigkeiten.  „Da es noch keinen Impfstoff dagegen gibt, sind in Endemiegebieten andere Schutzmaßnahmen wie Mückenschutz und entsprechende Kleidung wichtig“, betont die Tropenmedizinerin. „Auch dazu gibt es umfassende Beratung in reisemedizinischen Zentren.“    

Japanische Enzephalitis: Ausbruch in Australien  

Die Japanische Enzephalitis ist in den betroffenen Ländern, die sich vor allem in Süd- und Südostasien befinden, bekannt als eine Erkrankung bei Kindern. Der Krankheitsverlauf bei Erwachsenen ist weniger gut beschrieben. Die publizierten Fallberichte bei Tourist:innen zeigen aber schwerwiegenden Symptome und Folgeerscheinungen. Die Japanische Enzephalitis ist verwandt mit der bei uns gut bekannten FSME und ruft auch ähnliche Symptome hervor. Erkrankungen bei Reisenden sind selten. „Aber natürlich muss man die Lage beobachten“, betont Hollenstein. 2022 ist es zum Beispiel zu einem Ausbruch in Australien mit mehreren Todesfällen gekommen. Eine Impfung gegen Japanische Enzephalitis ist möglich und relativ kurzfristig durchführbar.   

Gelbfieber-Impfung: Eine Frage der gesetzlichen Bestimmungen 

Während viele Impfungen sinnvoll, aber nicht vorgeschrieben sind, ist es bei jener gegen Gelbfieber manchmal umgekehrt. Sie wird in einigen Staaten West- und Zentralafrikas generell bei der Einreise verlangt. In vielen anderen Ländern besteht eine solche Impfpflicht nur dann, wenn man aus einem Gelbfieberland einreist. Das kann unter Umständen bei Rundreisen schlagend werden. Hier sollte man sich genau erkundigen. Dem Risiko zu erkranken, sollte man sich jedenfalls nicht aussetzen:  Neben fast symptomlosen Infektionen gibt es schwere Krankheitsverläufe mit Blutungen und Organversagen, die in über 50 % der Fälle tödlich sind. Hollenstein erläutert: „Laut WHO-Empfehlungen ist eine Impfung ausreichend, die Daten zum tatsächlichen lebenslangen Schutz sind jedoch nicht sehr robust, so dass bei Reisen in ein Hochrisikogebiet eine Auffrischung zu überlegen ist, wenn die erste Impfung mehr als zehn Jahre zurückliegt.“  

Mückenschutz nicht vergessen  

In Ländern mit Krankheiten, die durch Mücken übertragen werden, ist außerdem ein Mückenschutz als Ergänzung zum Impfschutz essenziell. Er ist breit wirksam und kann somit das Risiko für viele Krankheiten senken. Mehrere Mittel stehen zur Auswahl. Auch auf einen guten Sonnenschutz und eine an die individuellen Bedürfnisse angepasste Reiseapotheke sollte man nicht verzichten.   

Reisemedizinische Beratung in Anspruch nehmen  

Wer eine Reise an eine Destination außerhalb Europas plant, sollte sich rechtzeitig reisemedizinisch beraten lassen. Am besten bis spätestens sechs Wochen vorher. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Grundimmunisierungen – wie zum Beispiel bei Hepatitis B – fehlen. „In diesem Zusammenhang kann und sollte man auch gleich die österreichischen Standardimpfungen auf den neuesten Stand bringen“, so Hollenstein. „Reine Reiseimpfungen mit nur einer Dosis macht man derzeit am besten zum spätestmöglichen Zeitpunkt, also etwa zwei bis drei Wochen vor der Abreise, um im Fall einer Reiseabsage keine unnötigen Kosten zu haben. Impfungen mit mehreren Dosen muss man entsprechend früher beginnen.“ 

Impfung (Foto: Pixabay).
Impfung (Foto: Pixabay).
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