Letzte AUA Fokker 70 hat Bratislava verlassen

Fokker 70 OE-LFI - Foto Michael David
Fokker 70 OE-LFI - Foto Michael David

Letzte AUA Fokker 70 hat Bratislava verlassen

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25 Jahre nach der Indienststellung bei Austrian Airlines verließ nun mit der ehemaligen OE-LFP die letzte Fokker 70 die Austrian Technik Bratislava in Richtung Australien. Wie der Großteil ihrer einstigen Schwestermaschinen wurde die einst auf den Städtenamen “Wels” getaufte Maschine schon vor einiger Zeit von der australischen Alliance Airlines übernommen, welche aktuell insgesamt 12 weitere Fokker 70 betreibt.

Die kleine Schwester der Fokker 100 prägte rund 20 Jahre die Regional- und Osteuropa-Ära der Austrian Airlines. Unter den damaligen AUA-Vorständen Mario Rehulka und Herbert Bammer erfolgte Anfang 1995 die Unterzeichnung eines Kaufvertrages von 4 Fokker 70 zum Stückpreis von etwa 250 Millionen Schilling (ca. 19,5 Mio Euro). Mit der OE-LFO “Wiener Neustadt” und OE-LFP konnten bereits im Oktober 1995 die ersten zwei Fokker 70 übernommen werden, welche vorwiegend auf neuen AUA-Strecken Richtung Osteuropa flogen. Die Geburtsstunde des “Focus East”, einer mehr oder wenigen aggressiven Expansionsstrategie der Austrian Airlines in einer Vielzahl osteuropäischer Märkte. Beide übernommene Fokker 70 waren ursprünglich gar nicht für Austrian gedacht, vorgesehen waren die Lieferpositionen eigentlich für Tyrolean Airways und Malev. Dennoch flottete Tyrolean Airways, welche zu diesem Zeitpunkt bereits per Mehrheitsbeteiligung eng an Austrian Airlines gebunden wurde, zuvor bereits ihre ersten drei Fokker 70 ein. Bis 2008 wuchs die Zahl der Fokker 70 im Austrian-Konzern auf insgesamt 12 Exemplare, je sechs bei Austrian und Tyrolean. Drei optionierte Fokker 70, von denen zwei von Austrian Airlines gehalten wurden, fielen der Insolvenz von Fokker zum Opfer.

Historische Bekanntheit erreichte der mit der Fokker 70 OE-LFO durchgeführte Flug OS 111 am 05.01.2004, bei dem die diensthabende Crew die Maschine durch Probleme mit Eisschutzpaneele in den Triebwerke wenige Kilometer vor dem Münchner Flughafen in einem schneebedeckten Acker landeten. Sowohl die 28 Flugpassagiere als auch die 4 Crewmitglieder blieben unverletzt. Obwohl die schwer beschädigte Fokker 70 seitens Austrian Airlines nach diesem Unfall ausgeschieden wurde, hob sie knapp 6 Jahre später nach einer umfangreicher Rekonstruktion bei Fokker Services im niederländischen Woensdrecht ab, um wenig später an einen neuen Betreiber in Südafrika abgegeben zu werden.

Zwischen 2013 und 2015 erfolgte die Schrittweise Ausmusterung der Fokker 70, die als 80 sitziges Jetflugzeug bis zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich zu kleineren Airports im OS-Streckennetz – so etwa auch nach London-City Airport – und auf Kurz- und Mittelstrecken mit eher geringer Auslastung “fokkerte”. Während einige Fokker 70 zur KLM Cityhopper nach Ende des Leasingvertrages zurückkehrten, wechselten neun ehemalige Fokker 70 aus der Austrian Airlines Group als Gesamtpaket zusammen mit einigen Fokker 100 an die australische Alliance Airlines. Vor ihrem einem Einsatz in Australien, der die Maschinen sogar zu unbefestigten Pisten im Outback nahe Abbaugebieten führt, wurden diese von der in Bratislava ansässige Austrian Technik (ATB) einer umfangreichen Großwartung unterzogen.

Unter der Flugnummer SXI 2014 verließ mit der VH-NUY (ex OE-LFP) heute somit ein Stück österreichischer Luftfahrtgeschichte den Flughafen Bratislava in Richtung Australien, wobei ihr Weg in ihre neue Zukunft zunächst bis Hurghada führte. Dennoch verbleibt bis auf weiteres eine Fokker 70 aus der Tyrolean/Austrian-Ära in Europa, ist doch die ehemalige OE-LFH nun mehr als VH-NUV in vollen Alliance Airlines Farben im englischen Norwich seit November 2018 zwischengeparkt.

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1 Comment

  • Altmetallflieger , 5. November 2020 @ 20:50

    Erst die Tage ist mir aufgefallen,dass noch zwei Fokker 70 bei Austrian in der Flotte als ausgemustert noch immer in Austrian Besitz oder zumindest als solche im Ruhestand in der Liste geführt wurden .
    Jetzt hat sich dank diesem Beitrag von David die Sache aufgeklärt.
    Somit erübrigen sich weiter Fragen.
    Klasse recherchiert Mann!

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1 Comment

  • Altmetallflieger , 5. November 2020 @ 20:50

    Erst die Tage ist mir aufgefallen,dass noch zwei Fokker 70 bei Austrian in der Flotte als ausgemustert noch immer in Austrian Besitz oder zumindest als solche im Ruhestand in der Liste geführt wurden .
    Jetzt hat sich dank diesem Beitrag von David die Sache aufgeklärt.
    Somit erübrigen sich weiter Fragen.
    Klasse recherchiert Mann!

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