Rechnet sich nicht: Nächster Nachtzug-Anbieter wirft das Handtuch

Niederflugeinstieg des ICE-L (Foto: Oliver Lang/Deutsche Bahn).
Niederflugeinstieg des ICE-L (Foto: Oliver Lang/Deutsche Bahn).

Rechnet sich nicht: Nächster Nachtzug-Anbieter wirft das Handtuch

Niederflugeinstieg des ICE-L (Foto: Oliver Lang/Deutsche Bahn).
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Einige Start-ups, aber auch etablierte Eisenbahn-Unternehmen, haben einen regelrechten Nachtzug-Boom vermutet. Dieser ist bis dato aber nicht wirklich eingetreten. Mit Green City Trip wirft ein weiterer privater Anbieter das Handtuch. Das hat auch Auswirkungen auf den Tui-Konzern.

Das österreichische Verkehrsministerium, das sich selbst als Klimaschutzministerium bezeichnet, steckt enorm viel Geld in die Subventionierung von Nachtzügen. Abgesehen davon, dass die Österreichischen Bundesbahnen neue Garnituren anschaffen und ältere modernisieren, haben die Fahrgäste nicht wirklich etwas davon. Reisen mit Nachtzügen ist ein teures Vergnügen und in vielen Fällen teurer als Alternativen mit dem eigenen PKW oder dem Flugzeug. Dennoch stellen Befürworter von nächtlichen Zügen diese als regelrechten Retter für das Klima und die Zukunft des Reisens dar.

Es liegt immer in der Betrachtungsweise, ob etwas klimafreundlich oder eben nicht ist. Gerade bei den Nachtzügen dominiert eine eher einseitige Darstellung, denn es wird außer Acht gelassen, dass viele Waggons tagsüber herumstehen und nicht anderweitig genutzt werden können. Auch wird bei der Herkunft des Bahnstroms gerne ausgeblendet, dass in vielen EU-Staaten dieser aus Kohlekraft gewonnen wird und damit so ganz und gar nicht klimafreundlich ist. Auf manchen Routen müssen Diesellokomotiven eingesetzt werden, da es schlichtweg keinen Fahrdraht gibt oder aber zu wenige E-Loks, die mit unterschiedlichen Stromfrequenzen klarkommen, gibt. Es gibt aber noch einen viel simpleren Grund: Es kann schlichtweg günstiger sein mit Diesel unter Fahrdraht zu fahren als den teuren Bahnstrom zu beziehen. Der genannte Fall kommt aber eher im Cargo-Verkehr und weniger im Passagierverkehr häufig vor.

Trotz Partnerschaft mit Tui rechnete es sich nicht

In der freien Marktwirtschaft regeln zumeist Angebot und Nachfrage den Preis. Schenkt man allein den Befürwortern von Nachtzügen Glauben, dann wäre der Betrieb derartiger Bahnangebote eine regelrechte Goldgrube. Zumindest daran haben einige Start-Ups geglaubt, landen vermehrt kleinere Anbieter auf dem Boden der Tatsachen. Die Buchungszahlen sind eher schwach, was mitunter auch daran liegt, dass man kaum bekannt ist und Fahrscheine nicht einfach am Bahnhof oder die Homepage der jeweiligen Staatsbahn gekauft werden können, sondern nur über die eigene Seite. Dazu kommt der Umstand, dass sich viele potentielle Fahrgäste enorm lange Zugfahrten zu einem oftmals sehr hohen Preis nicht antun wollen, wenn es eine schnellere und meist günstigere Alternative auf dem Luftweg ist. Der Hauptkonkurrent ist und bleibt aber das eigene Auto. Traditionell neigen viele Europäer dazu, dass man lieber ewig im Auto sitzt, als sich in einen Zug zu setzen.

Der Nachtzug-Betreiber Green City Trip gibt nun den Betrieb seiner Nachtzüge auf. Dabei waren die Voraussetzungen gar nicht mal so schlecht, denn mit dem Tui-Konzern hatte man einen starken Vertriebspartner. Teilweise hat man einige Verbindungen auch exklusiv im Auftrag der deutschen Firmengruppe betrieben. Diese wurden als Ski-Express vermarktet. Gereicht hat es offensichtlich aber nicht, denn sonst würde man den Eigenbetrieb von Nachtzügen nicht aufgegeben.

Tui-Ski-Züge sollen künftig tagsüber fahren

Das niederländische Start-Up hat die geplante Expansion abgeblasen und zieht sich aus dem Eigenbetrieb von Nachtzügen komplett zurück. Man will künftig in Kooperation mit Go Volta tagsüber fahren. Die Garnituren sind aber nicht im Eigentum, sondern geleast. Man will auch in Deutschland aktiv werden und damit neben Flixtrain und kleineren Anbietern der Deutschen Bahn AG Konkurrenz machen.

Die Nachtzüge sollen angeblich eine Auslastung von 93 Prozent gehabt haben. Zu den Einnahmen machte man keine genauen Angaben, jedoch sollen diese nicht ausreichend gewesen sein, so dass man mit den Nachtzügen Verluste eingefahren hat. Bedingt durch die Einstellung der nächtlichen Verbindungen unter eigener Marke, endet auch die Zusammenarbeit mit dem Tui-Konzern.

Dieser hat sich aber mit Go Volta darauf geeinigt, dass man weiterhin zusammenarbeiten wird. Allerdings sollen die Tui-Ski-Züge künftig nicht mehr in der Nacht, sondern tagsüber verkehren. Für die Reisenden soll das zur Folge haben, dass die Fahrscheinpreise reduziert werden. Der Vorteil, dass man im Zug in einem Bett schlafen kann und ausgeschlafen am Urlaubsort ankommt, geht aber verloren. Daher wird sich noch zeigen wie potentielle Kunden auf das veränderte Angebot reagieren werden. Gerade bei Wintersportlern aus Deutschland könnten viele aufs eigene Auto umsteigen, denn dieses bietet vor Ort im Urlaub mehr Flexibilität.

1 Comment

  • Daniel Elkan , 24. April 2024 @ 20:10

    Sounds like the author is very much against night trains, and smug that another night train has closed. Which begs the question, why?

    ‘Traveling by night trains is an expensive pleasure and in many cases more expensive than alternatives using your own car or plane.’

    Perhaps worried about not selling enough plane tickets? 🙂

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  • Daniel Elkan , 24. April 2024 @ 20:10

    Sounds like the author is very much against night trains, and smug that another night train has closed. Which begs the question, why?

    ‘Traveling by night trains is an expensive pleasure and in many cases more expensive than alternatives using your own car or plane.’

    Perhaps worried about not selling enough plane tickets? 🙂

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