Eigentlich haben sich die Reisebüros von ihrem Dachverband IATA Unterstützung erwartet, doch nun werden die Agenturen offenbar weiter unter Druck gesetzt. So prüft der Luftfahrtverband derzeit, ob die Höhe der Bankgarantien oder Bürgschaften noch angemessen ist und die Liquidität des Reisebüros ausreichend ist.
Agenturen, die über eine IATA-Volllizenz verfügen, dürfen Flugscheine selbst im Namen der jeweiligen Airline ausstellen. Die Abrechnung erfolgt dabei unter anderem über das so genannte BSP-System der IATA. Um keine „schwarzen Schafe“ als Partner zu haben, muss ein volllizenziertes Reisebüro über ausreichende Finanzmittel, Bankgarantien und so weiter verfügen. Laut einem Bericht des Touristikfachportals FVW schaut man nun genauer hin und prüft die Partner.
Das kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, denn viele Agenturen sind aufgrund der Coronakrise unter Druck geraten. Es ist allgemein bekannt, dass viele Reisebüros mangels Neubuchungen und Nachfrage nur noch ums nackte Überleben kämpfen. In Österreich wandete sich die Branche auch mit einem offenen Brief an die Regierung, denn es ist davon auszugehen, dass viele Betriebe die Krise nicht überleben werden.
Dem Medienbericht nach soll die IATA aber in zahlreichen Fällen höhere Garantien verlangen, denn andernfalls droht der Rauswurf aus dem BSP und in Extremfällen sogar der Entzug der Agentur-Lizenz. Das stellt aber die Reisebüros vor große Probleme, denn viele Kreditinstitute und Versicherer halten sich insbesondere bei der Vergabe von Garantien und Darlehen an die Reisebranche stark zurück. Die Folge daraus ist, dass es für Agenturen, aber auch kleinere Reiseveranstalter eine regelrechte „Mission Impossible“ wird: Die Banken weigern sich höhere Bürgschaften einzugehen, da die Liquidität des Reisebüros zu schwach ist. Und warum ist diese so schwach? Weil Corona die Umsätze in den Keller fallen hat lassen.
Besonders scharf kritisieren Betroffene gegenüber der FVW, dass die IATA ungeachtet der Krise die Umsatzzahlen des Vorjahres zu Grunde legt. Da damals Rekordumsätze gefahren wurden, müssen die Liquidität und die Haftungen angehoben werden. Allerdings hat Corona alles verändert und in vielen Reisebüros neigen sich die Rücklagen langsam dem Ende zu. Daher fühlen sich einige Agenturinhaber von ihrem Fachverband IATA nicht nur im Stich gelassen, sondern noch zusätzlich unter Druck gesetzt, denn dieser habe gegenüber den Agenturen die Entwicklungen in diesem Jahr komplett ausgeblendet. Es wäre nicht einmal annähernd damit zu rechnen, dass im Jahr 2021 die Umsätze der Jahre 2018 oder 2019 erzielt werden können. Bleibt die IATA allerdings hart, so könnten viele Agenturen das Handtuch werfen und das gezwungenermaßen.