1,9 Milliarden Euro Verlust: In Deutschland entstehen durch versteckte Gebühren in überhöhten Wechselkursen, hohe Kosten bei internationalen Transaktionen sowie Ausgaben im Ausland von Reisenden.
Im Auftrag von Wise hat das Wirtschaftsforschungsunternehmen Capital Economics ermittelt, dass Verbraucher und Unternehmen in Deutschland im letzten Jahr 1,9 Milliarden Euro durch versteckte Gebühren bei internationalen Zahlungen verloren haben – beispielsweise für Reisen, Geschäfte, Bildung oder die Unterstützung von Angehörigen im Ausland.
Verbraucher zahlten 2023 rund 551 Millionen Euro durch versteckte Gebühren
Die versteckten Gebühren, die deutsche Verbraucher im Rahmen persönlicher Ausgaben auf Reisen gezahlt haben, belaufen sich auf 288 Millionen Euro. Für Überweisungen ins Ausland oder aus dem Ausland nach Deutschland gezahlt summierten sich die Gebühren auf 263 Millionen Euro. Diese versteckten Gebühren entstehen beispielsweise durch Wechselkursaufschläge bei Währungsumrechnungen bei Überweisungen ins Ausland, Bargeldabhebungen oder Zahlungen mit der Karte.
Deutsche Unternehmen zahlten sogar rund 1,3 Milliarden Euro an Gebühren
Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) zahlten vergangenes Jahr 1,3 Milliarden Euro an verstecken Gebühren. Viele Unternehmen werden durch die Kosten und die Komplexität des internationalen Zahlungsverkehrs von einer Expansion ins Ausland abgehalten. Dabei lag der Exportumsatz von deutschen KMU im Jahr 2021 in Drittländer bei über 100 Milliarden Euro. Das Problem ließe sich lösen, wenn der Markt transparent wäre: Er würde KMUs einen fairen Marktvergleich ermöglichen und den Wettbewerb zwischen den Anbietern fördern. Die KMU werden jedoch derzeit weder in der EU noch in Deutschland durch Transparenzvorschriften geschützt.
Wie entstehen versteckte Gebühren?
Der Grund für versteckte Gebühren ist meist die Währungsumrechnung, die sogar innerhalb Europas für einen signifikanten Verlust sorgen kann. Denn ein großer Teil von Zahlungen aus dem Euro-Raum geht jeden Tag an EU-Mitgliedsstaaten, die nicht Teil des Euro-Währungsraums sind. So überweisen beispielsweise Migrant rund 4,4 Milliarden Euro an ihre Angehörigen in Europa. Polen (557 Millionen Euro) und Rumänien (659 Millionen Euro) empfangen beispielsweise die höchsten Summen der sogenannten Remissen.
Viele Banken berechnen ihren Kund für die Währungsumrechnung jeweils unterschiedliche Gebühren, die sie zum Wechselkurs hinzurechnen – Dieser entspricht allerdings nicht dem Kurs, zu dem die Banken selbst Gelder transferieren. Verbraucher sollten prüfen, ob ihre Bank in Bezug auf versteckte Gebühren transparent ist: wird etwa der „echte“ Wechselkurs (der Mittelkurs) verwendet, also den Währungswert ohne die Marge des Anbieters? Eine einfache Google-Suche reicht meist schon aus, um den Wert zu prüfen.
Doch nicht nur Banken können diese versteckten Gebühren erheben. Reisende sollten Wechselstuben – ob im Heimat- oder Ausland – meiden, da sie insbesondere an Flughäfen oder Bahnhöfen Wechselkurse typischerweise sehr ungünstig sind und so weniger Geld getauscht wird. Ähnlich verhält es sich beim Geldabheben im Ausland. Je nach Kreditinstitut und Karte können dabei Fremdwährungs- und Auslandsgebühren anfallen.
Magali Van Bulck, Head of Policy & Campaigns (EMEA) von Wise, erklärt: „Es mangelt an Transparenz im Finanzsektor. Doch diese fehlende Transparenz ist der wichtigste Faktor im Verbrauchschutz. Nur durch transparente Angaben der Gebühren werden sich Verbraucher dieser bewusst und können die Anbieter vergleichen. Dazu müssten die Lücken in der Regulatorik geschlossen werden. Wir müssen an den Punkt gelangen, an dem Gebührentransparenz sichergestellt wird und Verbraucher über alternative Zahlungsverfahren aufgeklärt werden. Diese Maßnahmen ließen sich schnell umsetzen und würden effektiv die Kosten senken.”