Ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen Austrian Airlines (AUA) und dem Investor Mohamed Bin Issa Al Jaber könnte die österreichische Fluglinie schwer belasten, wie die “Salzburger Nachrichten” jüngst berichteten. Demnach steht die AUA kurz davor, sich mit Al Jaber zu vergleichen, was sie einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten könnte – und das sind nur die direkten Vergleichskosten, ohne die hohen Summen für Anwälte und Gerichtsverfahren.
Die Ursprünge dieses Konflikts reichen bis ins Jahr 2008 zurück, als die AUA in einer finanziell angespannten Situation per Notverkauf an die Lufthansa überging. Zuvor hatte es Verhandlungen über einen Einstieg von Al Jaber gegeben, der über seine Firmengruppe JJW 20 Prozent der AUA für 150 Millionen Euro erwerben wollte. Doch die AUA erwies sich nicht als sanierungsbedürftig, sondern wirtschaftlich instabil – eine Tatsache, die Al Jaber dazu veranlasste, von seinem Vorhaben Abstand zu nehmen.
Daraufhin reichte die AUA Klage gegen Al Jaber ein, der wiederum mit einer Gegenklage reagierte. In einem langwierigen Verfahren stellte das Handelsgericht Wien im April 2023 fest, dass der Rückzug von Al Jaber gerechtfertigt war. Der damalige AUA-Vorstand hatte offenbar entscheidende Zahlen zurückgehalten und Al Jaber über die tatsächliche finanzielle Lage getäuscht. Statt eines prognostizierten Gewinns von 3,3 Millionen Euro stand ein Verlust von mehr als 200 Millionen Euro bevor. Zusätzlich wurde festgestellt, dass der Vorstand seine Pflichten zur Ad-hoc-Meldung verletzt hatte.
Im Januar dieses Jahres wies das Oberlandesgericht Wien die Berufung der AUA gegen das Urteil des erstinstanzlichen Verfahrens zurück. Dies führte zu neuen Schadenersatzforderungen seitens Al Jabers, die Austrian Airlines vor eine finanzielle Herausforderung stellen.
Unter der Führung der neuen AUA-Vorstandsvorsitzenden Annette Mann wurden nun Vergleichsverhandlungen mit Al Jaber angestoßen. Dieser Schritt zeigt eine neue Strategie auf höchster Unternehmensebene, um eine langwierige und kostspielige rechtliche Auseinandersetzung zu beenden. Weder die AUA noch Al Jaber oder seine Vertreter äußerten sich bisher öffentlich zu den laufenden Gesprächen.
Die Entscheidung über einen Vergleich könnte weitreichende finanzielle Konsequenzen für Austrian Airlines haben, die sich ohnehin in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld der Luftfahrtindustrie befindet. Der Ausgang dieser Verhandlungen wird nicht nur darüber entscheiden, wie hoch die finanzielle Last für die AUA sein wird, sondern auch darüber, wie sich dieses Kapitel auf die langfristige Strategie und Reputation der österreichischen Fluglinie auswirken wird.