Dank hoher Nachfrage und teuren Tickets: AUA schreibt Gewinn und will wieder wachsen

Schatten eines A320neo (Foto: Jan Gruber).
Schatten eines A320neo (Foto: Jan Gruber).

Dank hoher Nachfrage und teuren Tickets: AUA schreibt Gewinn und will wieder wachsen

Schatten eines A320neo (Foto: Jan Gruber).
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Kurz nach dem Beginn der Corona-Pandemie ist die damalige Geschäftsführung von Austrian Airlines davon ausgegangen, dass die Nachfrage dauerhaft geringer sein wird. Man beschloss die Flotte zu verkleinern. Beispielsweise trennte man sich von den Mustern de Havilland Dash 8-400, Airbus A319 und halbierte auf der Langstrecke die Anzahl der Boeing 767. Nun kann die AUA wieder schwarze Halbjahreszahlen verkünden. 

Auf den ersten Blick klingt es natürlich, dass Austrian Airlines in den ersten sechs Monaten äußerst erfolgreich gewesen wäre. Man darf bei der Betrachtung aber nicht außer Acht lassen, dass im direkten Vergleich mit dem Jahr 2019 die durchschnittlichen Flugticketpreise bei – besonders auf der Kurz- und Mittelstrecke- spürbar zurückgefahrenen Inklusivleistungen stark gestiegen sind. Auf jenen Routen, auf denen man keinen Mitbewerber hat, wurde es besonders teuer. Hat man aber beispielsweise Ryanair oder Wizzair als “Spielkameraden”, so ruft auch die AUA günstigere Flugscheinpreise auf. 

Bemerkenswert ist auch, dass sich die AUA kurz nach der Wiederaufnahme des Flugbetriebs im Juni 2020 öffentlich für die von Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) propagierten, aber bis dato nicht umgesetzten, Mindestpreise für Flugtickets eingesetzt hat. Die “Forderung” von Gewessler, dass “Fliegen teurer werden muss” hat man umgesetzt und letztlich haben die höheren Durchschnittserlöse dazu beigetragen, dass Austrian Airlines im ersten Halbjahr 2023 wieder schwarze Zahlen schreiben konnte. Die Umwelt hat davon aber rein gar nichts, denn der von den Grünen erhoffte Effekt, dass bei teuren Ticketpreisen weniger Menschen fliegen und daraus resultierend weniger Flugzeuge in der Luft sind, ist schlichtweg nicht eingetreten. 

Trotz hoher Kosten im Alltag: Viele wollen sich den Urlaub – nicht nochmals – vermasseln lassen 

Genau wie andere Fluggesellschaften, auch aus der Lufthansa Group, konnte die AUA stark davon profitieren, dass viele Menschen in den letzten Jahren – auch aufgrund der propagandaartigen Aufrufe der österreichischen Politik, dass man zu Hause bleiben soll – nicht verreist sind bzw. Nicht im Urlaub waren. Es besteht besonders in diesem Jahr ein enormer Nachholeffekt und nochmals wollen sich viele – unageachtet der alltäglichen Teuerungen – ihre Urlaube nicht vermiesen lassen. Die Erholung im Inland zu verbringen ist für zahlreiche Österreicher nicht gerade attraktiv, denn die heimische Tourismuswirtschaft hat in diesem Jahr ganz kräftig an der Preisschraube gedreht. Dazu kommt im Sommer noch ein ganz simpler Umstand: Viele wollen ihre Urlaube am Stand verbringen und das kann ein Binnenland wie Österreich schlichtweg nicht bieten. 

Strategisch ist Austrian Airlines bereits im Vorfeld vollkommen logisch vorgegangen. Bereits im Vorjahr hat man richtig erkannt, dass die Nachfrage seitens der potentiellen Kunden weniger im Deutschland-Österreich-Verkehr liegt, sondern auf Urlaubsstrecken. Aus der im Vorjahr gewonnen Erkenntnis hat man in diesem Jahr das Angebot zu Warmwasserzielen stark ausgebaut. Im Bereich des Vertriebs ist es für die AUA natürlich von Vorteil, dass man im Gegensatz zu Ryanair und Wizz Air offiziell mit Reiseveranstaltern kooperiert und somit auch von diesen Buchungen und Charteraufträge bekommen hat. Die genannten Lowcoster werden von manchen Tour Operators in Pauschalreisen inkludiert, jedoch handelt es sich dabei zumeist um so genannte dynamische Reisen, die automatisiert mehr oder weniger individuell zusammengestellt werden. 

Hohe Nachfrage und gestiegene Ticketpreise beflügeln die Finanzzahlen 

Austrian Airlines hat allein im zweiten Quartal des Jahres 2023 den Umsatz um 39 Prozent auf 664 Millionen Euro steigern können. Im Vorjahr lag dieser Wert bei 478 Millionen Euro. Die Gesamterlöse haben sich von 501 Millionen Euro auf 680 Millionen Euro verbessert. Die Gesamtaufwendungen lagen im zweiten Halbjahr mit 592 Millionen Euro 19 Prozent über jenen des Vorjahres (Q2 2022: 498 Millionen Euro). Aufgrund der hohen Passagiernachfrage und einer weiterhin hohen Auslastung konnte das zweite Jahresquartal mit einem Ergebnis von 88 Millionen Euro abgeschlossen werden (adj. EBIT Q2 2022: 3 Millionen Euro). 

Austrian Airlines konnte ihren Umsatz im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 deutlich (+57 Prozent) auf 1,064 Milliarden Euro steigern (1. Halbjahr 2022: 678 Millionen Euro). Die Gesamterlöse sind in der ersten Jahreshälfte 2023 um 54 Prozent auf 1,093 Milliarden Euro gestiegen (1. Halbjahr 2022: 709 Millionen Euro). Die betrieblichen Aufwendungen sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 32 Prozent auf 1,078 Milliarden Euro gestiegen (1. Halbjahr 2022: 815 Millionen Euro). Das erste Halbjahr 2023 konnte somit mit einem adj. EBIT von 15 Millionen Euro abgeschlossen werden (1. Halbjahr 2022: -106 Millionen Euro). Das positive Halbjahresergebnis ist vor allem auf den weiteren Anstieg der Passagierzahlen zurückzuführen. Austrian Airlines flog in der ersten Jahreshälfte über 6,1 Millionen Passagiere, was einem Plus von 47 Prozent entspricht (1. Halbjahr 2022: 4,2 Millionen Euro). Die angebotenen Sitzkilometer stiegen im Vergleichszeitraum um 27 Prozent auf 11,6 Milliarden (1. Halbjahr 2022: 9,2 Milliarden), wobei die Flüge der österreichischen Fluggesellschaft zu durchschnittlich 80,0 Prozent ausgelastet waren (1. Halbjahr 2022: 72,1 Prozent). 

Mit anderen Worten: Die Kombination aus hoher Nachfrage und zum Teil stark erhöhten Ticketpreisen bei abermals zurückgefahrenen Inklusivleistungen hat dazu geführt, dass Austrian Airlines im ersten Halbjahr 2023 mehr Geld verdient hat. Beispielsweise kassiert man in den billigsten Tarifklassen für die Auswahl des Wunschsitzplatzes rund 25 Euro pro Person und Strecke extra. Gerade Personen, die in den Urlaub fliegen wollen, sind da eine willkommene Zielgruppe, denn diese greifen häufiger in die Geldbörse, um am gewünschten Sitzplatz neben dem Wunschsitznachbarn sitzen zu können. Selbstredend: Die AUA freut sich über das zusätzliche Körberlgeld, das Mitbewerber aus dem Billigfliegersegment schon seit vielen Jahren gerne “mitnehmen”. 

Airbus A320neo (Foto: Austrian Airlines).

A320-Flotte wird um zwei Maschinen erweitert 

Bei Austrian Airlines denkt man angesichts des positiven Trends wieder an Expansion. Die Flotte soll im Bereich der Kurz- und Mittelstrecke um zwei Maschinen erweitert werden. Wie die Geschäftsführung im Rahmen der Präsentation der Zahlen bestätigte, wird es sich um einen Airbus A320neo handeln, so dass diese Teilfotte auf fünf Einheiten ausgebaut wird. Weiters wird man ein Gebrauchtflug des Typs A320ceo von einer Konzernschwester übernehmen. Eigenen Angaben nach soll es sich dabei um ein junges Modell handeln. Beide werden nächstes Jahr eingeflottet. 

Klar ist aber auch, dass die Kurz- und Mittelstreckenflotte in die Jahre kommt. Austrian Airlines ist einer der weltweit letzten Betreiber des Airbus A321-100. Diese Maschinen sollen in der zweiten Hälfte des laufenden Jahrzehnts ersetzt werden. Dabei wird es dann auch den ältesten Airbus A320 an den Kragen gehen. Zunächst hat aber die Modernisierung der Langstrecke Vorrang. 

Erste Dreamliner sind Gebrauchtflugzeuge von Lufthansa 

Austrian Airlines wird die in Luftfahrtkreisen als “Museumsflotte” verschmähten Flugzeuge nach und nach durch Boeing 787-9 ersetzen. Die ersten Einheiten übernimmt man gebraucht von Lufthansa. Dabei wird auch die Kabine nicht verändert, denn diese werden weiterhin in Hainan-Konfiguration fliegen. Derzeit ist noch nicht endgültig entschieden, ob jene Maschinen, die man später ab Werk übernehmen werden, mit der Allegris-Kabine, die bei Swiss und Lufthansa forciert wird, ausgestattet sein wird oder aber ob der Kranich-Konzern ein Standard-Produkt “von der Stange” einbauen lässt. Interessant wird dabei sein, um es bei Austrian Airlines bei möglicher Einführung der Allegris-Kabine dann zu einem Comeback der First Class kommt oder nicht. Das weiß man momentan noch nicht wirklich. 

Gegen die Wiedereinführung einer Ersten Klasse spricht ganz klar die aktuelle Strategie der Austrian Airlines. Man hat zuletzt die Sitzplatzkapazität der Boeing 777-Flotte erhöht und reizt das technisch zugelassene Maximum fast komplett aus. Nur wenige andere Carrier bieten – zumindest in der Economy-Class – einen so engen Sitzabstand. Bei der AUA hat das seinen Grund: Man will mehr Premium-Economy und Business-Class anbieten, aber gleichzeitig die Kapazität in der Eco nicht nennenswert reduzieren. Eine theoretisch mögliche First Class in der künftigen 787-Flotte würde äußerst viel Platz wegnehmen und zu Lasten der Gesamtkapazität der Maschinen gehen. Dazu kommt auch ein ganz anderer Aspekt: Erste-Klasse-Sitze wiegen deutlich mehr und wenn diese leer sind, erhöht man sinnlos den Treibstoffverbrauch und damit die Kosten. Somit ist es durchaus verständlich, dass man es sich verdammt gut überlegen wird, ob man der First Class ein Comeback spendieren wird oder ob man es bei den derzeitigen Beförderungsklassen Economy, Premium-Economy und Business belassen wird. 

Boeing 787-9 (Rendering: Austrian Airlines DBS).

Erster Dreamliner, ein A320neo und ein A320ceo kommen nächstes Jahr dazu 

Grundsätzlich werden die Dreamliner die derzeit aus B767 und B777 bestehende Langstreckenflotte ersetzen. Klar ist aber auch, dass es eine längere Übergangsphase geben wird. In dieser wird die AUA mit allen drei genannten Mustern unterwegs sein. Daher ist auch nicht verwunderlich, dass verkündet wurde, dass die erste Boeing 787-9 für das Wachstum verwendet wird und nicht sofort eine bestehende Maschine die Flotte verlassen wird. Der erste gebrauchte Dreamliner wird im kommenden Jahr von Lufthansa an Austrian Airlines übergeben. Erst ab der zweiten B787-9 wird man dann mit der Ausflottung der drei verbliebenen Boeing 767-300ER beginnen. Danach wird man die ebenfalls in die Jahre gekommenen B777 Zug um Zug entfernen. 

Die Neuzugänge auf der Kurz- und Mittelstrecke wird man übrigens auch im kommenden Jahr übernehmen. Wie erwähnt: Es handelt sich um den fünften Airbus A320neo, der werksneu sein wird und einen gebrauchten A320ceo, der von einer Konzernschwester übernommen wird. Die beiden Maschinen werden dem avisierten Wachstum dienen und den touristischen Verkehr im Sommer 2024 stärken. 

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