Der Sommer-Verkaufsschlager: Wetleases in der Luftfahrt

Airbus A320 (Foto: Mario Caruana / MAviO News).
Airbus A320 (Foto: Mario Caruana / MAviO News).

Der Sommer-Verkaufsschlager: Wetleases in der Luftfahrt

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Wetlease, auch bekannt als ACMI-Leasing (Aircraft, Crew, Maintenance, Insurance), ist ein gängiges Prinzip in der Luftfahrtindustrie, das es Fluggesellschaften ermöglicht, vorübergehend Flugzeuge von anderen Unternehmen zu mieten, um ihren Flugbetrieb aufrechtzuerhalten oder zu erweitern.

Bei einem Wetlease stellt der Vermieter nicht nur das Flugzeug, sondern auch das gesamte Betriebspersonal, einschließlich Crew und Wartungspersonal, sowie Versicherungsdienstleistungen zur Verfügung. Dies ermöglicht es Fluggesellschaften, flexibel auf Nachfrageänderungen zu reagieren, saisonale Schwankungen auszugleichen oder Engpässe im eigenen Flugzeugbestand zu überbrücken.

Für Passagiere kann ein Wetlease-Flug einige Auswirkungen haben. Obwohl die Fluggesellschaft, mit der der Passagier ursprünglich gebucht hat, die Verantwortung für den Flug trägt, kann es sein, dass der Flug von einem anderen Betreiber durchgeführt wird. In solchen Fällen müssen die Passagiere in der Regel nicht befürchten, dass ihre Rechte eingeschränkt werden. Sie haben immer noch Anspruch auf die gleichen Dienstleistungen und Schutzmaßnahmen gemäß den einschlägigen Fluggastrechten, unabhängig davon, welche Airline den Flug durchführt.

In Europa gibt es eine ganze Reihe von Fluggesellschaften, die keine Linienflüge auf eigene Rechnung anbieten, sondern ausschließlich Wetlease-Aufträge für andere Airlines durchführen und/oder Charter für Reiseveranstalter und andere Auftraggeber erfüllen. Die Avia Solutions Group ist in diesem Segment gleich mit einer ganzen Reihe rechtlich eigenständiger Carrier vertreten. In Deutschland ist German Airways auf ACMI- und Charterdienstleistungen spezialisiert. Ein weiterer großer Anbieter in Europa ist beispielsweise Hifly.

Schon in den 1950er-Jahren gab es Wetleases

Die Entwicklung des Wetleasings in der Luftfahrt reicht weit zurück. Der erste dokumentierte Wetlease fand bereits in den 1950er Jahren statt, als Fluggesellschaften begannen, Flugzeuge und Besatzungen von anderen Unternehmen zu mieten, um Engpässe im eigenen Flugbetrieb auszugleichen. Seitdem hat sich das Wetleasing zu einem wichtigen Bestandteil der Luftfahrtindustrie entwickelt und ist heute aus dem globalen Flugzeugleasingmarkt nicht mehr wegzudenken.

Eine Fluggesellschaft, die besonders auf Wetlease-Flugzeuge setzt, ist beispielsweise Norwegian Air Shuttle. Norwegian hat in den letzten Jahren eine beträchtliche Anzahl von Flugzeugen von anderen Betreibern geleast, um seine Flotte zu erweitern und seine Präsenz auf verschiedenen Märkten zu stärken. Dies hat es Norwegian ermöglicht, schnell zu wachsen und flexibel auf sich ändernde Marktanforderungen zu reagieren. In der Vergangenheit haben auch die Fluggesellschaften des Corendon-Konzerns übermäßig viel Wetlease-Gerät eigemietet gehabt. Zeitweise hatte man mehr externe Maschinen samt Crews für sich im Einsatz als man selbst betrieben hat.

Mehr Wetleases im Sommer als im Winter

In Europa kann es besonders während der Hochsaison überdurchschnittlich häufig dazu kommen, dass der gebuchte Flug nicht vom Vertragspartner selbst, sondern von einem Wetlease-Partner, der als eine Art Subunternehmer zu betrachten ist, durchgeführt wird. Die Ursachen können vielfältig sein, denn nicht selten kann der Einsatz von kurzfristig eigemieteter Kapazität beim Ausfall eines eigenen Flugzeuges günstiger kommen als Entschädigungen an Reisende leisten zu müssen. Häufig ist die Ursache aber eine andere: Man will mehr Strecken und Routen anbieten, jedoch hat man nicht ausreichend Personal und Flugzeuge zu Verfügung bzw. will nicht entsprechend aufstocken, da es sich lediglich um eine saisonale Erhöhung handelt.

Die Vorteile von Wetlease liegen auf der Hand: Fluggesellschaften können kurzfristig auf Engpässe im Flugzeugbestand reagieren, ohne langfristige Investitionen in neue Flugzeuge tätigen zu müssen. Gleichzeitig können sie von den Fachkenntnissen und Ressourcen erfahrener Betreiber profitieren. Allerdings birgt Wetleasing auch einige Nachteile, darunter eine geringere Kontrolle über den Flugbetrieb und potenzielle finanzielle Risiken im Falle von Vertragsverletzungen oder unerwarteten Ereignissen. Trotzdem bleibt Wetleasing eine wichtige Option für Fluggesellschaften, um ihre Flexibilität zu erhöhen und ihre Betriebskosten zu optimieren.

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