Wenn dir das Leben eine Zitrone schenkt, mach Limonade daraus”, dieses alte Sprichwort ist der ideale Einstiegssatz für diesen Trip Report. Die Corona Pandemie führte auch für zahlreiche Vielflieger und Aviation Freunde weltweit dazu, dass der Aufenthalt an Bord eines Verkehrsflugzeuges wieder zu einem fast schon seltenen Highlight anmutet.
Wie macht man also nun Limonade aus so einer Situation?
Singapur hatte inmitten der Pandemie über Monate hinweg die Grenzen geschlossen, eine Einreise war nur für wenige Personen möglich. Dieser außergewöhnlichen Situation ist auch der vor wenigen Wochen neu aufgelegte „Fünfte Freiheit“ Flug der Singapore Airlines von Kopenhagen nach Rom zu verdanken.
Flug SQ352 hebt planmäßig 00:30 in Singapur ab und erreicht Kopenhagen etwa 12 Stunden später um 6:55 Ortszeit. Nach einem kurzen Turnaround von etwas weniger als 1,5 Stunde in Kopenhagen fliegt der A350 weiter in die italienische Hauptstadt wo der Flieger um 10:35 seinen finalen Zielort für einige Reisende und die Crew erreicht.
Anreise zum Airport Kopenhagen
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten ab ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz – je nach Abflughafen auch mehr oder weniger günstig – die dänische Hauptstadt zu erreichen. Da ich jegliche Hektik in der An- und Abreise zu vermeiden versuchte, entschied ich mich zu einer Anreise bereits am Vortag um noch in Ruhe ein wenig skandinavische Luft zu inhalieren und Gemütlichkeit zu erfahren, um in der richtigen Stimmung die Reise am nächsten Morgen in die zuweilen quirlige italienische Metropole anzutreten. Nach einem guten Abendessen und einer kurzen Nacht im praktischen und schlichten Hotel machte ich mich am frühen Freitagmorgen im Berufsverkehr mit der Metro auf den Weg in Richtung Flughafen.
Web-Check-in ist möglich – kein Gang zum Schalter notwendig
Erfreulicherweise gestattet Singapur Airlines auf diesem Flug den Check-In, auch in Corona-Zeiten per App bzw. per Web und da ich mir den gewünschten Sitzplatz bereits vorab per Reservierung gesichert hatte zog ich vorbei am Check-In Schalter zur Sicherheitskontrolle im Terminal 3 des Kopenhagener Airports. Im Vorbeigehen konnte ich nur eine Handvoll Mitreisender ausmachen für welche dennoch eine beachtliche Vielzahl an Check-In Schaltern geöffnet war. Nach dem am CPH gewohnt überaus freundlichen Security Check war das Abfluggate E5/E105 bereits am Monitor mit dem Vermerk „Gate Area opened“ ausgeschrieben.
Corona-Dokumente wurden genau geprüft
An diesem Morgen nutzte Singapur Airlines ein Busgate, wie sich schnell herausstelle war mein frühzeitiges erscheinen äußerst sinnvoll, durch die Kontrolle aller erforderlichen Dokumente für die Reise von Dänemark nach Italien, hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet.
Da die Gate-Agents samt der Repräsentantin akribisch genau alles überprüften, lies sich leicht verfolgen wie immer wieder einzelne Gäste am Rand noch QR-Codes auf ihr Smartphone downloaden oder sich gar erst zur Einreise in Italien anmelden mussten. Die Busse fuhren in hoher Frequenz und stets mit nur einer sehr kleinen Anzahl von Gästen zum Flieger.
Direkt nach dem Abscannen der Bordkarte reichte die Repräsentantin jedem Fluggast eine kleine Flasche mit stillem Wasser aus einem vorbereiteten Einschub am Gate und selbst für einen kleinen Small-Talk mit Maske blieb noch Zeit bis der nächste verfügbare Bus langsam eintrudelte.
Kabine und Sitz genauer betrachtet
Da der Airbus vorab aus Singapur angekommen war, stand er an einer Finger-Position im Non-Schengen Bereich und der Einstieg erfolgte für alle über eine Treppe durch die hintere linke Tür.
Die Crew, welche in voller Schutzmontur an der Tür Stellung bezogen hatte, reichte ein eingeschweißtes Hygiene Pack, mit OP-Maske und Desinfektionsmittel an jeden Reisenden und selbst mit Maske und Visier im Gesicht, schenkte man jedem Gast ein spürbares Lächeln samt Herzlichem Willkommen. Ich hatte mich bereits während der Buchung mit der Seat Map des Airbus A350 beschäftigt, welcher in der „normalen“ Interkontinentalausstattung Platz für 253 Fluggäste, In der Economy Class in einer 3-3-3 Bestuhlung bietet und mit der Sitzreihe Nummer 41 und der aufpreispflichtigen „Forward Zone“ beginnt.
Die „forward Zone“ der Economy Class Kabine hier aus dem Blickwinkel der Reihe 46 (Foto: Steffen Lorenz). Blick auf und über die letzten 3 Mittelreihen der Economy Class, in farblicher anderer Gestaltung als in der forward Zone, kurz vor der Aft Galley (Foto: Steffen Lorenz). Sowie die Premium Economy Class im Seitenprofil (Foto: Steffen Lorenz). Die letzte der drei angebotenen Mittelreihen in der Premium Economy Class (Foto: Steffen Lorenz). Der aktuelle Business Class Sitz der Singapur Airlines, hier im Bild Reihe 21 (Foto: Steffen Lorenz).
Direkt davor befinden sich 3 Reihen Premium Economy Class in einer 2-4-2 Konfiguration sowie die umfangreiche Business Class. Eine First Class bietet Singapore Airlines in der Airbus A350-Flotte derzeit nicht an. Die farblich unterschiedlich gestalten gepolsterten Sitze der Economy Class verfügen über eine in Slim gehaltene Mittelarmlehne mit der Möglichkeit des Recline der Rückenlehne und einen akzeptablen Sitzabstand zum Vordermann. Selbst mit einer Körpergröße von über 1,85m konnte ich sehr entspannt sitzen, wie das nach einem 12 Stunden Flug ausgesehen hätte, lässt sich aber schwer einschätzen.
In der Premium Economy kommen Slim Sitze mit einem grauen Lederüberzug zum Einsatz, welche in den 2er Bestuhlungen der äußeren Reihen mittig einen kleinen Cocktailtisch anbietet, sowie eine verstellbare Fußstütze und eine deutlich erweiterte Funktion der Rückenlehne. Des Weiteren bieten die Premium Sitze einen deutlich größer verbauten Monitor im Vordersitz.
Die stilvoll eingerichtete Business Class in der A350-900 Kabine kommt in edel aussehenden Braun- und Grautönen daher und bietet den aktuellen Branchenstandard eines Fullflat Sitzes, welchen ich nach der Landung gemeinsam mit dem Inflight Manager in Sitzreihe 21 ausgiebig ausprobieren durfte.
Entertainment-Angebot und Wifi-Internet
In der Economy Class bieten die Monitore im Vordersitz einen ca. 10-Zoll Bildschirm mit separatem Gamepad im unteren Bereich, über 1400 Stunden Content von Filmen, Serien, Musik sowie einer großen Auswahl an Spielen, die auch den 12 stündigen Weiterflug mit hoher Wahrscheinlichkeit kurzweiliger gestalten. Auf ausgewählten Flügen wird Live-TV angeboten, was auf dem Flug von Kopenhagen nach Rom nicht nutzbar war. Natürlich lässt sich der Flug mittels der Airshow Funktionen in verschiedenen Formen verfolgen, so ist auch die Darstellung der verbleibenden Flugzeit über das Gamepad als Anzeige möglich während man auf dem Monitor in der Vollbildanzeige seinen FIlm oder TV-Show genießt.
Jeder Sitz in der Economy verfügt über separate Stromanschlüsse die das Laden des eigenen Endgerätes an Bord zu jeder Zeit möglich machen. Als besonderes Feature bietet Singapur Airlines derzeit bis zum Jahresende zwei Stunden gratis Wifi an Bord an, so dass ich quasi während des gesamten Fluges eine stabile Verbindung ins Internet auf meinem Smartphone hatte.

Inflight Service im Check
Meine Erwartungshaltung war in der Tat dahingehend, dass ich schlichtweg gespannt war auf den Inflight-Service auf diesem kurzen Flug mit etwas über 2 Stunden in der Luft.
Direkt nach dem Start und dem Schließen der Vorhänge zwischen den einzelnen Klassen, reichte die Crew zunächst ein weiteres antibakterielles kaltes Reinigungstuch, wenige Minuten später folgte ein Sandwich Service, wobei zweierlei verschiedene Sandwiches und die komplette Bordbar zur Verfügung standen.
Zu meiner Wahl eines kalten „Ciabatta Egg Mayo Cheese“ Brötchens, blieb ich an diesem Morgen ganz klassisch bei einem Plastebecher Orangensaft und einem kleinen braunen Coffee to Go Becher samt weißem Deckel im Corporate Design von SQ. Während des Fluges erkundigte sich die Crew noch mehrfach nach dem Wohlbefinden und circa eine Stunde vor der Landung erhielt ich völlig unproblematisch einen weiteren Kaffee.

Preis und gebuchte Tarifklasse
Singapore Airlines bietet in allen Economy Tarifen ein Check-In Baggage an, im „Economy Light“ Tarif darf dieses maximal 25 Kilo wiegen, plus ein kostenfreies Handgepäckstück. Da der preisliche Unterschied zwischen den 4 wählbaren Economy Tarifen bei über 1600 dänischen Kronen am Tag meiner Buchung lag (etwa 215€) und ich lediglich eine Nacht unterwegs war, reichte der Economy Light Tarif hierbei für meine persönlichen Bedürfnisse bei zu erwartenden 40 Grad tagsüber in Rom absolut aus.
Jeder kennt inzwischen die verschiedenen Möglichkeiten zum Erlösen von Ancillary Revenues als Teil des Geschäftskonzeptes. Mein Flug im Economy Light Tarif plus der dazugehörigen Sitzplatzreservierung (fast auf den Tag genau 4 Wochen vor Abflug) lag bei exakt 600 dänischen Kronen (ca. 80€), wovon meine Sitzplatzreservierung in der Forward Zone 50 Kronen (circa 6,50€) kostete.
Fazit des Autors
Jeder der schon einmal eines der modernsten auf dem Markt befindlichen Langstreckenflugzeuge der Welt, oder Singapore Airlines – zunächst auf einer Kurzstrecke – testen wollte, hat mit diesem “5te-Freiheit” Flug die Gelegenheit dazu. Zusätzlich sei erwähnt, dass die Airline natürlich ein Teil der Star Alliance ist, was insbesondere für FQTV ein weiterer netter Anreiz seien könnte. Auf der Strecke von Kopenhagen nach Rom fliegen derzeit 4 Airlines. Wie auch immer die persönliche Präferenz am Ende ausfällt, sicher ist; mit dem vorübergehenden Einsatz des A350-900 auf dieser Strecke ist zumindest kurzfristig eine schöne Möglichkeit geschaffen worden, das Flugzeug testen zu können ohne dafür extra eine Langstrecke zu fliegen.
Safety Card mit dem bedrohlich wirkenden Hinweis, dass die Safety Card zum Sicherheitsequipment des Flugzeuges gehört und es somit eine Straftat darstellt, diese von Bord zu entfernen (Foto: Stefan Lorenz). Landeanflug auf den Leonardo Da Vinci Airport (FCO) – Roms (Foto: Stefan Lorenz). Der bereits im Titel erwähnt „Hauch von Dolce Vita“, hier in Form eines Cappuccinos am Bahnhof Rom-Termini direkt nach der Ankunft (Foto: Steffen Lorenz).
Hinweis: Der Flug fand unter den am 30. Juli 2021 gültigen Hygiene- und Einreisestandards der jeweiligen Länder statt.