Der Verkehrsclub Österreich behauptet, dass in Österreich der von der Luftfahrt verursachte Kohlenstoffdioxidausstoß allein im ersten Halbjahr 2023 stark gestiegen wäre. Man vergleicht diese mit dem Jahr 2021, in dem vergleichsweise wenig geflogen wurde. Die Flughafen Wien AG kritisiert die Äußerungen heftig.
In den letzten Jahren hat sich die Kommunikation des Verkehrsclub Österreich häufig mit jener von Umweltschutzorganisationen gedeckt. Der offiziell unabhängige Verein könnte sich durchaus daran angepasst haben, dass im Verkehrsministerium mit Leonore Gewessler nun eine Grüne das Sagen hat. Besonders heftig wird nämlich sowohl von der Politikerin, die gerne mit Privatjets unterwegs ist, als auch vom VCÖ die Luftfahrt kritisiert.
Die Flughafen Wien AG ist der Ansicht, dass die Behauptung, dass die Fliegerei im ersten Halbjahr 2023 schon so viel Kohlenstoffdioxid wie im gesamten Jahr 2021 ausgestoßen habe, grob irreführend sein soll. Der VCÖ-Argumentation folgend hat die Zahl der Flugreisenden also deutlich stärker zugelegt als der CO-Ausstoß des Flugverkehrs – was den Erfolg der Klimaschutzbemühungen der Luftfahrt bestätigt. Die CO2-Emissionen des österreichischen Flugverkehrs machten 2018, also einem Jahr vor der Corona-Pandemie und mit einem ähnlichem Gesamtjahres-Passagieraufkommen wie heuer, laut Umweltbundesamt lediglich 0,16% der Gesamtemissionen in Österreich aus. Grundsätzlich ist zu den VCÖ-Aussagen auch festzuhalten, dass Vergleiche der von weltweit außerordentlich starken Verkehrsrückgängen geprägten Corona-Jahre 2020 und 2021 mit der Gegenwart insgesamt nicht besonders seriös sind.
Alleine am Flughafen Wien ist das Passagieraufkommen nach der Coronakrise im ersten Halbjahr 2023 gegenüber 2022 um 44% gestiegen, während die Zahl der Bewegungen deutlich schwächer (um 27,5%) zugelegt hat. Umgelegt auf die VCÖ-Zahlen wäre das ein Anstieg der CO2-Emissionen pro Passagier um lediglich 4% – bei 44% mehr Flugreisenden.
Der VCÖ fordert, dass Kerosin künftig besteuert werden soll. Das ist auch heute bereits der Fall, jedoch nur auf Inlandsflügen. Internationale Verbindungen sind aufgrund diverser Abkommen steuerbefreit. Was viele nicht wissen: Treibstoff, der dann für Inlandsflüge verwendet wird, muss verzollt werden. Somit ist die Verwendung von Kerosin innerhalb von Staaten keinesfalls steuerfrei.
Der Flughafen Wien lehnt in einer Aussendung die Forderung, dass auch internationale Flüge besteuert werden sollten, ab. Man verweist darauf, dass die Airlines dann einfach außerhalb Österreichs bzw. außerhalb der EU tanken würden. Dadurch würde kein Kohlenstoffdioxid eingespart werden und durch den „Tanktourismus“ würden keine nennenswerten Steuereinnahmen entstehen. Bei Langstreckenflügen wären dann Tankstopps in anderen Staaten sehr attraktiv, um Geld einsparen zu können. „bereits heute spült die österreichische Luftfahrt jährlich über € 100 Mio. durch die Flugticketabgabe in den österreichischen Staatshaushalt – eine Zweckwidmung für Klimaschutzmaßnahmen wäre daher sinnvoll, fehlt aber bislang. Im Unterschied zu anderen Verkehrsträgern finanziert die Luftfahrt ihre Infrastruktur komplett selbst, weswegen der Forderung nach weiteren steuerlichen Belastungen für die Luftfahrt nicht akzeptabel ist“, so die Flughafen Wien AG.
Der VCÖ fordert auch, dass Bahnverbindungen innerhalb Europas ausgebaut werden sollen. Dieser im Öko-Lager gehypte Verkehrsträger hat jedoch ebenfalls erhebliche Kohlenstoffdioxid-Emissionen, denn enorm viele Strecken werden bis heute mit Diesellokomotiven betrieben oder aber wegen unterschiedlicher Stromsystem grenzüberschreitend mit Diesel unter Fahrdraht durchgeführt. Dazu kommt, dass in vielen EU-Staaten erhebliche Mengen des Bahnstroms durch die Verbrennung von Kohle und Gas hergestellt werden. Somit kommt es lediglich zu einer örtlichen Verschiebung der Emissionen.
„Auch die immer wieder behauptete Konkurrenz zwischen Flugzeug und Bahn findet nicht statt, im Gegenteil: Die Bahnanbindung Linz-Wien zeigt seit Jahren, dass beide Verkehrssysteme einander erfolgreich ergänzen können. Einen ähnlichen Bahnausbau in Richtung Osten fordert der Flughafen Wien bereits seit vielen Jahren. Kurzstrecken-Flüge selbst sind jedoch meistens Zubringer-Flüge zu weiterführenden Langstreckenflügen und können mangels passender Anschlusszeiten und teilweise langer Fahrtdauer nicht einfach durch die Bahn ersetzt werden. Nachtzüge zu innereuropäischen Hauptstädten mit Fahrtdauern von mehr als 10 Stunden, mit teilweise mehreren Umsteigevorgängen sind teilweise für Privatreisende sinnvoll, stellen für Geschäftsreisende aber jedenfalls keine praktikable und konkurrenzfähige Alternative gegenüber der Luftfahrt dar“, so der Flughafen Wien in einer Aussendung.