Flugzeuge in Kriegsgebieten: Ist das überhaupt versichert?

Wolke (Foto: René Steuer).
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Flugzeuge in Kriegsgebieten: Ist das überhaupt versichert?

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Flugzeugversicherungen gehören zu den komplexesten und wichtigsten Versicherungsarten in der Welt der Luftfahrt. Sie bieten Schutz für Fluggesellschaften und Flugzeugbesitzer vor den finanziellen Folgen von Unfällen, Schäden und Haftungsansprüchen. In diesem Artikel werden die Grundlagen der Flugzeugversicherung erläutert, die wichtigsten Anbieter auf dem Markt vorgestellt, die gesetzlichen Grundlagen für die Versicherung von Verkehrsflugzeugen, Gründe für den Ausschluss von Deckungsschutz und die finanziellen Auswirkungen von Flugzeugschäden beleuchtet. Besonders wird auf die aktuelle Lage in Israel eingegangen.

Flugzeugversicherungen sind spezielle Versicherungspolicen, die für Fluggesellschaften, private Flugzeugbesitzer, Hersteller und andere in der Luftfahrtbranche tätige Unternehmen entwickelt wurden. Sie dienen dazu, finanzielle Risiken im Zusammenhang mit Flugzeugunfällen, Schäden an Flugzeugen und Haftungsansprüchen zu minimieren.

Es gibt verschiedene Arten von Flugzeugversicherungen, darunter:

Hull Insurance (Rumpfversicherung): Diese deckt Schäden am Flugzeug selbst, die durch Unfälle, Feuer, Diebstahl oder Vandalismus verursacht werden.

Liability Insurance (Haftpflichtversicherung): Diese Versicherung schützt vor Haftungsansprüchen, die aus Schäden an Dritten oder deren Eigentum aufgrund von Flugzeugunfällen resultieren.

Passenger Liability Insurance (Fahrgasthaftpflichtversicherung): Diese deckt Schäden, die Passagiere aufgrund von Unfällen während des Fluges erleiden.

War Risk Insurance (Kriegsrisikoversicherung): Diese spezielle Form der Versicherung tritt in Kraft, wenn Schäden aufgrund von Kriegen oder Terrorismus entstehen. Wichtig: Im Regelfall ist diese ein teures, aufpreispflichtiges Extra, das von Airlines bzw. Flugzeugbesitzern nur dann dazu gebucht wird, wenn man auch wirklich braucht. Viele Maschinen verfügen nicht über eine solche Zusatzversicherung, weshalb sie z.B. nicht mehr nach Israel eingesetzt werden dürfen.

Die wichtigsten Anbieter von Flugzeugversicherungen

Die Flugzeugversicherungsbranche ist ein spezialisierter Markt, der von einigen wenigen großen Unternehmen dominiert wird. Zu den bedeutendsten Anbietern gehören unter anderem:

Lloyd’s of London: Dies ist eine der renommiertesten Versicherungsorganisationen der Welt und bietet eine breite Palette von Versicherungslösungen für die Luftfahrtindustrie an.

Die American International Group (AIG) ist ein weltweit agierendes Versicherungsunternehmen und bietet umfassende Luftfahrtversicherungen an.

Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS): Dieser Zweig der Allianz Gruppe ist auf spezialisierte Versicherungsdienstleistungen für Unternehmen ausgerichtet und bietet ebenfalls Luftfahrtversicherungen an.

Chubb ist ein weiterer großer Versicherungsanbieter, der sich auf maßgeschneiderte Lösungen für die Luftfahrtbranche spezialisiert hat.

Die obenstehende Liste ist selbstverständlich nicht vollständig. Auch zahlreiche andere Konzerne sind im Bereich Flugzeugversicherungen tätig. Es handelt sich lediglich um exemplarische Beispiele besonders großer Anbieter, die weitgehend weltweit aktiv sind.

Gesetzliche Grundlagen für Verkehrsflugzeuge

In vielen Ländern sind Verkehrsflugzeuge gesetzlich verpflichtet, eine Haftpflichtversicherung abzuschließen. Diese Verpflichtung dient dazu, die Interessen der Passagiere und anderer Dritter zu schützen. Die genauen gesetzlichen Anforderungen variieren von Land zu Land, aber in der Regel sind Fluggesellschaften verpflichtet, eine Mindestdeckungssumme für Haftpflichtversicherungen zu gewährleisten, um Schäden an Dritten abzudecken.

In den USA beispielsweise regelt die Federal Aviation Administration (FAA) die Mindestversicherungsanforderungen für Fluggesellschaften, abhängig von der Größe des Flugzeugs und der Anzahl der Passagiere. Diese Anforderungen sollen sicherstellen, dass bei Unfällen ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um die Opfer zu entschädigen.

Gründe für den Ausschluss von Deckungsschutz

Nicht alle Flugzeuge sind automatisch gegen sämtliche Risiken versichert. Es gibt bestimmte Ausschlussgründe und Situationen, in denen die Versicherer nicht haften. Einer der bedeutendsten Ausschlussgründe ist die Deckung von Schäden in Kriegsregionen oder bei Terrorismus.

In vielen Flugzeugversicherungspolicen ist ein expliziter Ausschluss für Schäden in Kriegsregionen und bei terroristischen Handlungen enthalten. Dies bedeutet, dass Schäden, die durch Kriege oder Terrorakte in bestimmten Gebieten verursacht werden, nicht durch die Versicherung abgedeckt sind. Dieser Ausschluss dient dazu, das finanzielle Risiko für die Versicherer zu begrenzen und die Prämien für die Versicherungsnehmer erschwinglich zu halten.

Genau dieser Umstand wurde kurz vor dem kriegerischen Überfall Russlands auf die Ukraine einer breiten Öffentlichkeit bewusst, denn zahlreiche Carrier mussten ihre Verbindungen nicht nur wegen akuter Kriegsgefahr aus Sicherheitsgründen einstellen, sondern weil die Assekuranzen zunehmend den Deckungsschutz zurückgezogen haben. Dies führte auch dazu, dass viele Lessoren das sofortige Ausfliegen aus der Ukraine verlangt haben und ausdrücklich untersagt haben, dass der Luftraum der Ukraine genutzt werden darf.

Ähnlich verhält es sich nun in Israel, das durch einen Großangriff der Terrororganisation Hamas in einen Krieg gestürzt wurde. Immer mehr Flugzeugversicherer verweigern den Deckungsschutz, da die Region als Kriegsgebiet eingestuft ist. Dies hat zur Folge, dass einige Airlines nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch mangels Versicherungsschutz keine Ziele in Israel mehr ansteuern dürfen.

Auf diesem Umstand hat die Regierung Israels bereits reagiert und bringt spezielle Staatshaftungen für Maschinen von inländischen Betreibern auf den Weg. Dies hätte zur Folge, dass im Falle des Falles der Staat haften würde. Bei Leasingmaschinen kommt noch dazu, dass die Zustimmung des Eigentümers notwendig ist. Es ist nicht abschätzbar wie sich die Lessoren verhalten werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass besonders El Al gute Karten haben dürfte, denn das Luftfahrtunternehmen hat die weltweit höchsten Sicherheitsstandards und sogar Raketenabwehrsysteme.

Manche Versicherungen bieten gegen einen erheblichen Aufpreis auch Zusatzpakete, die Versicherungsschutz in Krisen- und Kriegsregionen gewähren an. Es kommt dabei auf die genaue Ausgestaltung des Vertrags an, denn günstigere Optionen bieten nur dann Deckungsschutz, wenn das Ereignis während dem Aufenthalt im jeweiligen Land eintritt. Fliegt man ein, obwohl schon seit Tagen Unruhen, Krieg etc. herrschen, besteht kein Versicherungsschutz. Teure Varianten decken auch dieses Risiko ab, jedoch können Versicherungen unter bestimmten Umständen erklären, dass sie ab einem gewissen Punkt keine Haftung mehr übernehmen können. Da Kriegsrisikoversicherungen äußerst individuell gestaltet sind und die Verträge einzeln verhandelt werden, ist es sehr schwer eine allgemeine Aussage zu machen. Es kommt eben darauf an was Airline bzw. Flugzeugbesitzer und die Assekuranz miteinander vertraglich vereinbaren.

Finanzielle Auswirkungen von Flugzeugschäden

Flugzeugversicherungen sind teuer, aber notwendig, da sie die finanziellen Risiken in der Luftfahrtbranche abdecken. Im Durchschnitt zahlen Versicherungsunternehmen weltweit jährlich Milliarden von Euro an Leistungen aufgrund von Schäden aus, die von Flugzeugen verursacht wurden. Dies umfasst nicht nur Schäden an Flugzeugen selbst, sondern auch Haftungsansprüche von Passagieren und Dritten.

Insgesamt sind Flugzeugversicherungen ein komplexes und essenzielles Element der Luftfahrtindustrie. Sie schützen Fluggesellschaften und Flugzeugbesitzer vor finanziellen Katastrophen und ermöglichen es der Branche, sicher und wirtschaftlich zu operieren, selbst in Zeiten von Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit.

Vereinigung Cockpit hält Fliegen in Kriegsgebieten für riskant

„Aufgrund der offenkundigen Gefahrenlage in Israel hält die Vereinigung Cockpit Rückholflüge von zivilen Airlines für ungeeignet. Die Flugsicherheitsexperten des Berufsverbands empfehlen aufgrund des unkalkulierbaren Risikos die Durchführung durch die Luftwaffe. Die Crews der Luftwaffe sind für derartige Operationen geschult und Militärflugzeuge verfügen über entsprechende Ausrüstung für die Durchführung von Evakuierungen.

Das Risikopotenzial von militärischen Konflikten für die zivile Luftfahrt ist nur sehr schwer zu beurteilen und darf nicht unterschätzt werden. In der Vergangenheit wurden mehrfach Annahmen über bewaffnete Konflikte getroffen, die sich fatalerweise als falsch herausgestellt haben.

Gleichzeitig verdient die freiwillige Einsatzbereitschaft der Pilotinnen und Piloten, die die Evakuierungsflüge durchführen, höchste Anerkennung. Sie leisten außergewöhnliches, um den Menschen vor Ort in der aktuellen Ausnahmesituation schnell zu helfen.

“Unser größter Respekt gilt all den Kolleginnen und Kollegen, die sich bereit erklären, Evakuierungsflüge durchzuführen,” sagt VC-Präsident Stefan Herth. “Ihre freiwillige Hilfsbereitschaft zeugt von großer humanitärer Verantwortung. Natürlich muss den Menschen, die Israel jetzt verlassen wollen, schnell geholfen werden. Allerdings stellt ein Flug in ein Risikogebiet ein unkalkulierbares Risiko dar. Zivile Piloten sind in keiner Weise für solche Flüge geschult.”

“Wir raten grundsätzlich von Flügen in und über Kriegs- und Krisengebiete ab, aufgrund zu vieler für die Crews unkalkulierbarer Risiken”, sagt Anja Granvogl, stellvertretende Vorständin Flight Safety der VC. “Wenn derartige Flüge dennoch durchgeführt werden, ist es absolut entscheidend, dass die Crews umfassend über die Situation und Gefahrenlage informiert werden und sich dann nur auf freiwilliger Basis für oder gegen einen solchen Dienst entscheiden können. Freiwilligkeit und Flugsicherheit müssen oberste Priorität haben.”“

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Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
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