Lockheed C-130K Mk. 3 (Foto: Michael David)
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Folgt Hercules auf Hercules?

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Zu Jahresbeginn kündigte Verteidigungsministerin Claudia Tanner (ÖVP) neuerlich ein Investitionsprogramm für das Bundesheer in den kommenden Jahren an. Trotz enormer neuer Staatsschulden, verursacht durch die Coronakrise, sollen einige Teilbereiches des Heeres modernisiert werden. So auch die Lufttransportstaffel, bestehend aus derzeit drei aktiven Lockheed C-130 Hercules. Diese mittlerweile über 50 Jahre alten Transportflugzeuge wurden zwar in den letzten Jahren grundlegend überholt, deren Einsatzbereitschaft wird bis spätestens 2030 dennoch ein Ende gesetzt.

Um sich jahrzehntelangen Notlösungen und teuren Mietverträgen, etwa mit der schwedischen Luftwaffe, zu entziehen, genehmigte die österreichische Bundesregierung unter Wolfgang Schüssel im Jahr 2001 die Beschaffung von drei gebrauchten Lockheed C-130 aus Beständen der Royal Air Force. Zu einem Systempreis von rund 40 Mio. Euro, zum Großteil gegenfinanziert durch einen Verkauf von 160 Panzer nach Ägypten, kamen bis 2004 die drei generalüberholten Hercules „Charlie Alpha“, „Charlie Bravo“ sowie „Charlie Charlie“ zur Lufttransportstaffel des Fliegerregiments 3 am Fliegerhorst Vogel in Hörsching. Neben den notwendigen Ersatzteilen und Gerätschaften, um den Betrieb zu ermöglichen, beinhaltete das Kaufpaket auch einen langfristigen Servicevertrag mit Marshall of Cambridge Aerospace, einem ausgewiesenen Experten in Sachen Wartung und Modernisierung der Lockheed C-130 Hercules. Gegenüber der Bevölkerung wurde die bemerkenswerte Beschaffung – immerhin begnügte man sich bislang mit zwei kleinen Shorts Skyvan als Transportflugzeuge – mit einer Anschlussverfolgung und für die Personalrotation im Ausland stationierter österreichischer Soldaten, etwa im Kosovo oder im Golan. Ein Ausfliegen von Österreichern aus etwaigen Krisengebieten sollte mit den Hercules ebenfalls ermöglicht werden, wie es 2011 nach den Terroranschlägen in Ägypten notwendig wurde.


Mit den Hercules versieht das Bundesheer nicht nur Versorgungsflüge des Truppenkontingents im Kosovo, das Einsatzspektrum reicht von Absetzübungen für Fallschirmspringer über Transportflüge nach Afrika bis hin zu wichtigen MedEvac-Transporten (Foto: Bundesheer)

In den letzten fünf Jahren wurden die drei Lockheed C-130K Hercules des Bundesheeres wie vereinbart bei Marshall of Cambridge neuerlich aufwändig generalüberholt und modernisiert, um die bei der Beschaffung angedachte Nutzungsdauer von rund 25 Jahren zu erreichen. Dazu wurde Ende 2015 um wenige hunderttausend Euro eine vierte Hercules aus Beständen der Royal Air Force käuflich als Ersatzteilspender, vor allem für Triebwerke und Tragflächen, erworben. Im Rahmen dieses Refurbishment erhielten die Flugzeuge nicht nur teilweise neuer Avionik und Verkabelungen, die auffälligste Änderung ist wohl der Farbwechsel von sogenannten „RAF Dark Green BS241“ auf das mittlerweile übliche NATO-Grau.

Mit besagter Ankündigung von Verteidigungsministerin Tanner, dass die Nachfolgebeschaffung für die Hercules rechtzeitig gestartet wird, um nicht die selben Fehler wie bei der kürzlich ausgeschiedenen Saab 105Ö zu begehen, gehen auch die öffentliche Meinungen weit auseinander. Während die einen die Beschaffung generell kritisieren, häufig ohne das tatsächliche Leistungsspektrum der Hercules des Bundesheeres zu kennen, bringen andere den europäischen Militärtransporter A400M von EADS-Airbus oder die brasilianische Embraer C-390 Millennium ins Spiel.

Unter seriöser Betrachtung dürfte allerdings auch die von Tanner einberufene Arbeitsgruppe zur Nachfolgebeschaffung von Transportflugzeugen bald zur Erkenntnis kommen, dass eine Beschaffung eines Airbus A400M sämtliche Finanzierungs- und Leistungsgrenzen innerhalb des Bundesheeres sprengen dürfte. Zum Vergleich darf wohl die Anschaffung der Streitkräfte Luxemburgs im Rahmen des NATO-Vertrags über eine A400M gezogen werden, welche darüber hinaus gar nicht einmal selbst, sondern in Kooperation mit belgischen Streitkräften betrieben wird. Für dieses eine Exemplar investierte das Großherzogtum Luxemburg etwa 200 Millionen Euro für die Anschaffung, weitere 600 Millionen Euro müssen für den Flugbetrieb bis 2054 budgetiert werden. Umgelegt auf die österreichischen Bedürfnisse müsste wohl mit einer Anschaffungsinvestition von rund 1 Milliarde Euro gerechnet werden, inklusive der dafür notwendigen Ausbau- und Umbaumaßnahmen am derzeitigen Standort der Lufttransportstaffel in Hörsching. Dort fehlt es an entsprechenden Hangarflächen für die mögliche Wartung einer A400M. Mit den Diskrepanzen zwischen dem Verteidigungsministerium und EADS betreffend der Verwerfung rund um die Eurofighter dürfte zudem die Gesprächsbasis nicht die beste sein, würde man tatsächlich die für das Bundesherr wohl überdimensionierte A400M in Betracht ziehen.


Mit der Lockheed-Martin C-130J „Super Hercules“ wäre Österreich in bester Gesellschaft und weiterhin maßgeschneidert für alle Aufgaben aufgestellt, immerhin haben Frankreich und Deutschland auch diesen Transportflugzeugtyp aufgenommen, da sich der Airbus A400M für viele taktische Einsätze und Infrastrukturen als zu groß erweist (Foto: Lockheed-Martin Corp.)

Deutlich geringere Anschaffungskosten wären bei der Embraer C-390 Millennium zu erwarten – etwa 50 Mio. Euro -, zudem würde die Neuentwicklung aus Brasilien am ehesten dem Kapazitätsprofil der derzeitigen Lockheed C-130K Hercules des Bundesheeres entsprechen. Der Umstieg auf ein komplexeres Jet-System dürfte allerdings die größte Hürde sein. Österreichs Partnerland Frankreich verhandelte bereits 2009 über den Kauf von 10 C-390, als Mitgift für einen möglichen Rafale-Deal, beendete die Gespräche allerdings wieder. Erst kürzlich unterzeichnete aber Ungarn eine Kauferklärung für zwei Exemplare als Ersatz ihrer betagter Antonov An-26. Mit den am Markt weiteren erhältliche Transportflugzeuge wie die Airbus C-295 oder die C-27J Spartan von Alenia würde eine Kapazitätsverkleinerung der Lufttransportkomponente einhergehen.

Wie aus internen Kreisen des Bundesheeres jedoch bereits zu entnehmen ist, sollte im Rennen der Nachbeschaffung für die bisherigen Lockheed C-130K Hercules wohl wiederum die Hercules die erklärte Favoritenrolle einnehmen. Zwar wäre die aktuelle Modellvariante von Lockheed-Martin, die C-130J „Super Hercules“, noch immer als Neuflugzeug zu kaufen, realistischer dürfte allerdings der Erwerb von Flugzeugen dieser Modellvarianten aus entsprechend guter zweiter Hand sein. Durch die Einflottung der A400M „Grizzly“ stößt etwa die Royal Air Force in den nächsten Jahren einige Exemplare der Lockheed C-130J ab. Mit einer etwaigen Beschaffung dieser Modellvariante sollten sich auch die notwendigen Kosten bei einem Modellwechsel in überschaubaren, wie auch finanzierbaren Grenzen halten, zudem stünde Marshall of Cambridge dem Bundesheer weiterhin als wartungstechnischer Partner zur Verfügung. Ein derartiger Kauf sollte im Rahmen eines Government-to-Governments-Geschäft wohl auch einfach abzuwickeln sein als eine Beschaffung von Neuflugzeuges über ein eventuelles Ausschreibeverfahrens.

Es bleibt spannend, welcher Hersteller respektive welche Nation Verteidigungsministerin Tanner für die Nachfolgebeschaffung der Hercules kennen lernen wird.

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