Gastkommentar: Leidtragende sind das fliegende Personal

Exit-Row in einem Airbus A320 von Wizzair (Foto: Jan Gruber).
Exit-Row in einem Airbus A320 von Wizzair (Foto: Jan Gruber).

Gastkommentar: Leidtragende sind das fliegende Personal

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Liebe Community,

… seit Beginn der Fliegerei wurde mit dem Piloten- & Flugbegleiter Beruf ein gewisser Charm wie im Film “Catch me if you can” versprüht. Flugkapitäne und Stewardessen in Designer Uniformen, welche um die Welt jetten und dabei einen etwas höheren Lebensstandard genießen können.  Heute New York, Morgen Tokio und die nächsten 5 Tage auf Barbados verbringen …  

Viele junge Schulabsolventen glauben noch an dieses veraltete Image, und denken, Sie könnten vor ihrem eigentlichen Berufswunsch erstmal die Welt entdecken. Dabei wird einigen erst nach einiger Zeit bewusst, dass das “Jetset”-Leben auch seine Kehrseite hat.  

Hatte man in den 80er Jahren nach jedem Flug noch 2 Tage frei, so erlauben es die EASA Richtlinien heute bis zu 7 Tage am Stück zu fliegen. Gerade gesellige Menschen, die im Familien oder Freundeskreis an Wochenenden etwas unternehmen konnten, haben es zunehmend schwer. Neben Alkoholverbot und Standby, Check-In / Check-out Zeiten an 7 Tagen rund um die Uhr verteilt ist es nicht gerade einfach, noch Termine mit Freunden/Familie zu finden, an denen man sich trifft.  

Auch kann man das Niveau der Vergütung mit dem Verfall der Ticket-preise gleichsetzen. Kostete ein Ticket von Zürich nach Hamburg vor 5 Jahren noch um die 150eur, so kann man heute bereits für unter 100eur ein Ticket bekommen. Im gleichen Zeitraum sind die Löhne um ca. 20% gesunken. Dies vor Allem, weil sich die Airlines gegenseitig unterbieten, um die preis-sensitive Kundschaft auf die eigene Maschine zu locken.  

Leidtragende hierbei sind wiederum das fliegende Personal. Neben der Verantwortung für Flugzeug und Passagiere, den bis 7 Tage dauernden Rotationen und der kompletten Aufgabe des Privatlebens bleibt nur wenig Lohn. 

Gerade bei großen Airlines wird das einzelne Crew Member primär nach seinen Leistungen und Krankheitstagen beurteilt. Tiefere Beziehungen sind aufgrund der Personalgröße und der jeden Tag neu zu bereedernden Maschinen Rotationen nur sehr schwer möglich. Daher kommt es nicht selten vor, dass sich Crew Member nur für diesen einen Flug sehen, und danach für Tage/Monate/Jahre nicht mehr zusammen auf demselben Flug eingeteilt sind. 

Bei kleineren Airlines, welche nur eine marginale Flottengröße aufweisen, ist es durchaus eher möglich, dass die Crew Member persönliche Beziehungen aufbauen können – bzw. eine Wesensänderung aufgrund (persönlicher) Probleme erkennen.

Wie anfänglich beschrieben, ist es für Crew Member schwer, neben ihrer beruflichen Tätigkeit weiterhin ein intaktes Privatleben zu führen.

Vielen Crew Membern wurde gerade durch COVID19 erst bewusst, was Sie für das JETSET-Leben aufgegeben haben. Aufgrund der vorübergehenden Betriebseinstellung der Airlines in Verbindung mit dem Kontaktverbot  konnte ein Crew Member an normalen Tagen noch Kontakt zu bis zu 600 Passagieren und der Crew(Familie) pflegen. Diese Kontaktzahl ging vom einen auf den anderen Tag auf null zurück. Gleichfalls wurde in den Medien schon eifrig über Massenentlassungen bei Airlines berichtet, was es den Crew Membern nicht einfacher machte, mit der Situation umzugehen.  

Auch wenn die Pandemie im Aviatik Bereich noch nicht überstanden ist, so sollte an jede einzelne Airline appelliert werden, sich um den Mensch, nicht nur das “fliegende Personal” zu bemühen. Denn jedes Crew Member ist die Visitenkarte, mit der die Passagiere gerne fliegen, die sich nicht zu schade sind, rund um die Uhr für ihren Arbeitgeber an 365 Tagen im Jahr am Airport zu stehen. Nun brauchen sie eine Aufmerksamkeit – ein Ohr, das Ihnen zuhört!

Dieser Gastkommentar wurde verfasst von Frank Benz.

Frank Benz ist Co-Founder und CEO der blackforest AVIATION GmbH. Ein Unternehmen, welches den Fokus auf Customer Aircraft Demand Management, sowie den Handel mit Inflight Supplies gesetzt hat. Zuvor war er als Cabin Crew Instructor und Präsident der Arbeitnehmervertretung bei belair Airlines angestellt. Im Anschluss erfolgte die Tätigkeit als Charter Sales Manager bei der Berner SkyWork Airlines bis zu deren Betriebseinstellung. Seine Interessen liegen neben der Natur und dem Reisen vor Allem in der zivilen Luftfahrt im D/A/CH-Raum.

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