Gericht ordnet endgültige Schließung von Level Europe an

Am 18. Juli 2018 begrüßte Level auf dem Erstflug alle Passagiere mit diesem Goodie-Bags (Foto: Jan Gruber).
Am 18. Juli 2018 begrüßte Level auf dem Erstflug alle Passagiere mit diesem Goodie-Bags (Foto: Jan Gruber).

Gericht ordnet endgültige Schließung von Level Europe an

Am 18. Juli 2018 begrüßte Level auf dem Erstflug alle Passagiere mit diesem Goodie-Bags (Foto: Jan Gruber).
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Das Landesgericht Korneuburg ordnete die endgültige Schließung der Level Europe GmbH an. Zuletzt war nur noch der Unternehmensbereich “Nominated Persons” (Postholder) aktiv. Alle anderen Teile wurden bereits in den letzten Monaten durch Beschluss des Konkursgerichts aufgelassen.

Die überwiegende Mehrheit der Level-Bediensteten war das fliegende Personal, also Piloten und Flugbegleiter. Diese wurden kurz nach dem Konkursantrag durch den Masseverwalter gekündigt. Im Bereich der Verwaltung wurden noch einige wenige Mitarbeiter weiterbeschäftigt, doch am 1. Oktober 2020 ordnete das Landgericht Korneuburg auch in diesem Bereich die Schließung an. Somit verblieben nur noch die Nominated Persons, die zum Erhalt der Betriebsbewilligung und des AOCs zwingend erforderlich sind. Damit ist seit 22. Dezember 2020 auch Schluss, denn an diesem Tag ordnete das Konkursgericht die endgültige Schließung von Level Europe GmbH an.

Damit dürften sich nun auch zumindest kleine Hoffnungen auf eine Übernahme durch einen Investor zerschlagen haben. Der Zeitpunkt der Pleite kam für einen Verkauf denkbar ungünstig, denn aufgrund der allgemeinen Lage rund um die Corona-Pandemie gelten derzeit Luftfahrt und Tourismus als Hochrisiko-Investments. Weiters sind europaweit zahlreiche Fluggesellschaften auf Anfrage äußerst kostengünstig erhältlich, denn die finanzielle Situation ist nahezu überall angespannt.

Level Europe hob am 17. Juli 2018 erstmals auf der Strecke Wien-London Gatwick ab. Zum Einsatz kam der Airbus A321 mit der Registrierung OE-LCN. Die Maschine war fast komplett ausgebucht, doch in den nachfolgenden Monaten hatte das damals noch unter dem Namen Anisec Luftfahrt GmbH agierende Unternehmen mit Absatz- und Auslastungsproblemen zu kämpfen. Der starke Wettbewerb, den unter anderem Lauda, Wizzair und Austrian Airlines unter sich ausmachten, verhinderte, dass Level Europe auf dem Wiener Markt nennenswerte Marktanteile erobern konnte. Das Streckennetz wurde sukzessive verkleinert und die Eröffnung der Basis in Amsterdam blieb auch weit hinter den Erwartungen zurück.

Im Frühjahr 2020 war Level Europe eine von drei österreichischen Airlines, die viele gestrandete Urlauber nach Hause flog. Dabei legten sich die Flugbegleiter und Piloten besonders ins Zeug, um die Heimkehrer besonders herzlich empfangen zu können. Zu diesem Zeitpunkt dachte wohl niemand daran, dass es der letzte Flug in Level-Uniform war, denn nur einige Wochen später musste das Unternehmen Konkurs anmelden.

Diese Aufnahme wurde am 8. April 2020 nach dem “Rückholer” VK 4101 von Istanbul nach Wien gemacht (Foto: Level Europe).

Level Europe bekam keine Staatshilfe

Während der Mitbewerber Austrian Airlines in der langjährigen Firmengeschichte immer wieder Staatshilfe bekommen hat, gab es für Level Europe keinen Cent. Aus diesem Grund zogen die Bediensteten auch vor das Bundeskanzleramt, um Druck zu machen. Die Bemühungen waren allerdings nicht von Erfolg gekrönt, denn vom Staat, der Austrian Airlines mit einem dreistelligen Millionenbetrag unter die Arme gegriffen hat, gab es keinen Cent.

Die Rolle der International Airlines Group als Konzernmutter ist allerdings auch ein wenig fragwürdig, denn die milliardenschwere Firmengruppe nutzte die Coronapandemie, um sich ihrer wenig erfolgreichen Töchter Level Europe und OpenSkies (Level Frankreich) zu entledigen. Erst im Juli 2018 betonte der damalige IAG-Chef Willie Walsh wie wichtig für den Konzern die Aktivitäten in Wien sind, doch in Investorenkonferenzen musste er sich schon nach wenigen Wochen heftiger Kritik stellen. Bezüglich Level in Paris-Orly übrigens auch. Anders ausgedrückt: Wenn der IAG so viel an Wien und Level gelegen wäre wie es Walsh im Sommer 2018 sagte, dann hätte man die Tochter sicher nicht in Richtung Konkurs “verabschiedet”. Corona und die nichterhaltene Staatshilfe waren offensichtlich ein nicht gerade ungelegen gekommene Umstände, um dem Standort Wien “Good bye” zu sagen. Level hatte übrigens ein Problem, das viele andere Unternehmen auch hatten: Die über die Cofag möglichen Hilfen werden in Form von Krediten, die von Banken gewährt werden, ausbezahlt. Über die Cofag gewährt der Staat Bürgschaften, doch wenn die Basel-Kriterien nicht erfüllt werden können, so sagen die Kreditinstitute nein. Ohne frisches Geld in die Kasse gibt es keinen Kredit und dieses könnte nur vom Staat oder von den Eigentümern kommen. Wenn aber die Regierung der Ansicht ist, dass man ohnehin schon für die AUA viel Geld ausgegeben hat und die IAG einen eventuellen Zuschuss an Unterstützung durch den Staat koppelt, der aber nicht will, kommt am Ende der Konkurs raus.

Da ist es fast schon lächerlich, dass die IAG und die österreichische Regierung nur wenige Tage vor der Bewilligung der AUA-Hilfen noch über einen “Plan B” verhandelt haben. Dieser hätte den Einstieg der Republik bei Level Europe vorgesehen. Mit dieser Airline, die nie einen Kollektivvertrag hatte, wäre dann mit dem Partner IAG eine Art “neue AUA” zusammengedoktert worden. Die veraltete Flotte von Austrian Airlines hätte man nicht übernommen, sondern der britisch-spanische Partner hätte genügend “Lagerbestand” kurzfristig nach Wien ummelden können. Dazu kam es aber nie.

Level Europe war eine kurzlebige Fluggesellschaft, die das erste österreichische Opfer der Coronapandemie war. Am 22. Dezember 2020 besiegelte das Landesgericht Korneuburg das endgültige Aus. Am 20. Jänner 2021 werden die Gläubiger noch eine eine nachträgliche Prüfungstagsatzung abhalten und dann ist damit zu rechnen, dass der Masseverwalter die Verwertung der letzten Besitztümer einleiten wird.

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