Die Primus Aero GmbH, ein auf Flugzeugmanagement und technische Dienstleistungen spezialisiertes Unternehmen mit Sitz in Feldkirchen bei Graz, sieht sich mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert.
Ursprünglich lag der Fokus des Unternehmens auf der Verwaltung und dem Management von Flugzeugen sowie verschiedenen technischen und unterstützenden Dienstleistungen. Doch mittlerweile generiert Primus Aero rund 70 Prozent seines Umsatzes durch den Handel mit Flugzeugersatzteilen. Diese Entwicklung und die umfangreichen Serviceverträge mit Flugzeugbetreibern haben dem Unternehmen eine starke Marktposition verschafft.
Trotz dieser positiven Marktstellung musste Primus Aero im Jahr 2023 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragen. Der KSV1870 (Kreditschutzverband von 1870) berichtet, dass die Erweiterung des Geschäftsfelds durch den Erwerb der Austrian Aircraft Corporation (AAC) im Jahr 2022 und die gleichzeitige Vergrößerung der Strukturen sowie der Umzug in ein neues Bürogebäude zu erheblichen finanziellen Belastungen führten
Expansion und Herausforderungen
Der Kauf der AAC GmbH für 3,3 Millionen Euro, von denen 800.000 Euro aus kurzfristigen Betriebsmitteln finanziert wurden, sollte die Wertschöpfungskette von Primus Aero erweitern. Die verbleibenden 2,5 Millionen Euro wurden von der Verkäuferin gestundet, jedoch konnte die geplante Refinanzierung nicht wie vorgesehen umgesetzt werden. Diese finanziellen Belastungen wurden durch die Wachstumspläne des Hauptkunden verschärft, der die Übernahme einer Airline und die Einflottung von fünf Embraer 190 Jets ankündigte. Diese Pläne wurden jedoch nicht realisiert, was zu einem Ausbleiben der erwarteten Aufträge führte und die finanzielle Situation des Unternehmens weiter verschlechterte.
Um den Cashflow zu stabilisieren, griff Primus Aero auf Factoring der Ausgangsrechnungen zurück, was Mitte 2023 zu einer Verbesserung der Liquidität führte. Allerdings reduzierte die Bank den Zessionsrahmen auf lediglich 100.000 Euro, was die finanziellen Spielräume des Unternehmens stark einschränkte. Seit November 2023 kam der Hauptkunde seinen Zahlungsverpflichtungen nur noch unregelmäßig nach, was Primus Aero selbst in Zahlungsschwierigkeiten brachte. Der Factoring-Vertrag wurde schließlich im Februar 2024 aufgrund der schlechten Zahlungsmoral des Hauptkunden gekündigt. Ein Antrag auf Erhöhung des Zessionsrahmens wurde von der Bank aufgrund verschlechterter Finanzzahlen abgelehnt, was die Liquiditätssituation weiter verschärfte.
Aktuelle Situation und Zukunftsaussichten
Mit Verbindlichkeiten in Höhe von 6,014 Millionen Euro und Aktiva von lediglich 2,018 Millionen Euro ist die Primus Aero GmbH derzeit nicht in der Lage, ohne Sanierungsmaßnahmen den Betrieb fortzuführen. Das Unternehmen musste die Zahlungen einstellen und hat Zahlungsunfähigkeit eingetreten. Trotz intensiver Bemühungen konnten die notwendigen finanziellen Mittel nicht sichergestellt werden, und auch die Umsätze aus Franchiseverträgen im Januar 2024 konnten die Situation nicht nachhaltig entspannen.
Die Zukunft der Primus Aero GmbH hängt nun von der erfolgreichen Umsetzung des Sanierungs- und Transformationskonzepts ab. Die Fortführung des Geschäftsbetriebs und die Sicherung der Arbeitsplätze der knapp 100 Mitarbeiter sind dabei die vorrangigen Ziele. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Unternehmen unter diesen schwierigen Bedingungen weiterentwickeln wird und ob die angestrebten Maßnahmen den gewünschten Erfolg bringen.