Lufthansa darf an das Management aufgrund der Staatshilfe in der Höhe von rund neun Milliarden Euro keine Boni ausbezahlen. In den letzten Tagen diskutierten Vorstand und Aufsichtsrat darüber wie diese Klausel umgangen werden kann, berichtet das Handelsblatt. Als Argument wird angeführt, dass die Spitzenjobs ohne Boni nicht attraktiv wären und man so bei der Personalsuche eingeschränkt wäre.
Heftige Reaktionen aus der deutschen Politik haben nicht lange auf sich warten lassen. Laut Handelsblatt habe Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley Pläne präsentiert wie man trotz Boni-Verbots entsprechende Sonderzahlungen an das Management ausbezahlen könnte. Wohl aufgrund der harschen Redaktion aus der deutschen Politik sollen diese aber ad-acta gelegt worden sein. Ein Lufthansa-Sprecher dementierte gar, dass Kley jemals derartige Pläne vorgelegt hatte.
In Österreich brachte sich das Management der Tochter Austrian Airlines Anfang August bedingt durch die Auszahlung von Boni – wohlgemerkt unmittelbar vor der Ausschüttung der Staatshilfe – ins Kreuzfeuer der politischen und öffentlichen Kritik. Zwar handelte es sich um Gehaltsbestandteile aus dem Vorjahr und waren mit hoher Wahrscheinlichkeit juristisch gesehen korrekt, doch der moralische Druck war so hoch, dass die AUA-Spitze einknickte und die Rückzahlung mitteilte. Allerdings ist das Geld nur gestundet und könnte zu einem späteren Zeitpunkt, wenn Austrian Airlines wieder ohne Hilfe von außen stabil auf eigenen Beinen steht, ausbezahlt werden.
Bei Lufthansa ist die Diskussion aber eine komplett andere. Es geht nicht um Gehaltsbestandteile aus dem Vorjahr, sondern darum wie Spitzenmanager trotz des vertraglich vereinbarten Boni-Verbots in den Genuss von Sonderzahlungen kommen könnten. Ein durchaus sehr heißes Eisen, wenn ein Unternehmen mit neun Milliarden Euro gerettet wurde und zwischen 20.000 und 28.000 Jobs konzernweit abbauen will. Dazu kommt, dass die EU-Kommission festgelegt hat, dass Firmen, die staatliche Hilfe in Anspruch nehmen, keine Prämien an ihr Management ausbezahlen dürfen.
Laut Handelsblatt soll darüber gesprochen worden sein, dass die Sonderzahlungsansprüche gestundet und gesammelt werden sollen und nachdem Lufthansa die Schulden aufgrund der Staatshilfe abbezahlt hat, überwiesen werden sollen. Lufthansa dementiert dies scharf und bezeichnet den Medienbericht als „unzutreffend“. Auch das Medium schreibt, dass die Pläne im Aufsichtsrat verworfen und ad-acta gelegt wurden.
Die Sorge, die die Lufthansa-Spitze angeblich beschäftigt hat: Führungskräfte könnten den Konzern verlassen, weil die Bezahlung aufgrund des Boni-Verbots niedriger ausfällt. Auch habe man bei der Suche nach neuen Managern möglicherweise deswegen Nachteile. Die Lösung, die laut Handelsblatt beschlossen wurde: Das Management soll Kranich-Aktien kaufen und könnte so von eventuellen Kurssteigerungen profitieren.