Die Umweltschutzorganisation Greenpeace machte vor wenigen Tagen in einer Aussendung darauf aufmerksam, dass der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß von Privatjets pro Passagier und Flugkilometern erheblich über jenem von Linienflugzeugen liegt. Man fordert ein Verbot dieser Maschinen und in gewisser Weise fand man zumindest in den Niederlanden Gehör.
Der Flughafen Amsterdam-Schiphol will schrittweise bis etwa 2025 Businessjets bannen. Allerdings dürfte das Vorhaben durchaus kompliziert werden, denn nur selten fliegen die kleinen Maschinen auch tatsächlich rein privat. Zumeist sind diese auf kommerzielle Operators registriert, so dass es sich rein formell um kommerzielle Flugbewegungen handelt. Rechtlich gesehen besteht nicht sonderlich viel Unterschied zwischen einem Charterflug, der mit einem Airbus A320 durchgeführt wird oder einem „Privatflug“, der mit Learjet geflogen wird. Dazu kommt der simple Umstand, dass Schiphol ein öffentlicher Flugplatz samt Betriebspflicht ist. Zunächst muss also die gesetzliche Grundlage geschaffen werden, so dass „Privatjets“ tatsächlich abgewiesen werden dürfen.
Der größte Airport der Niederlande dürfte also primär ein Interesse daran haben, dass man „Platz schafft“, denn die Regierung will die Anzahl der Slots weiter reduzieren. Der „Businessjet-Ban“ führt nämlich dazu, dass mehr Spielraum für den Linien- und Charterverkehr mit größerem Fluggerät frei bleibt. Was also auf den ersten Blick als gut gemeinte Umweltschutzmaßnahme wirkt, ist eher knallhart nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten kalkuliert. Der Verkehr mit den kleinen Jets wird damit auch nicht aus den Niederlanden verschwinden, sondern lediglich andere Flugplätze für die Starts und Landungen nutzen. Vereinfacht gesagt: Die Emissionen werden schlichtweg nur an einen anderen Ort verschoben, jedoch keinesfalls aus der Welt geschaffen.
Businessjet-Vielfliegerin Gewessler will sich für Beschränkungen einsetzen
In Österreich sorgte die Aussendung von Greenpeace auch für Diskussionen. So befasste sich beispielsweise die Tiroler Tageszeitung damit wie viele Flugbewegungen es in Innsbruck im Bereich der unregelmäßigen Flüge gab. In dieses Segment fällt die komplette General Aviation, aber auch der Schulungsbetrieb. Zwischenzeitlich meldete sich auch Österreichs Verkehrsministerin, die sich selbst Klimaschutzministerin nennt, zu Wort. Leonore Gewessler (Grüne) will sich auf EU-Ebene für die Beschränkung von Flügen mit Privatjets einsetzen. Allerdings ist sie selbst eine regelmäßige Nutzerin dieser, die ihr Sprecher kryptisch als Nutzung einer „Bedarfsfluggesellschaft“ umschreibt.
In Innsbruck ist im Jahr 2020 der General-Aviation-Flugverkehr fast vollständig zum Erliegen gekommen. In 2021 gab es wieder 35.000 Movements und 2022 waren es rund 37.900 Bewegungen. Für das laufende Jahr wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet. Gegenüber der Tiroler Tageszeitung betont Flughafenchef Marco Pernetta, dass es sich keinesfalls ausschließlich um Businessjets handelt. Rund 90 Prozent der unregelmäßigen Flugbewegungen würden auf den Schulungs- und Trainingsbetrieb der ansässigen Flugschulen entfallen.