Die österreichische Flugsicherung Austro Control hat vor einiger Zeit angekündigt, dass der bislang auch am Flughafen Innsbruck ansässige Wetterdienst aufgelassen werden soll. Künftig soll diese Dienstleistung zentral von Wien-Schwechat aus angeboten werden. Dagegen gibt es schon länger erheblichen Widerstand. Mittlerweile gab es dazu gar ein Hearing im Parlament.
Hermann Gahr (ÖVP) hat in seiner Funktion als Nationalratsabgeordneter diese Angelegenheit ins Hohe Haus gebracht. Aus seiner Sicht geht es nicht nur um die sechs Arbeitsplätze in Innsbruck, die ab Mitte 2024 wegfallen sollen bzw. nach Wien verlagert werden sollen, sondern auch um die Flugsicherheit. Der Tiroler Airport ist aufgrund seiner geografischen Lage sehr spezifisch und Piloten benötigen eine besondere Schulung, um hier kommerziell starten und landen zu dürfen. Bedingt durch den Umstand, dass der Flughafen Innsbruck ringsherum von Bergen umgeben ist, kann auch das Wetter entsprechend „launisch“ sein.
Kurz nachdem bekannt wurde, dass die Austro Control den Flugwetterdienst künftig zentral aus Wien anbieten will und sich statt der in Tirol tätigen Meteorologen künftig auf Sensoren, die zentral ausgewertet werden sollen, verlassen möchten, gab es erhebliche Kritik von allen nur denkbaren Seiten. Airlines, Airport, Rathaus, Landesregierung, Nationalratsabgeordnete, Gewerkschaft, Pilotenvertreter und viele andere fordern, dass die ACG diese Entscheidung zurücknimmt und weiterhin Flugwetterdienst-Mitarbeiter am Flughafen der Tiroler Landeshauptstadt vorhält.
Fachleute sehen ACG-Pläne äußerst kritisch
Uniso wird mit der besonderen geografischen Lage argumentiert. Ein Meteorologe vor Ort könne mit seinen menschlichen Sinnen schlichtweg kurzfristige Wetterveränderungen erkennen und die Informationen rasch an die Piloten weitergeben. In Innsbruck kommt es durchaus häufig vor, dass das Areal binnen weniger Minuten in dichtem Nebel gehüllt ist oder wie aus dem Nichts für Flugzeuge gefährliche Winde auftreten. Der Wetterdienst ist daher nicht nur besonders wichtig, sondern aus Pilotenkreisen ist zu hören, dass die Hinweise und Prognosen der Innsbrucker immer aktuell und zuverlässig sein sollen.
Im Zuge des parlamentarischen Hearings argumentierten Fachexperten, die unter anderem der Abgeordnete Gahr eingeladen hatte, dass bei Schlechtwetter die Sensoren nicht zuverlässig funktionieren würden. Auch wäre Erfahrung bezüglich der speziellen Innsbrucker Gegebenheiten notwendig. Während Meteorologen vor Ort kurzfristige Veränderungen erkennen können und entsprechend reagieren würden, wäre dies aus der Ferne schlichtweg nicht möglich. Als abschreckendes Beispiel wurden auch nicht gerade erfolgreiche Versuche, bei denen die Dienststelle Salzburg auch Auswertung für Innsbruck übernommen haben. Die Interpretation aus der Ferne hätte zu ungenauen Wetterberichten geführt.
Auch wirtschaftliche Nachteile für Tirol werden befürchtet
Letztlich geht es auch darum, dass Starts und Landungen bei suboptimalen Wetterbedingungen möglich sind, sofern zuverlässige Informationen von den Meteorologen zur Verfügung stehen. Die Flugzeugführer müssten sich darauf verlassen können. So dies nicht der Fall ist, würden möglicherweise künftig viele nach dem Grundsatz „Safety First“ auf andere Airports wie München ausweichen. Dem Flughafen Innsbruck würden nicht nur Einnahmen verloren gehen, sondern Touristen wären verärgert und würden sich möglicherweise beim nächsten Urlaub für eine andere Destination entscheiden.
Gahr zog jedenfalls nach dem Hearing ein durchaus eindeutiges Fazit. Aus seiner Sicht habe das parlamentarische Hearing klar und deutlich gezeigt, dass die Zentralisierung des Flugwetterdienstes nicht die von der Austro Control versprochene Verbesserung der Qualität bringen würde, sondern schlichtweg die Kosten senken soll. Der Nationalratsabgeordnete hofft nun, dass über den politischen Weg die Auflassung der Dienststellen Innsbruck und Salzburg verhindert werden kann.
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