Innsbrucks Flughafenchef sieht “Übernachfrage auf allen Reisewegen”

Flughafen Innsbruck (Foto: Flughafen Innsbruck).
Flughafen Innsbruck (Foto: Flughafen Innsbruck).

Innsbrucks Flughafenchef sieht “Übernachfrage auf allen Reisewegen”

Flughafen Innsbruck (Foto: Flughafen Innsbruck).
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Am vergangenen Wochenende hat das „europäische Flugchaos“ auch den österreichischen Regionalflughafen Innsbruck getroffen. Airportchef Marco Pernetta ist dennoch davon überzeugt, dass Passagiere, die ab kleineren Airports reisen ein wesentlich geringeres Risiko in Sachen langer Wartezeiten und Verspätungen haben.

„Wenn man von einem Regionalflughafen aus zu einem Mittelmeerflughafen fliegt ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schief geht eigentlich sehr gering. Ich weiß, dass wir am Wochenende in Innsbruck ein Problem mit diesem technischen Thema hatten. Das Veranstalterprogramm funktioniert sehr gut. Problematisch wird es aber, wenn man auf Großflughäfen umsteigen muss oder aber von diesen abfliegen muss. Dort ist der Personalmangel eklatant und den wird man so schnell auch nicht beheben können“, so der Innsbrucker Flughafendirektor im Interview mit „Tirol Live“.

Wenn es aber wie am vergangenen Wochenende zum Ausfall einer Maschine kommt, wird es extrem schwer einen Ersatz aufzutreiben. Pernetta erklärte, dass es momentan „keine freien Flugkapazitäten auf dem europäischen Markt gibt“. Es gäbe schlichtweg keine Ersatzflugzeuge. „Man musste über Nacht zaubern und irgendwie ein Flugzeug organisieren, das die Menschen wegbringt. Das hat natürlich zu mehrstündigen Verspätungen geführt“, Pernetta zum Wochenende. „Im Moment fliegt alles, das zwei Tragflächen hat und man Piloten dazu findet. Die Nachfrage ist etwas überraschend unheimlich angestiegen. Die Leute wollen in den Urlaub fahren, auch auf der Langstrecke, beispielsweise in die USA. Auf Rennstrecken wie New York gibt es teilweise wochenlang keine freien Plätze mehr. Das führt dazu, dass derzeit mit weniger Personal, aber mehr Nachfrage alles fliegt. Wenn dann irgendetwas ausfällt oder ein Pilot oder Flugbegleiter positiv getestet wird, dann fällt der Flug ersatzlos aus. Es gibt eigentlich kaum an eine Chance an ein Ersatzflugzeug zu kommen.“

Aus der Sicht von Marco Pernetta habe sich die Nachfrage nach zwei Jahren Corona-Pandemie schlagartig extrem stark erhöht. „Die Flugzeuge sind voll. Niemand muss Last Minute Sitze günstig auf den Markt werfen wie es in Jahren, in denen man Überkapazitäten hatte, der Fall war. Dieses Jahr hat sich der Markt nach zwei Jahren Corona komplett gedreht. Es gibt eine Übernachfrage auf allen Reisewegen. Das merkt man auch auf der Straße oder bei der Bahn“, so der Manager gegenüber Tirol Live.

Mittelfristig rechnet der Innsbrucker Flughafenchef mit steigenden Ticketpreisen. Die stark gestiegenen Kosten im Alltag spüren auch die Fluggesellschaften, beispielsweise beim Treibstoffeinkauf. Derzeit hätten es Airlines gar nicht notwendig mit Billigstangeboten Passagiere anzulocken, denn die Nachfrage ist deutlich höher als das Angebot. Allerdings wäre zum Beispiel zwischen Innsbruck und Wien durchaus eine höhere Nachfrage da und 19-Euro-Tickets könnten zu komplett vollen Flugzeugen führen, jedoch rechne sich das hinten und vorne nicht, wie auch die Vergangenheit gezeigt habe.

Beispielsweise haben Air Alps, SkyEurope und Niki versucht Tyrolean Airways (später Austrian Airlines) auf der Inlandsstrecke Konkurrenz zu machen. Alle drei Anbieter haben sich nach kurzer Zeit zurückgezogen und uniso der AUA Preisdumping vorgeworfen. Der Wettbewerb führte dazu, dass die Flugscheine zwischen Innsbruck und Wien drastisch gesunken sind. „Die Airlines haben nichts mehr verdient und das rechnete sich einfach für niemanden mehr und dann ist halt immer einer rausgegangen“, so Pernetta. „Point-to-Point im doppelten Tagesrand kostet um die 400 Euro und auch Firmen überlegen sich mittlerweile dreimal, ob sie das Geld ausgeben oder nicht. Mit 19-Euro-Tickets würde man auch Leute aus dem Auto bzw. aus dem Zug ins Flugzeug bekommen, aber rechnen würde es sich trotzdem nicht. Und es ist auch gar nicht unsere Intention das zu machen“.

Angesprochen auf Neun-Euro-Flugtickets, die Pernetta eigenen Angaben nach noch nie gefunden haben will oder wenn kostete dann der Rückflug 120 Euro, meinte er: „Innsbruck war noch nie ein Freund von Neun-Euro-Tickets. Wir haben immer geschaut, dass wir Airlines haben, die über den Preis ihre Leistung verramschen. Auch Tirol als Destination soll nicht verramscht werden. Das versteht nicht jeder, aber wir haben die Ryanair nie in Innsbruck gehabt. Das hat mein Vorgänger schon so gehalten und das habe ich Eins zu Eins so übernommen. Die Durchschnittspreise der Anbieter in Innsbruck liegen bei 300 bis 400 Euro für den Return und ich glaube, dass das ein fairer Preis ist. Ich glaube nicht, dass es diese Neun-Euro-Tickets auf dem internationalen Markt weiterhin geben wird. Die ganze Kostensituation ist extrem gestiegen. Dass bestimmte Lowcost-Airlines weiterhin billiger sein werden als andere – der Trend wird bleiben.

Ganz richtig ist es allerdings nicht, dass die Ryanair Group noch nie nach Innsbruck geflogen ist. Im ersten Betriebsjahr der damaligen Laudamotion hatte man Innsbruck unter anderem ab Düsseldorf und anderen Airports im Winterflugplan. Geflogen wurde unter dem OE-Code, wobei auch Boeing 737-800 von Ryanair im Wetlease zum Einsatz gekommen sind. Das Angebot wurde jedoch nicht fortgeführt und offenbar spielt Innsbruck in den Planungen von Ryanair derzeit keine Rolle. Aus den Äußerungen des Marco Pernetta kann man durchaus auch interpretieren, dass der Airport sich darum auch nicht bemüht.

1 Comment

  • Herbert , 29. Juni 2022 @ 12:11

    Sie irren, Herr Gruber.
    Eine Ryanair 737 war noch nie in INN, lediglich ein von Ryanair betriebener Learjet 45 war im Jahr 2015 zweimal in INN. Das war alles.

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  • Herbert , 29. Juni 2022 @ 12:11

    Sie irren, Herr Gruber.
    Eine Ryanair 737 war noch nie in INN, lediglich ein von Ryanair betriebener Learjet 45 war im Jahr 2015 zweimal in INN. Das war alles.

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