Lufthansa und Condor: Ein erbitterter Rechtsstreit um Zubringerflüge

Airbus A330neo (Foto: Condor).
Airbus A330neo (Foto: Condor).

Lufthansa und Condor: Ein erbitterter Rechtsstreit um Zubringerflüge

Airbus A330neo (Foto: Condor).
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Inmitten einer der größten Krisen der Luftfahrtindustrie, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, entfachte ein hitziger Rechtsstreit zwischen den deutschen Fluggesellschaften Lufthansa und Condor. Im Zentrum des Konflikts steht die Kündigung der Kooperation über Zubringerflüge durch die Lufthansa und die darauf folgende Klage von Condor. Nach ersten Erfolgen für Condor wendet sich das Blatt nun zugunsten der Lufthansa.

Lufthansa kündigte vor einigen Jahren ihre Kooperation mit Condor, die vorsah, dass Condor-Passagiere zu günstigen Konditionen Zubringerflüge zum Drehkreuz Frankfurt nutzen konnten. Diese Entscheidung, getroffen inmitten der Pandemie im Jahr 2020, wurde von Condor angefochten. Das Bundeskartellamt entschied daraufhin, dass die Kündigung einen Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung durch die Lufthansa darstelle und verhängte die Verpflichtung, das Special Prorate Agreement (SPA) fortzusetzen.

In einer jüngsten Wendung hat das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf einer Beschwerde der Lufthansa stattgegeben. Das Gericht äußerte Zweifel an der Befangenheit der Richter in der vorherigen Entscheidung und setzte den Beschluss des Bundeskartellamts vorerst außer Kraft. Dies bedeutet, dass die Lufthansa vorerst nicht verpflichtet ist, Condor Zubringerflüge zu den festgelegten Konditionen zu gewähren.

Lufthansa-Sprecherin Anja Lindenstein begrüßte die Entscheidung und erklärte, dass diese den bisherigen Beschluss des Bundeskartellamts aufhebe. Auch Condor bestätigte die vorläufige Aussetzung der Entscheidung, betonte jedoch, dass bereits gebuchte Tickets weiterhin gültig seien und neue Tickets inklusive Zubringerflüge weiterhin gebucht werden könnten. Beide Fluggesellschaften haben sich auf eine befristete Fortführung des SPA zu angepassten Konditionen bis zum Ende des Sommerflugplans 2024 geeinigt.

Reaktionen und Implikationen

Die Entscheidung des OLG Düsseldorf wird von der Lufthansa als wichtiger rechtlicher Sieg gefeiert. Allerdings bleibt der Ausgang des Hauptsacheverfahrens abzuwarten, das den gesamten Sachverhalt noch einmal gründlich prüfen soll. Condor äußerte sich vorsichtig optimistisch und bestätigte, dass der neue Geschäftsführer Peter Gerber eine außergerichtliche Einigung anstrebe, um den langwierigen Rechtsstreit zu beenden.

Peter Gerber, der erst vor Kurzem die Leitung von Condor übernommen hat, betonte die Notwendigkeit einer schnellen Einigung: “Der Rechtsstreit kann noch drei bis fünf Jahre dauern. Besser wäre deshalb für beide eine außergerichtliche Einigung.” Diese Aussage unterstreicht die Dringlichkeit einer Lösung, die sowohl wirtschaftlich als auch operativ vorteilhaft für beide Parteien ist.

Auswirkungen auf die Flugbranche

Der Rechtsstreit zwischen Lufthansa und Condor hat weitreichende Auswirkungen auf die deutsche Luftfahrtbranche. Die Entscheidung, Zubringerflüge zu kündigen, kam zu einem Zeitpunkt, als die Fluggesellschaften weltweit um das Überleben kämpften. Diese juristischen Auseinandersetzungen verdeutlichen die Spannungen und Herausforderungen, denen Fluggesellschaften in der aktuellen wirtschaftlichen Lage gegenüberstehen.

Die Zubringerflüge sind für Condor von entscheidender Bedeutung, um Passagiere zu den Langstreckenflügen nach Frankfurt zu bringen. Die Unterbrechung dieser Kooperation hätte massive Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit von Condor und die Bequemlichkeit der Reisenden. Gleichzeitig nutzt Lufthansa ihre marktbeherrschende Position, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen, was in der Branche nicht ohne Kontroversen bleibt.

Während das Hauptsacheverfahren noch aussteht und die Möglichkeit einer außergerichtlichen Einigung besteht, bleibt die Situation für beide Fluggesellschaften unsicher. Die kommende Entscheidung des OLG Düsseldorf wird richtungsweisend sein und könnte präzedenzbildend für ähnliche Streitigkeiten in der Zukunft sein.

Die Branche beobachtet diesen Fall genau, da er Einblicke in die Dynamiken und Machtstrukturen innerhalb des deutschen Luftverkehrsmarktes bietet. Eine langfristige Lösung könnte auch als Modell für zukünftige Kooperationen und Konfliktlösungen dienen.

1 Comment

  • Martin , 17. Juli 2024 @ 12:46

    Wieder einmal ein tendenziöser Artikel von Aviation.direct, der die Realitäten verkennt: Condor macht hier Cherry Picking: Auf der einen Seite besser als der Markt-Bedingungen von Lufthansa einfordern, auf der anderen Seite Konkurrenz auf etablierten LH-Routen anbieten (JFK, LAX, SFO, SEA, etc.) und sich zusätzlich auf Codeshare Verbindungen mit den Wettbewerbern von Lufthansa einlassen. Wer mit Emirates Codeshare anbietet, der hat m.M. automatisch ein ausreichend großes weltweites Feedernetz, und das zusätzlich zu den Codeshares mit Alaska und Westjet.

    Daher ist es durch diese Schritte mehr als legitim, dass LH von DE nun auch Marktkonditionen abverlangt. Außerdem steht es Condor frei selber ein Feedernetz ab FRA ausfzubauen. Slots sind ausreichend vorhanden.

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  • Martin , 17. Juli 2024 @ 12:46

    Wieder einmal ein tendenziöser Artikel von Aviation.direct, der die Realitäten verkennt: Condor macht hier Cherry Picking: Auf der einen Seite besser als der Markt-Bedingungen von Lufthansa einfordern, auf der anderen Seite Konkurrenz auf etablierten LH-Routen anbieten (JFK, LAX, SFO, SEA, etc.) und sich zusätzlich auf Codeshare Verbindungen mit den Wettbewerbern von Lufthansa einlassen. Wer mit Emirates Codeshare anbietet, der hat m.M. automatisch ein ausreichend großes weltweites Feedernetz, und das zusätzlich zu den Codeshares mit Alaska und Westjet.

    Daher ist es durch diese Schritte mehr als legitim, dass LH von DE nun auch Marktkonditionen abverlangt. Außerdem steht es Condor frei selber ein Feedernetz ab FRA ausfzubauen. Slots sind ausreichend vorhanden.

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