Der im irischen Dublin ansässige Leasinggeber AerCap hat vor dem Londoner High Court eine juristische Niederlage gegen Ryanair und die österreichische Tochtergesellschaft Laudamotion erlitten. Es ging um vier Airbus A320, die man aufgrund der Coronapandemie im Jahr 2020 nicht abgenommen hatte.
Gestritten wurde um eine Summe von rund 7,4 Millionen Euro. AerCap vertrat die Ansicht, dass das Geld als Entschädigung für entgangene Leasingeinnahmen und andere Ausgaben zustehen würde. Dies lehnte der High Court aber ab. Allerdings wurden auch Behauptungen, die Ryanair und Laudamotion im Zuge des Verfahrens aufgestellt haben, zurückgewiesen.
Mittlerweile ist die österreichische Laudamotion nicht mehr als Fluggesellschaft tätig. AOC und Betriebsgenehmigung wurden Ende 2020 zurückgegeben. Unter dem Namen Lauda Europe ist eine damals neu ins Leben gerufene Ryanair-Tochter mit Sitz im maltesischen Pieta aktiv. Diese hat die Leasingflotte, die vormals auf dem Laudamotion-AOC registriert war, übernommen und auf Malta eingetragen.
Jene vier Airbus A320, über die in London vor Gericht verhandelt wurden, sollte im Jahr 2020 an Laudamotion übergeben werden. Die Verträge hätten eine Laufzeit von 60 Monaten gehabt und wurden bereits im Juli 2019 unterschrieben und zwar von der Laudamotion-Geschäftsleitung. Ryanair ist in diesem Verfahren beteiligt gewesen, weil man als finanzieller Garant aufgetreten ist. Der A320 mit der Seriennummer 3361 sollte im Mai 2020 an den damaligen österreichischen Carrier übergeben werden, aber die Abnahme wurde gleichermaßen wie für die drei übrigen Exemplare, die für Juni 2020 vorgesehen waren, nicht vollzogen.
Bereits vor diesen strittigen Verträgen war Laudamotion Kunde bei AerCap. Auch hier trat Ryanair als Bürge für die finanziellen Verpflichtungen auf. Kurz nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie mussten die meisten europäischen Fluggesellschaften ihre Flotten zu großen Teilen stilllegen. Davon waren auch der irische Lowcoster samt österreichischer Tochter betroffen. Im April 2020 entschied man sich dazu, dass die vier betroffenen Airbus A320 nicht eingeflottet werden sollen, da man für diese keine Beschäftigung gehabt hätte. Der damalige Finanzchef informierte AerCap schriftlich.
Unter anderem schrieb er, dass Laudamotion aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Luftfahrtbranche nicht in der Lage ist die vier Airbus A320 zu übernehmen. Unter anderem: „Da Lauda seit dem 17. März letzten Jahres ein komplettes Flugverbot hat und als direkte Reaktion auf die Covid-19-Krise gezwungen sein wird, seinen Betrieb (und seine zukünftigen Wachstumspläne) erheblich zu reduzieren, ist es klar, dass Lauda die Lieferung dieser Flugzeuge nicht annehmen kann, und daher steht es Ihnen nun frei, diese Flugzeuge anderweitig zu vermarkten“. Viele Argumente, die beide Parteien vor Gericht vorgebracht haben, wurden vom Gericht abgelehnt. Allerdings entschied man dann zu Gunsten von Ryanair und Laudamotion.
„Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Laudamotion die MSN 3361 nicht zu Unrecht nicht abgenommen hat, dass keine Verzugsereignisse eingetreten sind und dass die Kläger nicht berechtigt waren, die Leasingverträge für eines der Flugzeuge zu kündigen“, entschied der Richter. „Folglich müssen die Klagen der Kläger abgewiesen werden.“
Der Airbus A320 mit der Seriennummer 3361 hat zwischenzeitlich eine neue Heimat gefunden. Dieser fliegt seit etwa Juni 2021 für Smartlynx Malta. Das Flugzeug kam unter anderem bei Air Peace, Air France und Tui Airways im Wetlease zum Einsatz.