Österreichs Nachtzüge: Mit Klimaticket teurer ins Ausland

Nightjet-Liegewagen (Foto: ÖBB / Marek Knopp).
Nightjet-Liegewagen (Foto: ÖBB / Marek Knopp).

Österreichs Nachtzüge: Mit Klimaticket teurer ins Ausland

Nightjet-Liegewagen (Foto: ÖBB / Marek Knopp).
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Besonders das von Leonore Gewessler (Grüne) geführte Verkehrsministerium forciert seit einiger Zeit Nachtzüge. Viel Steuergeld wird ausgegeben, um bestehende Garnituren zu modernisieren und neue anzuschaffen. Die Österreichischen Bundesbahnen sind mittlerweile europäischer Marktführer in diesem Segment. Doch gerade in Verbindung mit dem Klimaticket läuft auf internationalen Strecken nicht alles ganz so wie es in der Werbesprache dargestellt wird.

Die Netzkarte berechtigt zur Nutzung der Nachtzüge in den Sitzwägen innerhalb Österreichs. Allerdings unterliegen Verbindungen der Gattungen Nightjet und Euronight der Reservierungspflicht. Je nach Strecke fallen hierfür zwischen drei und sechs Euro an. Handelt es sich um eine reine Inlandsstrecke, beispielsweise Wien-Bregenz, ist der Kauf der notwendigen Platzkarte sehr einfach und online, über die App oder am Schalter möglich.

Kompliziert wird es aber bei Euronight-Zügen, die über Österreich ins Ausland verkehren. Es gibt häufig sehr viele Zwischenstopps, aber der Kauf der Platzkarte gleicht einem Verwirrspiel, für das auch mühsame Recherche notwendig sein kann. Hintergrund ist, dass der Verkauf von „Nur-Reservierung“ auf Euronight-Verbindungen nicht vorgesehen ist. Dazu kommt, der Umstand, dass die Züge mitunter gleich mehrere Zugnummern haben. Am Beispiel der Verbindung von Budapest über Wien, Salzburg und München nach Stuttgart: Die MAV verwendet eine andere Nummer als die ÖBB, die Deutsche Bahn nutzt wieder eine andere und es kommt noch eine dazu: In Salzburg wird der Zug mit einem aus Kroatien zusammengeführt und voila entsteht die nächste Zugnummer. Doch damit nicht genug: Die ÖBB führen den besagten Euronight-Zug zwischen Wien und Salzburg zusätzlich unter einer Eurocity-Nummer.

Klimaticket bietet im internationalen Verkehr kaum Vorteile

Nimmt man nun an, dass wenn man mit hinterlegtem Klimaticket ab Wien in besagtem Zug bucht, dass man dann für den österreichischen Streckenanteil nichts bezahlt, der irrt. Tatsächlich kann es vorkommen, dass die so genannten Sparschiene-Tarife günstiger sind als wenn man mit hinterlegtem Klimatickets nach Fahrkarten sucht. Somit würde es am günstigsten kommen, wenn man sich bis Salzburg nur die Pflicht-Reservierung kauft und von dort aus dann mit einem Sparschiene-Fahrschein weiter nach Deutschland fährt. Das ist auch möglich, aber es ist kompliziert, denn man muss den besagten Euronight unter seiner Eurocity-Zugnummer finden, dann kann man bis Salzburg reservieren. Allerdings: Der Zug hat rund zwei Stunden Standzeit in der Mozartstadt, denn auf den Euronight aus Kroatien, der angekuppelt wird, muss gewartet werden. Weiters kann man weder bei der Reservierung bis Salzburg, noch für die Weiterfahrt nach Deutschland den Sitzplatz frei auswählen. Das heißt, dass es sein kann, dass man dann in der Mozartstadt einen anderen Sitz einnehmen muss. Das dürfte machbar sein, denn die Ersparnis, die so erzielt werden kann, beträgt 30 Euro und mehr pro Fahrtrichtung und Person.

In den Liege- und Schlafwägen, die gegen sehr hohe Aufpreise verkauft werden, bekommt man mit dem Klimaticket generell keine Preisvorteile. Zwar ist die Rede davon, dass man irgendeinen Rabatt bekommen soll, jedoch ist nirgendwo genau beschrieben wie hoch dieser ist und einige Preisabfragen auf verschiedenen Strecken haben gezeigt, dass die so genannten Sparschiene-Tarife oftmals günstiger kommen.

ÖBB können eigene Preise „nicht nachvollziehen“

Die Österreichischen Bundesbahnen haben auf Anfrage die in ihren eigenen Reservierungssystem angezeigten Tarife zurückgewiesen. Diese wären nicht nachvollziehbar. Für einen ausgewählten Termin im Dezember 2023 wurde die Strecke Wien-Göppingen mit Klimaticket für 79 Euro angezeigt. Ohne Klimaticket rief das ÖBB-System aber nur 69 Euro aus. Die ÖBB erklären dazu: „Wien-Göppingen (mit Klimaticket): Ticket mit KTÖ Ermäßigung kostet EUR 59,- Wien-Göppingen (ohne Klimaticket): Sparschieneticket, auch Tickets um EUR 59,- möglich. Durchgehendes Ticket mit hinterlegter Ermäßigung Klimaticket, oder durchgehendes Sparschieneticket notwendig. Hintergrund: Der Kauf im Zug ist nicht oder nur eingeschränkt möglich (NJ nach Göppingen zb. hat Reservierungspflicht), da der NJ/EN die Tickets nur mit Reservierung (Sitz-, Liege- oder Schlafwagen) anbietet. Eine Reservierung ist daher erforderlich und kann bei kurzfristigen Einstieg in den Zug leider nicht garantiert werden. Klimatickets können nicht auf Sparschiene oder Sparschiene Komfort Tickets angewandt werden. Es ist bei Auslandsreisen empfehlenswert, Möglichkeiten ohne die Angabe des Klimatickets zu prüfen. In allen Nachtverbindungen unabhängig von der Komfortkategorie besteht Reservierungspflicht“.

Angesprochen auf den Umstand, dass das Klimaticket offensichtlich häufig keinen Vorteil in den internationalen Nachtzügen bietet und das obwohl obendrein der österreichische Streckenanteil aufgrund eines Gewessler-Erlasses von der Umsatzsteuer befreit ist, heißt es seitens der Bundesbahnen: „Die Preisgestaltung beim Nightjet ist u.a. auch von Steuern abhängig – so gibt es keine Steuer auf Kerosin, aber volle Steuer auf Bahnstrom, auch die Mehrwertsteuer schlägt sich auf den Ticketpreis nieder. Hinzu kommt die Kombination von „Hotelbetrieb“ und Reise in einem Produkt, eine Kombination die bei Flugzeug und Bus nicht gegeben ist. V.a. bei Flugreisen werden außerdem Kosten und Zeitressourcen unterschätzt, die vom Flughafen zum eigentlichen Reiseziel investiert werden müssen. Diese fallen bei Nightjet-Reisen häufig weg (z.B. bei Genua oder auch Paris), da die meisten Bahnhöfe sehr zentral gelegen sind. Wir arbeiten zusätzlich stetig daran, das Angebot auch für kleinere Reisebudget noch attraktiver zu gestalten. So sind im neuen Nightjet (der ab 10. Dezember unterwegs sein wird) die Tickets für die Strecke Wien – Hamburg schon ab 58,20 € im Liegewagen und den Mini Cabins verfügbar“.

Mitnahme von Hunden mit komplizierten und teuren Regeln

Ein weiteres Kuriosum in den Nachtzügen besteht hinsichtlich der Mitnahme von Hunden. Diese ist nämlich so ganz und gar nicht einheitlich geregelt. Für Passagiere, die ihre Vierbeiner mitnehmen wollen, ist es wichtig zu wissen wer überhaupt Betreiber des Zuges ist. In einigen Fällen sind Züge aus Ungarn, Kroatien, Polen und anderen Ländern im Einsatz. Auf der Nightjet-Homepage kann man sich mühevoll durchkramen und findet dann den aus der Luftfahrt bekannten „operated by“ Hinweis. Nicht überall sind Hunde willkommen und dazu kommt noch ein Umstand, der im direkten Vergleich mit den Nachtzügen einmalig ist.

Dazu ein ÖBB-Sprecher: „Hunde benötigen in allen Zügen ein Ticket und müssen auf dem Boden sitzen, mit Leine und Beißkorb. Ihren Hund können Sie im allen Nachtzügen nur dann mitnehmen, wenn ein ganzes Abteil Liege- oder Schlafwagen gebucht wird. Die Mitnahme von Hunden in der Mini Cabin ist nicht gestattet. Ausnahme davon: In Euronight-Zügen der Polnischen Bahn, der Tschechische Bahn und der Ungarischen Bahn sind keine Hunde erlaubt. Assistenzhunde sind von diesen Regeln ausgenommen“.

Die Frage wie es sich bei der Mitnahme von Hunden in den Sitzwägen verhält, wurde von den ÖBB übrigens gleichermaßen wie „Warum werden Sitzplatzreservierungen in den Nachtzügen für über 6 Euro statt der üblichen 3 Euro verkauft? Was bekommt man hier für den doppelten Preis dazu?“ nicht beantwortet.

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