PCR-Schnelltests: Erlösung für Tourismus und Luftverkehr?

Wissenschaftlerin in einem Labor (Foto: Russian Direct Investment Fund).
Wissenschaftlerin in einem Labor (Foto: Russian Direct Investment Fund).

PCR-Schnelltests: Erlösung für Tourismus und Luftverkehr?

Wissenschaftlerin in einem Labor (Foto: Russian Direct Investment Fund).
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Reisebeschränkungen, harte Einreisebestimmungen und zum Teil enorm kurzfristig ausgesprochene Reisewarnungen, die manchmal auch umstritten sind, machen der Flug- und Touristikbranche das Leben schwer. Die Politik setzt ihre Hoffnungen darauf, dass möglichst bald ein Impfstoff verfügbar ist.

Allerdings geht dem Sektor so langsam aber sicher die Luft aus, denn der Winter ist traditionell ohnehin eher schwach. Normalerweise verdiente man im Sommer immer einen fetten Polster, mit dem man dann problemlos durch die kalte Jahreszeit gekommen ist. Das war heuer jedoch nicht möglich und neuerliche Reisebeschränkungen und die damit verbundene niedrige Nachfrage könnten nun viele Hotels, Reiseveranstalter, aber auch Fluggesellschaften so richtig in Bedrängnis bringen. Entweder springen die Staaten ein und greifen der leidenden Branche kräftig unter die Flügel oder aber es droht eine Insolvenzwelle. Dadurch werden tausende, wenn nicht hunderttausende Menschen allein in Europa ihre Jobs verlieren. Daher wird der Ruf nach neuen Wegen, um sicheres Reisen und damit auch das Überleben einer ganzen Branche sichern zu können, immer lauter. Momentan ist das Kernproblem, dass viele Staaten zwar die Einreise bei Vorlage eines negativen PCR-Tests erlauben, jedoch dieser beispielsweise in Österreich nur sehr teuer zu bekommen ist. Oftmals benötigt man einen solchen bei der Heimreise gleich nochmals, wodurch sich die Kosten eben summieren. Manche Länder gestatten alternativ den Antritt einer Quarantäne, die bis zu 14 Tage dauert, bei anderen heißt es jedoch: “Du kommst hier nicht rein.”

Fluggesellschaften, Reiseveranstalter, aber auch Hoteliers hoffen nun darauf, dass eine Art Übergangslösung kommt. Dabei denkt man an PCR-Schnelltests, deren Zuverlässigkeit zuletzt seitens der WHO und anderer Gesundheitsbehörden als “gut” eingestuft wurde. Das Ergebnis soll binnen maximal 15 Minuten feststehen. Im Zweifelsfall und im Falle einer positiven Testung sollte man an Ort und Stelle dann zur Verifizierung den klassischen PCR-Test durchführen. Die Vorteile dieser Schnelltests liegen aber auf der Hand: Die Kosten betragen derzeit etwa 15 Euro, das Ergebnis steht in etwa 15 Minuten fest und es ist so möglich alle Reisenden verpflichtend zu testen. Dies sorgt für zusätzliche Sicherheit für Passagiere, Crews, aber auch andere Bedienstete wie Flughafenmitarbeiter, Busfahrer, Taxifahrer und so weiter.

Das Vereinigte Königreich zeigte bereits großes Interesse an einer solchen Lösung und orderte entsprechende Schnelltests, die dort bereits zugelassen sind, in großer Stückzahl. Was man genau damit machen will, weiß die Regierung um Boris Johnson offenbar selbst noch nicht ganz genau. Doch der Einsatz an Flughäfen ist durchaus vorstellbar, wobei internationale Abstimmung unbedingt notwendig erscheint.

Passagiere würden zehn bis 15 Euro akzeptieren und bezahlen

Ein Szenario, das sich viele Vorstände von Fluggesellschaften derzeit wünschen, ist wie folgt: Vor dem Abflug, beispielsweise im Zuge der Sicherheitskontrolle, wird ein Corona-Schnelltest durchgeführt. Fällt dieser negativ aus, so darf der Passagier fliegen und erhält eine entsprechende Bestätigung. Bei positivem Ergebnis sollte ein klassischer PCR-Test zur Verifizierung durchgeführt werden. Über das weitere Vorgehen müssen dann die lokalen Gesundheitsbehörden entscheiden. Der Vorteil dieses Planspiels ist, dass Reisebeschränkungen weitgehend aufgehoben werden können, da ohnehin nur Personen, deren Testung negativ ausgefallen ist, das Flugzeug besteigen können und in weiterer Folge in das Zielland einreisen können. Zwar wünschen sich die Fluggesellschaften, dass die Kosten für die Schnelltests “von jemand anderem” getragen werden, also für die Reisenden kostenfrei sind, doch in Gesprächen mit Aviation.Direct äußerten die Manager auch, dass Kosten zwischen zehn und 15 Euro mit hoher Wahrscheinlichkeit im Sinne der Sicherheit und Gesundheit von den Passagieren akzeptiert werden.

Für die Fluggesellschaften wäre es eine Kleinigkeit die Teilnahme an den Schnelltests verpflichtend oder aber optional im Zuge der Ticketbuchung zu verkaufen. Über den Barcode auf der Bordkarte könnte man an der Teststation feststellen, dass die entsprechende Gebühr bereits über die Airline bezahlt wurde. Andernfalls könnte man an Ort und Stelle mittels Bankomat- oder Kreditkarte bzw. in bar die Gebühr kassieren. Personen, die sich in einem Labor haben testen lassen und einen negativen Befund dabei haben, könnte man so einfach von den Schnelltests ausnehmen.

Corona-Impfstoff “Sputnik V” (Foto: Russian Direct Investment Fund).

Spannend ist aber auch der Umstand, dass sich die CEOs renommierter Fluggesellschaften, mit denen Aviation.Direct über das Thema PCR-Schnelltests uniso nicht namentlich zitieren lassen wollten. Zu groß ist Momentan die Sorge, dass man zur Zielscheibe der Politik wird, denn diese propagiert ja eher, dass die Bevölkerung nicht reisen soll, sondern zu Hause bleiben soll. Daraus wird auch abgeleitet, dass die Bereitschaft neue und innovative Lösungen im Sinne der Luftverkehrs- und Tourismuswirtschaft zu etablieren politisch derzeit eher nicht gewollt ist. Leider, doch je mehr sich die finanzielle Lage der Anbieter zuspitzt, desto größer wird der Druck werden.

Jedenfalls ist der Wunschgedanke vieler Airliners, dass im Zuge der Sicherheitskontrolle eine Corona-Schnelltestung durchgeführt wird. Die baulichen Möglichkeiten wären hierfür an vielen Airports vorhanden und mit etwas gutem Willen wäre es möglich, dass die Passagiere nicht an Ort und Stelle auf das Ergebnis und ein Stück Papier waren müssen, sondern dieses per Mail oder in eine App zugestellt wird. Alternativ könnte man dies auch in Papierform direkt am Gate im Zuge des Scannens der Bordkarte ausdrucken und austeilen. Der Aufwand hierfür wäre – so die Fluggesellschaften – minimal und durch die EDV-Experten der Airports und Airlines rasch umsetzbar. Eine Billigfluggesellschaft sprach gar davon, dass die softwaremäßige Umsetzung etwa zwei Tage in Anspruch nehmen würde und wenn die Abteilung Nachtschichten einlegt, hätte man sogar binnen 24 Stunden alles parat.

WU Wien setzt auf Schnelltests

Die Wirtschaftsuniversität Wien fungiert derzeit ein bisschen als Versuchskaninchen für das Ausrollen von PCR-Schnelltests, denn die Studenten werden nun getestet. Bei positivem Ergebnis bleibt der Zutritt zum Hörsaal verwehrt und zur Verifizierung wird ein klassischer PCR-Test durchgeführt. Das Ergebnis des Schnelltests soll übrigens binnen 15 Minuten vorliegen. Zunächst kommt das Konzept bei den Einführungsvorlesungen zur Anwendung und betrifft in etwa 3.000 Studierende. Mit den gewonnen Erfahrungswerten will man die Schnelltests dann auch auf andere Bereiche ausdehnen. Ein mögliches Einsatzgebiet wären Tourismus und eben die Luftfahrt. Doch bis es so weit ist, wird noch viel Zeit vergehen, denn diese Form der Coronatestung ist weiterhin umstritten. Möglicherweise schüren auch diverse Labore ihre Bedenken, denn immerhin könnten diese um Einnahmen in Millionenhöhe umfallen, wenn sich das tägliche PCR-Testvolumen reduziert. Aus Sicht eines österreichischen Airline-Chefs wären die Schnelltests vor dem Abflug, am besten im Zuge der regulären Sicherheitskontrolle, aber ein guter Weg, um für noch mehr Sicherheit zu sorgen und gleichzeitig Fluggesellschaften und Touristik das Überleben erleichtern zu können. Von pauschalen Flugverboten, Reisewarnungen samt Quarantäne und sonstigen Schikanen hält die Branche naturgemäß nicht viel.

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