Ein historischer Tag: Die AUA meldet sich am heutigen Tag nach dem Corona-Tiefschlaf zurück. Kurz vor sieben Uhr hebt die Embraer 195 – gesteuert vom Flottenchef höchstpersönlich – nach München ab. Doch trotz der Freude über die Wiederaufnahme fliegt die Fluglinie auf Sicht.
Nach 90-tägiger Corona-Pause begrüßt Home-Carrier Austrian Airlines seine Fluggäste wieder an Bord. Die Stationsmitarbeiter strahlten förmlich vor Euphorie, als sie AUA-Chef Alexis von Hoensbroech zusammen mit den ersten Fluggästen jubelnd und Fähnchen schwingend am Gate des Linienfluges OS111 empfingen. „Obwohl ich kein Frühaufsteher bin, ist mir heute das Aufstehen merkbar leichtgefallen. Heute ist ein sehr emotionaler Tag für das ganze AUA-Team“, so von Hoensbroech, sichtlich gerührt von der Aktion der Mitarbeiter.
Neben der Schutzmaske, die während der gesamten Flugreise verpflichtend zu tragen ist, merkt man aber schon beim Betreten des Flughafens, dass Covid-19 das Fliegen weitgehend verändert hat: Überall im Terminal sind Desinfektions-Spender und Markierungen zur Abstandseinhaltung angebracht. Das Boarding erfolgt in Kleingruppen, um so die Abstandsregeln einhalten zu können. In der Flugkabine werden einem Reinigungstücher ausgehändigt, mit denen man die Sitzplatz-Oberflächen und Armlehnen noch einmal gründlichst desinfizieren kann. Sofern es die Auslastung zulässt, werden die Passagiere mit möglichst großem Abstand platziert. Auch vermisst man das Lächeln der Flugbegleiter, denn das Absetzen der Maske ist on board nur dann erlaubt, wenn man die eingeschränkte Bordverpflegung zu sich nehmen möchte.
Fotos: Thomas Ramgraber
Zusätzlich werden nach der Landung Fiebermessungen durchgeführt. Abgerundet wird das Ganze von der sogenannten Passanger Locator Card, die jeder Passagier mit personenbezogenen Angaben ausfüllen muss. Dies wird im Falle des Falles der Gesundheitsbehörde übergeben, die so leichter mögliche Kontaktpersonen identifizieren kann. Diese strengen Regelungen seien wichtig, um auch in Zeiten von Corona sicheres Reisen zu gewährleisten, so Julian Jäger, einer der beiden Vorstände des Flughafen Wien. Erfreut zeigt er sich besonders über das Hilfspaket der Regierung: „Ohne Austrian Airlines ist der Flughafen Wien nicht komplett. Diese Entscheidung kommt nicht nur uns zugute, sondern dem gesamten Wirtschaftsstandort, da die AUA viele unverzichtbare Hubs anfliegt.“
Und obwohl der wichtige erste Schritt gesetzt ist, sieht Alex von Hoensbroech realistisch in die Zukunft. „In diesem Monat fliegen wir 5 Prozent des üblichen Flugprogramms – also fast gar nichts. Die meisten Flugzeuge stehen noch still. Bis Jahresende wollen wir uns schrittweise steigern, sodass wir auf die Hälfte der eigentlich geplanten Kapazität kommen. Dies wird abhängig sein von der Lust der Menschen, zu reisen.“ Besonders an den überschaubaren Flugbuchungen für die Sommermonate sehe man, dass es lange dauern werde, das Vor-Corona-Niveau wieder zu erreichen. Selbst in den nächsten drei Jahren werde dies nicht gänzlich möglich sein. Dennoch: Auf Regen folgt bekanntlich Sonnenschein. Man habe und werde alle Hebel in Bewegung setzen, um den Menschen die Türen zur Welt wieder zu öffnen. “We are ready to fly!”