Ryanair drängt Basis Wien in unbezahlte Urlaube

Winglet einer Boeing 737-800 der Ryanair-Tochter Malta Air (Foto: Jan Gruber).
Winglet einer Boeing 737-800 der Ryanair-Tochter Malta Air (Foto: Jan Gruber).

Ryanair drängt Basis Wien in unbezahlte Urlaube

Winglet einer Boeing 737-800 der Ryanair-Tochter Malta Air (Foto: Jan Gruber).
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Den Beschäftigten der Ryanair-Basis Wien steht ein mitunter frostiger Winter bevor, denn der irische Billigflieger drängt das in Österreich stationierte Boeing-737-Personal in unbezahlte Urlaube. Im Anschluss könnte vielen anstatt dem Vollzeitjob eine Teilzeitbeschäftigung blühen.

Ryanair hat derzeit drei Maschinen des Typs Boeing 737-800 am Flughafen Wien gebased und kürzte nach Beginn der Corona-Pandemie die Gehälter um bis zu 20 Prozent. Ähnlich wie bei der Konzernschwester Lauda gab es nur ein kurzes Zeitfenster, in dem per E-Mail die Zustimmung erteilt werden musste. Die meisten in Österreich stationierten Ryanair-Piloten und -Flugbegleiter sind über die Leiharbeitsfirmen Workforce und Crewlink beschäftigt. Letztere stellt auch Personal für für Lauda.

Ryanair verstand es seit er Eröffnung der Boeing 737-Basis in Wien mit dieser Druck auf die A320-fliegende Schwester Lauda auszuüben. Immer wieder rieb man den Beschäftigten unter die Nase, dass die Boeing 737-800 nicht nur mehr Sitzplätze hat, sondern Ryanair günstiger und effizienter produzieren könnte. Wieder und wieder drohte die Lauda-Geschäftsführung damit, dass wenn die gewünschten Einsparungen beim Personal nicht erzielt werden, dass dann Ryanair selbst übernimmt und alle Lauda-Jobs gehen verloren.

Der Umstand, dass Ryanair nun die drei eigenen in Wien stationierten Boeing 737-800 für rund zwei Monate aus der Planung nimmt, das Personal in diesem Zeitraum auf unbezahlte Urlaube schicken will und beabsichtigt dieses anschließend zunächst in Teilzeit zu beschäftigen, kommt ein wenig überraschend. Die Wiener Lauda-Europe-Belegschaft rechnete damit, dass die Ryanair-Base fliegen wird, jedoch bei der Konzernschwester eingespart wird. Hierzu ist allerdings auch zu erwähnen, dass Lauda-Chef David O’Brien den österreichischen Flugbegleitern in einem Rundschreiben ebenfalls unbezahlte Urlaube angeboten hat. Der Unterschied ist jedoch, dass bei der Ryanair-Basis Wien nach Angaben von Betroffenen kaum Alternativen bestehen. Die Beendigung des Dienstverhältnisses wäre wohl eine Option, die jedoch so gut wie alle aufgrund der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt vermeiden wollen.

Eigentlich wäre Kurzarbeit sowohl für die Lauda- als auch die Ryanair-Beschäftigten die optimale Lösung. Im Frühjahr veranstaltete Laudamotion eine regelrechte Seifenoper zur Erlangung dieser, um sie nach nur wenigen Wochen aus Frust darüber, dass die Sozialpartner einen vorgedruckten Text nicht unterschrieben haben, wieder zu beenden. Bereits damals war die Schließung der Laudamotion und die damit verbundene Inbetriebnahme des maltesischen Nachfolgers Lauda Europe beschlossene Sache. Nur informierte man eben das Personal erst im Sommer 2020 darüber. Ryanair ignorierte in einer Anfrage die explizite Frage bezüglich Kurzarbeit für die Wiener Basis. Es wurde nicht mit “kein Kommentar” geantwortet, sondern es blieb schlichtweg unbeantwortet.

Ansonsten ist das Unternehmen bezüglich der unbezahlten Urlaube, die dem Boeing-737-Personal regelrecht aufgedrängt werden, auch nicht gesprächig. Lediglich folgende Erklärung übermittelte der irische Lowcoster: “Der Ryanair-Winterflugplan für Wien befindet sich derzeit noch in der Prüfung. Es wurden noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen.” Wohl ein wenig kurzfristig bzw. spät, denn die Winterflugplanperiode 2020/21 beginnt bereits kommende Woche. Im Reservierungssystem sind derzeit alle Flüge, die ex Wien operiert werden, als “durchgeführt von Lauda Europe” gekennzeichnet und das zumindest für zwei Monate. Jene Routen, die bislang schon von anderen Stationen aus bedient wurden, enthalten weiterhin Boeing 737-800 als Fluggerät. Eine Ausnahme stellt dabei die Strecke Warschau/Modlin-Wien dar: Diese wurde bislang von der polnischen Buzz bedient. Nun kommt Lauda Europe zum Einsatz, wobei die Route zweimal wöchentlich statt einmal pro Woche – wie  kurzzeitig geplant – angeboten wird.

Bei Lauda beobachtet die Belegschaft die Entwicklungen bei der Konzernschwester Ryanair DAC, in deren Auftrag man formell fliegt, genau. Man ist einerseits überrascht darüber, dass es ihre Kollegen traf und nicht die Lauda-Crews, jedoch befürchten die Piloten und Flugbegleiter, dass auch im Airbus-Bereich des Konzerns harte Maßnahmen folgen könnten. Diese sind primär der momentan aufgrund der Corona-Pandemie äußerst schwachen Nachfrage geschuldet. Neuerliche Rekord-Infiziertenzahlen und komplizierte Quarantäne- und Einreisebestimmungen wirken sich in der gesamten Branche nachteilig aus. Während viele Regierungen in Europa mit einem zweiten Lockdown drohen, vollzieht der Heimatstaat von Ryanair, Irland, diesen Schritt ab Mittwoch und zwar für vorerst sechs Wochen.

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