Schwanensee in der Wiener Staatsoper: Ein Ballettklassiker und seine zeitlose Faszination

Wiener Staatsoper (Foto: C. Stadler/Bwag).
Wiener Staatsoper (Foto: C. Stadler/Bwag).

Schwanensee in der Wiener Staatsoper: Ein Ballettklassiker und seine zeitlose Faszination

Wiener Staatsoper (Foto: C. Stadler/Bwag).
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Das Ballett „Schwanensee“ gilt als eines der bedeutendsten und bekanntesten Werke der klassischen Ballettkunst. Die tragische Geschichte des Prinzen Siegfried und der Schwanenprinzessin Odette, die durch die bösen Machenschaften des Zauberers Rotbart und der Verführerin Odile an der Erfüllung ihrer Liebe scheitern, bewegt seit über einem Jahrhundert Menschen auf der ganzen Welt. Ab Mitte September 2024 wieder im Spielplan der Wiener Staatsoper.

Ursprünglich 1877 im Moskauer Bolschoi-Theater uraufgeführt, erlangte das Stück seine weltweite Berühmtheit jedoch erst mit der Neufassung von Marius Petipa und Lew Iwanow im Jahr 1895 am Mariinski-Theater in St. Petersburg. Die Inszenierung dieser beiden Choreographen setzte neue Maßstäbe in der Ballettwelt und prägte den Mythos des „Schwanensees“, wie er heute bekannt ist.

Eine Reise durch die Epochen: Vom klassischen Russland zur Wiener Moderne

Petipas und Iwanows Interpretation von „Schwanensee“ verhalf dem Stück zu seiner heutigen Popularität. Ihre Choreographie der „Weißen Akte“, in denen die verwunschenen Schwäne mit einer beinahe überirdischen Grazie und Synchronität tanzen, legte den Grundstein für das, was als die klassische Ballettästhetik schlechthin gilt.

Die Geschichte des Prinzen, der sich auf der Schwelle zum Erwachsenwerden befindet und zwischen Traum und Realität, zwischen Ideal und Wirklichkeit schwankt, wird in diesen Szenen in ihrer ganzen emotionalen Tiefe spürbar. Die Verwendung von Leitmotiven in der Musik von Peter I. Tschaikowski, die stets die jeweilige Stimmung und die innere Verfassung der Charaktere unterstreicht, fügt der Inszenierung eine zusätzliche Ebene der Komplexität hinzu.

Knapp 70 Jahre nach der legendären Premiere in St. Petersburg griff der herausragende Tänzer und Choreograph Rudolf Nurejew die Fäden von Petipa und Iwanow auf und schuf 1964 eine eigene Version des „Schwanensees“ für das Wiener Staatsopernballett. In einer Zeit, die sich sowohl künstlerisch als auch gesellschaftlich stark von der Welt des 19. Jahrhunderts unterschied, gelang es Nurejew, die klassische Choreographie in die Moderne zu übertragen. Er legte dabei besonderen Wert auf die Rolle des Prinzen Siegfried, den er als zentralen Charakter des Balletts herausstellte. Für Nurejew war der Prinz nicht nur der tragische Held, sondern auch eine Metapher für den Menschen, der versucht, sein Idealbild in der Realität zu finden und daran scheitert.

Nurejews Vermächtnis: Der Wiener „Schwanensee“

Nurejews Wiener Inszenierung von „Schwanensee“ wurde zu einem Meilenstein in der Ballettgeschichte. Die Premiere, bei der Nurejew selbst an der Seite der legendären Margot Fonteyn die Rolle des Prinzen tanzte, wurde mit 89 Vorhängen gefeiert und ging damit ins Guinness-Buch der Rekorde ein. Diese Produktion ist bis heute ein Signatur-Werk des Wiener Staatsballetts und wird immer wieder von neuen Generationen von Tänzern interpretiert. Die Doppelrolle der Odette/Odile, eine der herausforderndsten Partien im klassischen Ballett, wurde seither von zahlreichen Ballerinen verkörpert, die alle ihre eigene Interpretation in die Figur einbrachten.

In der jüngeren Vergangenheit waren es Tänzerinnen wie Olga Esina, Kiyoka Hashimoto und Liudmila Konovalova, die das Publikum mit ihrer Darstellung der verzauberten Prinzessin und der verführerischen Gegenspielerin in den Bann zogen. Die aktuelle Ausstattung der Wiener Produktion, die von der italienischen Bühnen- und Kostümbildnerin Luisa Spinatelli entworfen wurde, verbindet die klassische Eleganz mit modernen Akzenten und schafft so eine visuelle Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Tschaikowskis Musik: Die Seele des „Schwanensees“

Neben der choreographischen Meisterleistung ist es vor allem die Musik von Peter I. Tschaikowski, die „Schwanensee“ zu einem unvergesslichen Erlebnis macht. Tschaikowski, der von der Romantik und ihren märchenhaften Stoffen fasziniert war, schuf mit der Partitur von „Schwanensee“ eine der eindringlichsten und bewegendsten Kompositionen des Balletts. Die Musik zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Fähigkeit aus, die verschiedenen Stimmungen und Emotionen der Handlung musikalisch zu untermalen. Vom eleganten Walzertakt der Festakte bis hin zu den poetisch-lyrischen und zugleich dunkel-dramatischen Momenten der „Actes blancs“ – Tschaikowskis Musik verleiht dem Ballett eine Tiefe, die weit über die bloße Unterhaltung hinausgeht.

Besonders beeindruckend ist Tschaikowskis Einsatz des Prinzips der Metamorphose, das sowohl die Handlung als auch die Musik von „Schwanensee“ durchzieht. Die beständige Verwandlung von Themen und Motiven spiegelt die inneren Konflikte und Entwicklungen der Charaktere wider und zieht das Publikum in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen.

Die anhaltende Relevanz des „Schwanensees“

Warum übt „Schwanensee“ auch mehr als ein Jahrhundert nach seiner Uraufführung eine so große Faszination aus? Es ist die universelle Geschichte von Liebe, Verrat und dem unerfüllten Streben nach dem Ideal, die Menschen immer wieder berührt. Hinzu kommt die zeitlose Schönheit der Choreographie und die kraftvolle Musik, die den „Schwanensee“ zu einem Erlebnis für alle Sinne machen. Jede Aufführung ist eine neue Interpretation, die sowohl die Tradition ehrt als auch neue Akzente setzt.

Die bevorstehenden Aufführungen des „Schwanensees“ in der Wiener Staatsoper versprechen, erneut ein Höhepunkt der Ballettsaison zu werden. Die Kombination aus Nurejews Choreographie, Tschaikowskis unsterblicher Musik und der Darbietung der Tänzerinnen und Tänzer des Wiener Staatsballetts wird das Publikum in die magische Welt des „Schwanensees“ entführen und die zeitlose Geschichte von Siegfried und Odette auf eindrucksvolle Weise lebendig werden lassen.

Aufführungstermine in der Wiener Staatsoper:

  • Montag, 16. September 2024, 19:00
  • Donnerstag, 19. September 2024, 18:30
  • Freitag, 20. September 2024, 19:30
  • Freitag, 27. September 2024, 18:30
  • Samstag, 05. Oktober 2024, 19:00
  • Dienstag, 08. Oktober 2024, 19:00
  • Donnerstag, 10. Oktober 2024, 19:00
  • Montag, 14. Oktober 2024, 19:00
  • Donnerstag, 24. Oktober 2024, 19:00

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