Skyalps-Chef Gostner will AUA-Inlandsstrecken “übernehmen”

DHC Dash 8-400 (Foto: Jan Gruber).
DHC Dash 8-400 (Foto: Jan Gruber).

Skyalps-Chef Gostner will AUA-Inlandsstrecken “übernehmen”

DHC Dash 8-400 (Foto: Jan Gruber).
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Die Südtiroler Fluggesellschaft Skyalps beabsichtigt künftig im Auftrag von Lufthansa und Austrian Airlines zahlreiche Linienstrecken mit de Havilland Dash 8-400 zu bedienen. Dies erklärte Eigentümer Josef Gostner im Rahmen eines Interviews mit einer Südtiroler Tageszeitung. Allerdings: Weder Austrian Airlines noch deren Konzernmutter Lufthansa wollen die veröffentlichen Aussagen bestätigen.

Gemäß den Aussagen von Josef Gostner würde der Flughafen Linz künftig eine größere Rolle im Streckennetz von Skyalps spielen. Schon seit einigen Wochen bedient man den oberösterreichischen Airport an Linz. Künftig sollen die Destinationen Bozen, Wien und Frankfurt am Main dazu kommen. Die Verbindung zur Homebase in Südtirol auf eigene Rechnung, die österreichische Hauptstadt für die AUA und zum Kranich-Drehkreuz soll es im Auftrag von Lufthansa gehen. Von dort aus sollen dann auch Flüge nach Friedrichshafen aufgenommen werden.

AUA und Lufthansa bestätigen nicht

Doch damit nicht genug: Skyalps-Eigentümer Josef Gostner verkündete auch, dass man für Austrian Airlines die Inlandstrecken von Wien nach Graz, Klagenfurt und Innsbruck bedienen werde. So sagte es der Unternehmer im Interview mit der Tageszeitung Tageszeitung „Alto Adige“. Es besteht die zumindest nicht unbegründete Vermutung, dass die Aussagen nicht mit den potentiellen Partnern abgestimmt waren, denn sowohl Lufthansa als auch Austrian Airlines wollen eine Kooperation mit Skyalps ausdrücklich nicht bestätigen.

Weder Austrian Airlines noch Lufthansa haben sich dazu geäußert welche Form der Zusammenarbeit mit Skyalps in Frage kommt. Insbesondere die Frage, ob das Südtiroler Unternehmen die Strecken auf eigene Rechnung „übernehmen“ wird und ein Codeshare-Abkommen abgeschlossen wird, so dass die Flüge auch weiterhin als Zubringer genutzt werden können oder aber ob es sich um einen klassischen Wetlease, bei dem die AUA bzw. der Kranich das wirtschaftliche Risiko trägt, handelt, wurden nicht beantwortet.

„Wir sehen uns im Rahmen einer erweiterten Kooperationsstrategie im Regionalsegment aktuell verschiedene Möglichkeiten an und evaluieren die Optionen. Es gibt allerdings dazu keinen Entscheid und keinen konkreten Zeitplan. Es gibt Gespräche mit diversen möglichen Partnern“, so eine Sprecherin der Austrian Airlines.

AUA kündigte mögliche Wetleases schon „vor Corona“ an

Bemerkenswert ist, dass Gostner explizit die Strecke Linz-Wien genannt hat. Diese ist seit vielen Jahren eingestellt und war die erste Inlandsstrecke, die Austrian Airlines in jüngerer Vergangenheit aufgegeben und im Rahmen der Kooperation mit den ÖBB auf die Schiene verlagert hat. Die Frage, ob der Skyalps-Eigentümer eventuell versehentlich Linz mit Salzburg verwechselt hat und ein Comeback von Wien-Salzburg bevorstehen könnte, wurde ebenso nicht beantwortet.

Der ansonsten äußerst gesprächige Josef Gostner wollte Rückfragen, die sich nach dem in „Alto Adige“ erschienenen Interview aufgrund der Stellungnahmen von Austrian Airlines und Lufthansa ergeben haben, übrigens nicht beantworten. Daher kann nicht abschließend beurteilt werden, ob es sich bei den veröffentlichten Aussagen um eine Art Anbiedern für eine mögliche Kooperaiton handelt oder aber, ob lediglich noch kleine Details ausverhandelt werden müssen und der Südtiroler Unternehmer ein wenig früh in den Regionalmedien herausgeprescht ist. Weder Lufthansa noch Austrian Airlines wollen die von Gostner öffentlich angekündigte Zusammenarbeit bestätigen und somit auch nicht die genannten Routen.

Ganz von der Hand zu weisen ist aber nicht, dass sich sowohl Lufthansa als auch Austrian Airlines nach Turbopropflugzeugen im Wetlease umsehen könnten. Als die AUA die bevorstehende und mittlerweile vollzogene Ausflottung der de Havilland Dash 8-400 angekündigt hat, sagte der damalige Firmenchef Alexis von Hoensbroech, dass man sich vorstellen kann auf den Inlandsstrecken auch eingemietete Turboprops einzusetzen. Die Thematik wurde unter anderem von der Corona-Pandemie überschattet und aufgrund des Krisen-KVs wäre es wohl bei Gewerkschaft und Betriebsrat gar nicht gut angekommen, wenn das eigene Personal gekürzte Löhne bekommt und gleichzeitig ein Subunternehmer eingemietet wird.

Skyalps hat (noch) kein IOSA-Safety Audit

Tatsache ist aber auch, dass der Inlandsflugverkehr seitens der Austrian Airlines schleichend ausgedünnt wurde. Am Beispiel von Klagenfurt soll dies angeblich an der schwachen Nachfrage liegen. Dies wird seitens des Airports und der Wirtschaftskammer aber dementiert, denn es heißt, dass die Wien-Flüge zumeist voll wären. Der Maschinentyp Embraer 195 ist für die kurze Inlandsstrecke aufgrund von Betriebskosten, die über jenen von ATR72-600 bzw. de Havilland Dash 8-400 liegen, wirtschaftlich kompliziert. In Deutschland hat Lufthansa auf der Strecke Friedrichshafen-Frankfurt am Main ein vergleichbares Problem. Das weiß man offensichtlich auch bei Skyalps und deswegen versucht man sich als „Lösung“ anzubieten und will gleichzeitig ein begehrtes Codeshare-Abkommen und Wetlease-Aufträge an Land ziehen.

Ein Umstand, der gegen die Kooperation spricht, ist folgender: Für die Lufthansa Group spielt bei der Auswahl von Codeshare- und/oder Wetlease-Partnern eine große Rolle, dass ein IOSA-Safety-Audit-Zertifikat vorhanden ist. Dies erleichtert die Audits, denn viele OS/LH-Flugverbindungen sind auch über Star-Alliance-Partner verfügbar. Skyalps hat bislang dieses Audit noch nicht erlangt. Die Lufthansa Group ist bei der Auswahl ihrer Subunternehmer streng und geht normalerweise keine Geschäftsbeziehungen mit Carriern, die kein IOSA haben, ein. Somit müsste sich Skyalps möglichst rasch dieser Überprüfung unterziehen, wobei völlig offen ist, ob man das Zertifikat dann erhalten wird oder nicht.

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