Über viele Jahre hinweg steckte die Lufthansa-Tochter Eurowings tief in den roten Zahlen, Besonders die einstigen Langstreckenaktivitäten haben das Betriebsergebnis tief in den Keller gezogen. Nach enorm langer Durststrecke hat man im ersten Halbjahr 2023 wieder einen Gewinn eingeflogen.
Offiziell begründet man den erstmaligen Erfolg damit, dass man die Strategie angepasst habe und dies nun Früchte tragen würde. Allerdings dürfte eher dahinterstecken, dass die Lufthansa Group auf fast allen Routen, auf denen man keinen Mitbewerber hat, die Preise massiv erhöht hat. Besonders ab Deutschland gibt es sehr viele Routen, auf denen man keinen Konkurrenten hat. Da die Nachfrage in diesem Jahr sehr hoch ist, ist es dem Konzern, dem auch Eurowings angehört, gelungen die Flugscheine zu erheblich höheren Preisen abzusetzen. Allein mit den allgemeinen Teuerungen sind die auf vielen Routen exorbitant erhöhten Flugpreise nicht zu rechtfertigen, jedoch wenn die Fluggäste bereit sind dies zu bezahlen, nennt man es freie Marktwirtschaft beziehungsweise völlig legale Gewinnoptimierung.
Generell dürfte man damit auch dem grünen Lager in der Politik einen Gefallen tun, denn diese fordert seit mehreren Jahren, dass Flugscheine unbedingt teurer werden müssen. Allerdings: Wenn die Maschinen trotz höherer Preise gefüllt werden, profitiert davon nicht die Umwelt, sondern auf juristischen Umwegen freuen sich die Eigentümer bzw. Aktionäre über höhere Dividenden.
Auch Eurowings Discover fliegt profitabel
Eurowings war einst eine Regionalfluggesellschaft, die zunächst auf eigene Rechnung und später als ACMI-Provider für Lufthansa und kurzzeitig auch Germanwings tätig war. Später wurde der Carrier zum Billigflieger des Kranich-Konzerns umgebaut und schrieb seither hohe Verluste. Lediglich kurz nach der Air-Berlin-Pleite war man einmalig in den schwarzen Zahlen. Besonders tief in den Keller gerissen wurden die Eurowings-Finanzen vom Langstrecken-Flop, der mittlerweile eingestellt wurde.
Die touristische Langstrecke, die ursprünglich bei der mittlerweile unabhängigen Condor angesiedelt war, will man in der Lufthansa-Chefetage aber nicht aufgeben. Daher hat man mit Eurowings Discover, die noch in diesem Jahr als Discover Airlines einen neuen Markenauftritt bekommen soll, einen neuen Carrier ins Leben gerufen. Mit zehn Airbus A320 ist dieser auch auf einigen Kurz- und Mittelstrecken aktiv. Das Streckennetz ist aber fast ausschließlich touristisch ausgerichtet. Während der jüngsten Präsentation der Halbjahreszahlen wurde auch kommuniziert, dass Discover ebenfalls schwarze Zahlen eingeflogen hat. Dies wertet man angesichts des Umstands, dass der Ableger mitten während der Corona-Pandemie an den Start gegangen ist, als großen Erfolg. Dennoch dürfte auch Discover stark vom generell gestiegenen Preisniveau für Flugtickets profitiert haben.
Firmengruppe profitiert von hohem Nachholbedarf
Beide Carrier sollen, so Konzernchef Carsten Spohr, ihren positiven Beitrag zum Konzernergebnis der Lufthansa Group getragen haben. Auch das österreichische “Sorgenkind” Austrian Airlines kann wieder einen Halbjahresgewinn melden. Unter dem Strich steht, dass die gesamte Airlinegruppe in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres einen so hohen Gewinn wie noch nie verkünden konnte. Den Umstand, dass man hohe Ticketpreise auf dem Markt durchsetzen konnte, erwähnt man nur am Rande. Es gilt aber abzuwarten, ob es dem Kranich-Konzern auch weiterhin gelingt die stark gestiegenen Preise zu halten, denn besonders im laufenden Sommer 2023 ist noch immer ein erheblicher Nachholeffekt, der der Corona-Pandemie geschuldet ist, zu verzeichnen. Dies führt dazu, dass die Nachfrage hoch ist und viele Menschen, ungeachtet der alltäglichen Teuerungen, auf keinen Fall nochmals auf den Totalausfall ihrer Urlaube setzen wollen. Ob gerade diese Kundengruppe auch noch in ein paar Monaten oder im kommenden Jahr dazu bereit ist exorbitant hohe Preise für Flugscheine zu bezahlen, wird sich zeigen. Sollte die Nachfrage einbrechen, dann muss die gesamte Branche reagieren und das Angebot zurückfahren und/oder die Preise senken, um mehr Menschen “hinter dem Ofen hervorlocken zu können”.