Trotz Tests und Impfungen: Kreuzfahrtschiffe als Virenschleudern

Kreuzfahrtschiffe im Grand Harbour Valletta (Foto: Amely Mizzi).
Kreuzfahrtschiffe im Grand Harbour Valletta (Foto: Amely Mizzi).

Trotz Tests und Impfungen: Kreuzfahrtschiffe als Virenschleudern

Kreuzfahrtschiffe im Grand Harbour Valletta (Foto: Amely Mizzi).
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Das zugegebenermaßen nicht sonderlich wissenschaftliche Sprichwort, dass wenn auf einem Schiff eine Krankheit ausbricht, dass sie dann irgendwann jeder haben wird, macht derzeit besonders Kreuzfahrtschiffen erhebliche Probleme. Reedereien haben nicht nur mit größeren Covid-Ausbrüchen zu kämpfen, sondern werden von immer mehr Häfen abgewiesen.

Noch komplizierter ist es aber für Besatzungen von Frachtschiffen. Diesen wird mittlerweile fast überall das Verlassen ihres Schiffs verweigert. Viele Regierungen verweisen darauf, dass die Impfrate der Cargo-Crews besonders niedrig ist und diese daher eine Gefahr für den “Import” von Corona-Fällen darstellen würden. Die Folge daraus ist, dass die Seemänner im wahrsten Sinne des Wortes auf See leben müssen und oftmals nicht wissen wann sie wieder an Land dürfen oder gar ihre Angehörigen sehen werden. Je stärker die Sorge rund um die Omikron-Mutation, desto geringer die Chance auf Landgänge oder gar einen Urlaub in der Heimat.

Während die Cargo-Schiffer ihr Einkommen auf See verdienen, ist die Situation bei Kreuzfahrern ein wenig anders. Diese fahren zum Spaß durch die Weltmeere und nutzen dabei das nachweislich umweltschädlichste Verkehrsmittel. Die Reedereien sind zwar bemüht ihre schwimmenden Städte “grün” darzustellen, jedoch enden diese Bestrebungen oftmals beim Erreichen des internationalen Seeraums.

Infizierte vollständig geimpft und zuvor negativ getestet

Für viele Urlauber erweisen sich Kreuzfahrten nun zunehmend als problematisch, denn diese können immer häufiger nicht wie ursprünglich gebucht durchgeführt werden. Hintergrund ist, dass viele Häfen das Einlaufen unter Hinweis auf Coronafälle an Bord verweigern. Manche Betreiber lassen nur Geimpfte mit negativem Test einschiffen, jedoch verhindert dies nicht das “einschiffen” von Infektionen. Kürzlich zeigte sich dies auf der Mein Schiff 4: Erst hatte man wenige positive Fälle, die augenscheinlich isoliert werden konnten. Die Kapverden wollten den Tui-Kahn dennoch nicht im Hafen haben und wiesen das Kreuzfahrtschiff ab. Man hatte die Infizierten zuvor ausgeladen, jedoch bis zum Anlaufen des Ersatzhafens auf den Kanaren weitere sich der Cluster auf weit über 300 Infizierte aus.

Ein solcher Verlauf von Kreuzfahrten ist derzeit definitiv kein Einzelfall, jedoch wird die Problematik von den Reedereien wohl auch aus Sorge um das Geschäft heruntergespielt. Man spricht von “wenigen Infektionen” und dabei handelt es sich um zwei- oder gar dreistellige Personenanzahlen oder aber man verweist auf strenge Isolation an Bord und so weiter. Das ändert aber nichts daran, dass Schiffe auf See eine Art geschlossenes “Ökosystem” auf engem Raum sind und beispielsweise Lüftungsanlagen, Speisesäle und so weiter machen es dem Corona-Virus besonders einfach sich rasch auf Crew und Passagiere auszubreiten.

Ganze Schiffe unter Quarantäne

Die ständigen positiven Testungen führen dazu, dass es den Reedereien immer unmöglicher wird ihre Fahrten so wie bei der Buchung versprochen durchzuführen. Kreuzfahrtschiffe sind in vielen Ländern unerwünscht und in den USA musste gar ein Schiff wieder zurück in den Heimathafen Miami fahren. Zu viele Coronafälle und nirgendwo sonst wollte man den Kahn einlaufen lassen. Einzelfälle sind das nicht mehr, denn beispielsweise die “Carnival Freedom” und die “Odyssey of the Seas” mussten ihre Fahrten in jüngerer Vergangenheit abbrechen. Auf dem zuletzt genannten Schiff sollen sich 55 infizierte Personen, die vollständig gegen Covid-19 geimpft und zuvor negativ getestet wurden, befunden haben.

Die U.S.-amerikanische CDC hat Kreuzfahrtschiffe nun unter besonderer Beobachtung, denn die Problematik, dass diese als “Virenschleuder” fungieren und in weiterer Folge so ziemlich überall unerwünscht sind, trifft immer mehr U.S.-amerikanische Staatsbürger. Die Behörde selbst hat mehrere Schiffe unter ihre Aufsicht gestellt. Das bedeutet konkret, dass diese in oder in der Nähe von Häfen liegen und sich unter Quarantäne befinden. Sprich: Ohne Erlaubnis darf niemand das Schiff verlassen. Das betrifft übrigens auch ein militärisches Schiff, das seit einiger Zeit wegen Coronafällen vor Guantanamo vor Anker liegen muss.

Derzeit ist das Antreten von Kreuzfahrten mit dem hohen Risiko verbunden, dass die Reise nicht so wie vereinbart bzw. erwartet durchgeführt werden kann. Im Extremfall kann ein Abbruch blühen und im Worstcase wird das ganze Schiff unter Quarantäne gestellt und muss irgendwo vor Anker samt Crew und Passagieren auf bessere Zeiten warten. Das können wenige Tage sein, jedoch mitunter auch mehrere Wochen, wie Beispiele aus den USA zeigen.

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Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
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