Vierte Basel-Evakuierung: Lassen sich die Behörden an der Nase herumführen?

Flughafen Basel (Foto: Fanny Schertzer).
Flughafen Basel (Foto: Fanny Schertzer).

Vierte Basel-Evakuierung: Lassen sich die Behörden an der Nase herumführen?

Flughafen Basel (Foto: Fanny Schertzer).
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Bereits viermal binnen weniger Tage musste der Flughafen Basel aufgrund von Bombendrohungen evakuiert werden. Dies hatte stets zur Folge, dass der Flugbetrieb für mehrere Stunden unterbrochen werden musste.

Alle Personen hatten das Terminal zu Verlassen und im Freien auf die Entwarnung abzuwarten. Leider kommen derartige Bombendrohungen, die sich fast immer als Fehlalarm und damit harmlos herausstellen, vor, jedoch markiert Basel zumindest in jüngerer Vergangenheit einen traurigen, aber auch durchaus peinlichen Rekord.

In der Luftfahrt gilt zwar der Grundsatz „Safety first“, aber das bei dermaßen häufigen Drohungen, die sich stets als harmlos herausstellen, weil die Exekutive genau gar nichts gefährliches finden, besteht ein ganz anderes Risiko. Irgendwann nehmen Passagiere, aber auch Mitarbeiter und Beamte etwaige Drohungen gar nicht mehr ernst. Ja, mal wieder alle raus, die „Übung“ kennen wir ja schon von den drei vorherigen „Aktionen“ in dieser Woche. Warum raus in die Kälte?

Die Frage, die durchaus berechtigt ist: Wie kann es sein, dass sich Flughafen und französische Behörden (der Euro-Airport befindet sich auf französischem Staatsgebiet) derartig von offensichtlichen Scherzbolden vorführen lassen? Die Sicherheitslage ist derzeit aufgrund der Kriege in Israel und der Ukraine angespannt, aber ausgerechnet in Frankreich geht man in anderen Regionen anders vor. Nicht überall wird sofort der Flugbetrieb eingestellt. An anderen französischen Flughäfen wird zunächst verdeckt in Zivil die Lage evaluiert und nur dann evakuiert, wenn es notwendig ist oder absolut unklar ist.

Polizei entscheidet und nicht der Flughafenbetreiber

In Basel hingegen scheint man wegen jedem E-Mail, anonymen Anruf oder Social Media Posting gleich mit harten Mittel der Evakuierung zu greifen. Dem Flughafenbetreiber ist hier kein Vorwurf zu machen, denn in solchen Fällen hat dieser die Anordnungen der Präfektur sowie der Polizei umzusetzen. Die Exekutive hat im Bedrohungsfall das Sagen und trifft die vorläufigen Entscheidungen.

Es besteht zumindest die nicht unwahrscheinliche Möglichkeit, dass sich unbekannte Personen in Sachen Flughafen Basel einen Spaß erlauben. Wollen diese etwa austesten wie oft sie anrufen müssen bis die Behörden die Schnauze voll haben und nicht mehr sofort evakuieren? Genau das ist aber ein Sicherheitsrisiko.

Je mehr Routine eintritt und je stärker sich die Aufmerksamkeit „abgenutzt“ hat, desto einfacher ist es dann für Kriminelle, die tatsächlich einen Anschlag verüben wollen. Man hat ja zuvor die Möglichkeit zu beobachten wie so eine Evakuierung funktioniert und somit die Gelegenheit neuralgische Punkte kennenzulernen. Dazu kommt folgender Umstand: In der Vergangenheit haben Terroristen nur sehr selten ihre Taten zuvor in Form von Drohungen angekündigt. Diese haben zumeist gleich zugeschlagen samt allen Konsequenzen in Form Toter und Verletzter. Ein Fakt ist aber, dass im Vorfeld penibel genau ausgekundschaftet wurde.

Klimakleber haben Sicherheitsprobleme ungewollt aufgedeckt

Dass es um die Sicherheit an einigen Flughäfen nicht optimal bestellt ist, haben die Klimakleber wiederholt gezeigt. Ein handelsüblicher Bolzenschneider und ein paar Drahtesel waren ausreichend, um aufs Vorfeld zu gelangen. Bis zum Einschreiten von Security bzw. Polizei ist genügend Zeit zur Verfügung gestanden, um sich festzukleben, Flugzeuge zu beschädigen und/oder mit Farbe zu überschütten oder sonstigen Unfug zu treiben.

Der Umstand, dass man an vielen Airports in der D-A-CH dermaßen einfach in den eigentlich gesicherten Bereich gelangen kann, ist ein Sicherheitsrisiko. Wohl richten Klimakleber allenfalls Sachschaden an, aber eine Bedrohung, die mit einem Terroranschlag vergleichbar wäre, ist von diesen bislang zum Glück nicht ausgegangen.

Die hohe mediale Präsenz führt aber auch dazu, dass die Sicherheitslücken allgemein bekannt geworden sind. Auch Terroristen erfahren davon und das ist ein gefährliches Risiko. Nervt man nun Behörden, Mitarbeiter und Beamte ständig mit Bombendrohungen, die sich als Fake herausstellen, nimmt man irgendwann nicht mehr alles so ernst. Das ist ein normales menschliches Verhalten, denn Routine führt eben auch zu Fehlern. Die Kombination aller Faktoren ist ein erhebliches Risiko für die Flugsicherheit.

In vielen Staaten, jedoch nicht in der EU, ist es üblich, dass alle Personen, die ein Flughafenterminal betreten, zunächst eine Sicherheitskontrolle absolvieren müssen. Diese ist nicht ganz so gründlich wie die echte Siko vor dem Betreten des Sicherheitsbereichs, jedoch sollen gefährliche und verbotene Gegenstände erst gar nicht in den Airport gelangen. Geht es in Basel mit Drohungen und Evakuierungen so weiter, sollte man ernsthaft darüber nachdenken, ob solche Vor-Kontrollen ein sinnvoller weg sind.

Gleichzeitig sollte man generell die Bewachung der Zäune und damit den Schutz der Flughafen-Areale massiv verstärken. Die Klimakleber haben es zum Beispiel in Deutschland gezeigt, dass hier akuter Nachholbedarf ist. Dies sollte schleunigst verbessert werden bevor es zu spät ist.

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