Wien: Ryanair fordert neues Incentive-Programm

Michael O’Leary und Andreas Gruber (Foto: Jan Gruber).
Michael O’Leary und Andreas Gruber (Foto: Jan Gruber).

Wien: Ryanair fordert neues Incentive-Programm

Michael O’Leary und Andreas Gruber (Foto: Jan Gruber).
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Im Sommerflugplan 2024 wird die Billigfluggesellschaft Ryanair mit Olbia, Rijeka, Split und Tirana vier neue Routen ab Wien-Schwechat anbieten. In der Alpenrepublik hat man weiters die Flughäfen Klagenfurt und Salzburg im Portfolio.

In der österreichischen Bundeshauptstadt betreiben die Ryanair-Group-Mitglieder Lauda Europe, Malta Air und Buzz insgesamt 19 Flugzeuge im Sommerflugplan 2024. Neuerdings hat Malta Air auch zwei Boeing 737-Max-200 in Wien stationiert. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass man im laufenden Jahr etwa sieben Millionen Passagiere haben wird. Im direkten Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum würde dies einem Wachstum von 15 Prozent entsprechen. Der aktuelle Marktanteil wird mit 20 Prozent beziffert.

Während einer Pressekonferenz übte Ryanair-Konzernchef Michael O’Leary neuerlich Kritik an Austrian Airlines, die als „staatlich subventioniert“ bezeichnet wurde. Unter anderem wird dem Mitbewerber vorgeworfen, dass die Ticketpreise um bis zu 500 Prozent über jenen von Ryanair liegen sollen. Zur Anzahl der beförderten Passagiere ab Wien: Im Jahr 2023 waren es sechs Millionen Fluggäste. Im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie waren es 2,7 Millionen Reisende. Dies entspricht einem Zuwachs von 125 Prozent. Zum Vergleich: Austrian Airlines hatte im Vorjahr 13,8 Millionen Passagiere an Bord. Die Lufthansa-Tochter konnte in der direkten Gegenüberstellung um ein Prozent zulegen.

„Während Ryanair den Low-Fare-Verkehr weiter ausbaut und spannende neue Destinationen wie Olbia, Rijeka, Split und Tirana aufnimmt, hat die staatlich subventionierte AUA, die sich im Besitz der Lufthansa befindet, seit 2019 kein nennenswertes Wachstum mehr erzielt – nur ein Prozent“, so Michael O’Leary. Auf einigen Routen, darunter unter anderem Madrid, Palma de Mallorca und Barcelona, stockt man die Frequenzen auf. Insgesamt soll es auf 20 Strecken zu Frequenzerhöhungen kommen.

Boeing 737-Max-10 sollen das Wachstum ankurbeln

Derzeit sind rund 600 Flugzeuge für die Ryanair Group im Einsatz. Bis zum Jahr 2034 erwartet die Firmengruppe die Übernahme von 400 weiteren Maschinen. Laudamotion-Geschäftsführer Andreas Gruber sieht großes Wachstumspotential im Bereich der besseren Vernetzung von Airports, die bereites von Ryanair angesteuert werden. Momentan unterhält man an 95 Flughäfen Stützpunkte, an denen Flugzeuge stationiert sind. Als Wettbewerbsvorteil betrachtet man, dass man im Vergleich mit anderen Carriern niedrigere Kosten habe.

Wachstumstreiber sollen zunächst die sich in Auslieferung befindlichen Boeing 737-Max-200 sein. In weiterer Folge wird man dann auch die bestellten Boeing 737-Max-10 einflotten. Die derzeit von Lauda Europe betriebenen Airbus A320 sollen dem aktuellen Stand der Dinge nach im laufenden Jahrzehnt schrittweise ausgeflottet werden. Besonders von der Einflottung der Max-10, die derzeit seitens der FAA und der EASA noch nicht zertifiziert ist, erwartet sich die Ryanair Group zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten.

Niedrigere Gebühren gefordert

Im Zuge der Corona-Pandemie habe es Ryanair geschafft, dass man die Präsenz auf Märkten wie Italien, Spanien und Polen stärken konnte. In Italien betrachtet man sich als Marktführer. Neu ist, dass man aufgrund einer Sondergenehmigung demnächst Inlandsflüge innerhalb von Marokko aufnehmen wird. Bezogen auf Wien erinnert Laudamotion-Geschäftsführer Andreas Gruber daran, dass vor der Corona-Pandemie andere Billigflieger angekündigt hätten auf 20 Maschinen zu wachsen, jedoch tatsächlich wäre in Richtung dieser Größe nur Ryanair gewachsen.

Das für den Sommer 2024 geplante Wachstum könnte aufgrund der Probleme, die derzeit der Flugzeugbauer Boeing hat, negativ beeinflusst werden. Diesbezüglich wäre man in engem Austausch mit Boeing. Diesbezüglich verweist Andreas Gruber darauf, dass Betreiber von Airbus A320neo-Reihe-Modellen ebenfalls von Problemen, wenn auch von anderen, betroffen wären. Lufthansa, Wizz Air und andere Anbieter müssten über den Sommer 2024 Teile ihrer Neo-Flotten wegen notwendiger Wartungsarbeiten am Boden lassen. Für die Wizz-Air-Basis Wien würde das bedeuten, dass diese von sechs auf fünf Airbus A321neo verkleinert werden würde.

Kritik übt Andreas Gruber an den Gebühren des Flughafens Wien-Schwechat. Diese wären zu hoch und er wiederholte die bereits bekannte Forderung, dass der Airport diese senken solle, um das Vorkrisenaufkommen wieder erreichen zu können. Zuletzt hatte der Flughafen Wien-Schwechat etwa 93 Prozent des Wertes des Rekordjahres 2019 erreichen. „Wir sind gekommen, um zu bleiben. Wir wollen Österreichs Nummer Eins werden“, so Andreas Gruber. „Niedrigere Gebühren würden dazu beitragen, dass zusätzliches Passagieraufkommen generiert werden kann. Davon würde der Flughafen Wien stark profitieren“.

„Die Kosten sind zu hoch. Das ist sehr einfach“, so Michael O’Leary. „Wien ist unter den Top 10 der teuersten Airports, ab denen wir fliegen. Wir erwarten gar nicht, dass der Flughafen Wien die Gebühren komplett streicht. Wir fordern lediglich, dass diese auf ein wettbewerbsfähigeres Niveau angepasst werden. Andere Airports, beispielsweise Triest, haben diesen Schritt gesetzt und wir wachsen dort. Die Senkung der Gebühren fordern wir nicht nur für uns, sondern für alle Carrier, die ab Wien fliegen. Als wir im Jahr 2018 in Wien gestartet sind gab es ein fünfjähriges Incentive-Programm, das ersatzlos ausgelaufen ist. Es wurde nach den Pleiten von Air Berlin und Niki ins Leben gerufen, denn damals ist der Verkehr regelrecht kollabiert“.

Wien wird aus der Sicht von Michael O’Leary für das künftige Wachstum der wichtigste Airport in Österreich bleiben. Klagenfurt, Salzburg und andere österreichische Flughäfen wären vergleichsweise klein. Die Geschwindigkeit der Expansion macht der Manager aber von der Höhe der Gebühren am Flughafen Wien-Schwechat abhängig. „Wenn Wien wachsen will, dann muss ein neues Incentive-Programm, das Airlines zur Aufnahme neuer Strecken animiert, aufgelegt werden“, so Michael O’Leary, leicht ausweichend auf die für die nächsten Jahre geplante Flottengröße an Österreichs größtem Airport. Auf die Frage wie profitabel Wien derzeit ist, antwortete er, dass Wien derzeit weniger profitabel wäre als andere Flughäfen im Streckennetz, was jedoch am Wachstum liegen würde. Man würde aber keine Verluste einfliegen, sondern Gewinne einfliegen.

O’Leary rechnet mit zehn Prozent teureren Tickets

Für den Sommer 2024 rechnet Michael O’Leary, dass die durchschnittlichen Ticketpreise bei europäischen Airlines im Schnitt um etwa zehn Prozent steigen werden. Dies führt er darauf zurück, dass die Kapazität bei vielen Anbietern wegen dem Ausfall zahlreicher A320neo-Reihe-Maschinen reduziert wären. Auch bei Ryanair könnte es zu Anpassungen kommen, denn derzeit sieht es nicht danach aus als könne man die 75 zusätzlichen Boeing 737-Max-200 übernehmen, denn der Hersteller befindet sich in Verzug. Die Somme aller Faktoren würden dazu führen, dass das Angebot der europäischen Airlines möglicherweise niedriger sein könnte als die Nachfrage, so dass mit Preissteigerungen von etwa zehn Prozent zu rechnen wäre. „Wenn Ryanair die Preise um zehn Prozent erhöht, dann ziehen schnell alle anderen nach. Nur erhöhen die noch schneller und weiter als wir“, so O’Leary.

Seitens der Lessoren wäre Ryanair wiederholt kontaktiert worden, ob man die derzeit für Lauda Europe fliegenden Airbus A320 früher zurückgeben könne. Dies wäre seitens Michael O’Leary unter Hinweis darauf, dass man die Flugzeuge benötigen würde, abgelehnt. Scherzhaft meinte er, dass die Lessoren womöglich die Maschinen anderswo zum doppelten Leasingpreis unterbringen können. „Alle paar Jahre ist irgendeine Krise in der Luftfahrt. Wir warten diese ab und hoffen, dass wir dann günstig zahlreiche Airbus A320neo für Lauda Europe erwerben können. Ich denke, dass die Lauda-Europe-Flotte langfristig auf 50 bis 60 Maschinen anwachsen wird. In Österreich ist Lauda eine sehr starke Marke“, erklärt Michael O’Leary.

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