Bereits seit einigen Monaten wird intensiv darüber spekuliert, dass die Billigfluggesellschaft Indigo eine Großbestellung tätigen könnte. Auf der momentan stattfindenden Paris Air Show war es dann soweit, denn man ordert bei Airbus 500 Maschinen.
Der ehemalige KLM- und nunmehrige Indigo-Geschäftsführer Pieter Elbers betont, dass es sich um Festbestellungen und keine Optionen handelt. Man wird ab 2030 die Maschinentypen A320neo, A321neo und A321XLR von Airbus beziehen. Die genaue Aufteilung habe man noch nicht festgelegt und wird sich damit auch noch Zeit lassen, um flexibel zu bleiben.
Indien gilt als Wachstumsmarkt und daher buhlen Hersteller wie Airbus, Boeing, Embraer und ATR um Aufträge der dortigen Airlines. Erst vor wenigen Wochen orderte die Tata-Sons-Tochter Air India bis zu 470 Maschinen. Indigo, der Platzhirsch im Inlandsgeschäft, zog nun nicht nur nach, sondern toppte die Großbestellung um 30 Exemplare.
Die umfangreichen Orders haben verschiedene Hintergründe. Bei manchen Anbietern, beispielsweise bei Air India, ist die Flotte zumindest teilweise in die Jahre gekommen. Es besteht also durchaus akuter Modernisierungsbedarf. Die Nachfrage steigt Jahr für Jahr erheblich und ist derzeit so groß, dass sich viele Carrier mit Wetlease-Gerät, das von ausländischen Operators betrieben wird, behelfen müssen. Die Zivilluftfahrtbehörde lockerte hierfür eigens die Vorschriften, so dass ACMI-Maschinen bis zu ein Jahr für indische Airlines fliegen dürfen. Bei Bedarf kann die Bewilligung auf Antrag verlängert werden.
Den lokalen Fluggesellschaften ist klar, dass Wetleases teurer kommen als der Einsatz eigenen Fluggeräts samit eigenem Personal. Daher sind diese nur als Übergangslösung gedacht, denn man möchte hinsichtlich dem Wachstum möglichst viel vom Kuchen abhaben. Ein weiterer Grund für die florierende Luftfahrt in Indien ist auch, dass die Regierung einen eher freundlichen Kurs vorgibt und anders als in Europa die Fluggesellschaften beziehungsweise deren Kundschaft nicht laufend mit neuen Steuern und Abgaben überschüttet. Die Staatsführung setzt im Inlandsverkehr nicht auf Bahn und Bus, sondern auf das Flugzeug. Daher schreibt man immer neue Routen aus, die subventioniert werden, um Reisen auch für Menschen mit geringem Einkommen leistbar zu machen. In einigen EU-Staaten, besonders aber in Deutschland, Frankreich, Österreich ist das politische Credo gänzlich anders, denn aus “Klimaschutzgründen” müsse Fliegen teurer werden.
In Indien bereiten sich die Carrier intensiv auf große Zeiten vor, denn allein Indigo wartet unter Berücksichtigung der jüngsten Order auf die Auslieferung von 967 Flugzeugen, die man bei Airbus bestellt hat. Berücksichtigt man, dass die bestehende Flotte derzeit erheblich kleiner ist, wird die Dimension der Expansion deutlich: Derzeit fliegt man mit 39 ATR72, 21 Airbus A320, 165 A320neo, zwei A321 und 87 A321neo. Weiters fliegt eine von Turkish Airlines betriebe Boeing 777-300ER im Wetlease für die indische Fluggesellschaft.