Die australische Regierung will die erste Betonpiste in der Antarktis bauen. Doch das Großprojekt stößt bei Umweltschützern auf Kritik.
Gemäß des Antarktisvertrages aus dem Jahr 1959 darf kein Land das Territorium rund um den Südkontinent für sich beanspruchen – die Antarktis ist damit ein staatsfreies Gebiet. Dennoch unterhalten dutzende Nationen, darunter Deutschland, China, Russland, die USA, Großbritannien und Australien, Forschungsstationen auf dem Kontinent. Um eben diese Forschungen jetzt noch weiter voranzutreiben, kündigte die australische Regierung schon im Mai 2018 an, eine asphaltierte Landebahn in der Nähe der eigenen Davis-Forschungsstation zu bauen. Damit wären Landungen uneingeschränkt möglich. Derzeit können mit Skiern ausgerüstete Flugzeuge auf einer speziell dafür präparierten Eisbahn landen. Und dass auch nur im sogenannten antarktischen Sommer.
„Im Falle einer Genehmigung würde der Bau einer asphaltierten Landebahn an der Davis-Forschungsstation einen erheblichen Leistungszuwachs darstellen, der unsere wissenschaftlichen Aktivitäten revolutionieren und Australiens Führungsrolle und langfristige Interessen in der Region stärken würde“, so ist es auf der Regierungsseite Australiens über das Projekt zu lesen. Der Zugang zur Antarktis würde über alle Jahreszeiten hinweg die Möglichkeit bieten, Wildtiere wie Krill, Pinguine, Robben und Seevögel während ihres gesamten jährlichen Lebenszyklus zu beobachten, berichtet das RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Laut eines wissenschaftlichen Aufsatzes der Universität von Tasmanien aus dem vergangenen Jahr ist das Gebiet um die Station möglicherweise „das bedeutendste eisfreie Küstengebiet der Antarktis“. „Es verfügt über einzigartige Seen, Fjorde, Fossilien und wild lebende Tiere“, schrieben die Forscher Shaun Brooks und Julia Jabour. Weiter heißt es: „Weddellrobben ziehen in rund 500 Meter Entfernung von der geplanten Landebahn ihren Nachwuchs groß.“ Doch genau diese und viele andere Wildtiere könnten durch den Staub und dem nachfolgenden Lärm von niedrig fliegenden Flugzeugen gestört werden. Außerdem würden mehr als 115.000 Tonnen Beton in der Natur landen. In den 1980er-Jahren habe ein einziger Postabwurf durch ein niedrig fliegendes Flugzeug zu einer Stampede innerhalb einer Kolonie von Königspinguinen geführt, bei der 7000 Tiere ums Leben kamen. Obwohl der neue Flughafen in erster Linie der Wissenschaft zugutekommen soll, sind es Wissenschaftler, die das Projekt am stärksten kritisieren. Da fragt man sich: Braucht es wirklich einen Flughafen in der Antarktis?