In Europa haben die meisten Netzwerkcarrier Fluggerät, das über 50 oder weniger Sitzplätze verfügt, schon länger aus ihren Flotten entfernt. In den USA sind noch sehr viele Exemplare im Einsatz, jedoch stößt nun American Airlines einen Trend an: Bis zum Jahr 2030 sollen die kleinen Maschinen ausgemustert werden.
Formell betreibt das Oneworld-Mitglied selbst kein einziges Flugzeug, das über 50 oder weniger Sitze verfügt. Diese werden von Tochtergesellschaften und/oder Subunternehmern betrieben. Nun hat American Airlines beschlossen, dass diese Maschinen bis zum Jahr 2030 durch größere Modelle ersetzt werden sollen. Scope-Klauseln, die man mit Gewerkschaften ausverhandelt hat, führen dazu, dass der Embraer 175 eine besondere Rolle spielen wird.
Außerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika konnte der brasilianische Flugzeugbauer schon länger keinen E175 mehr verkaufen. In den USA hat man erst kürzlich wieder eine größere Order an Land ziehen können. Hintergrund: Dieses Muster kann von Tochtergesellschaften bzw. formell unabhängigen Regionalfluggesellschaften zumeist im Wetlease für große Carrier betrieben werden. Es kommt jedoch auf die Scope-Klausel mit der zuständigen Gewerkschaft an. Die Vertragswerke sind nicht einheitlich.
American Airlines ist der Ansicht, dass die 50-Sitzer unverhältnismäßig teuer im Betrieb geworden sind. Zu dieser Erkenntnis ist man bei europäischen Anbietern schon vor vielen Jahren gekommen, denn beispielsweise hat sich die Lufthansa Group schon länger von kleineren Jets und Turboprops dieser Größenklasse getrennt. Für American Airlines fliegen derzeit beispielsweise viele Embraer ERJ-145, die von der geplanten Ausflottung betroffen sein werden.
Bei der konzerneigenen Envoy Air wurde dieses Muster schon im Vorjahr entfernt. Allerdings hat man erst im Jahr 2022 wieder einige Bombardier CRJ-200 im Wetlease eingeflottet. Damit hat man sich entgegen dem allgemeinen Trend, den man noch dazu selbst beschleunigen will, verhalten. Jedoch betont der Carrier nun, dass es sich lediglich um eine Übergangslösung handeln soll. Aus heutiger Sicht würden ab dem Jahr 2030 keine Maschinen, die über 50 oder weniger Sitzplätze verfügen, für American Airlines fliegen.
Es ist also davon auszugehen, dass sowohl das Oneworld-Mitglied als auch Subunternehmer in den nächsten Monaten bzw. Jahren zahlreiche „passende“ Maschinen beschaffen werden. Dabei kommen sowohl Neubestellungen als auch der Bezug von Gebrauchtflugzeugen in Frage. Letzteres dürfte hauptsächlich für konzernunabhängige Wetlease-Provider gelten, denn diese wollen sicherlich nicht ihre Aufträge verlieren. American Airlines schließt übrigens nicht aus, dass es zu Anpassungen im Streckennetz kommen könnte. Die eine oder andere Destination, die über nur schwaches Aufkommen verfügt, könnte seltener angesteuert werden oder komplett aus dem Streckennetz gestrichen werden. Auch diese Entwicklungen sind europäischen Passagieren nur zu gut bekannt, denn ähnlich haben sich in Europa große Anbieter verhalten.