Erholung der Luftfahrt: Wo geht die Reise hin?

City Air Terminal (Foto: Jan Gruber).
City Air Terminal (Foto: Jan Gruber).

Erholung der Luftfahrt: Wo geht die Reise hin?

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Die Luftfahrt hat sich noch nicht von der Coronapandemie erholt und ist nun auch noch mit den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs konfrontiert. Noch ist nicht absehbar wie tiefgehend die internationalen Folgen der kriegerischen Handlung Russlands sein werden, aber schon jetzt ist die Situation – insbesondere – in Richtung Asien kompliziert.

Die meisten Flughäfen und Airlines sind was Ostern und den Sommer 2022 anbelangt optimistisch, denn in Richtung Westen sind die Buchungszahlen vielversprechend. In Asien ist die Situation ein wenig anders, wie Luis Felipe de Oliveira, Director General des Airports Council International während einer Luftfahrtkonferenz im rumänischen Cluj ausführte. Beispielsweise liegt das Aufkommen in Singapur weiterhin bei etwa 15 Prozent des Vorkrisenniveaus. Ursache hierfür ist unter anderem, dass die Einreise- und Quarantänebestimmungen in vielen asiatischen Staaten restriktiv sind. Ein krasses Gegenbeispiel soll Mexiko sein: Dort konnte sich die Branche nicht nur erholen, sondern liegt gar um 40 Prozent über dem Vergleichszeitraum des Jahres 2019.

Generell zeigt sich laut de Oliveira, dass sich der Flugverkehr in großen Staaten mit einheitlicher Gesundheitsbehörde wesentlich schneller erholt als beispielsweise in Europa. Für das Jahr 2022 rechnet er bei internationalen Flügen mit 70 Prozent des Aufkommens von 2019 und bei Inlandsflügen mit 88 Prozent. Allerdings wird es starke regionale Unterschiede geben.

Kanada streicht PCR-Vorlagepflicht

Da Kanada per 1. April 2022 die Vorlagepflicht negativer PCR-Befunde aufhebt, ist mit einem starken Anstieg der Passagierzahlen zu rechnen. Luis Felipe de Oliveira, der selbst in diesem Land lebt, meinte unter anderem, dass die Kosten für PCR-Tests in vielen Ländern so hoch sind, dass diese für Familienurlaube schlichtweg nicht leistbar sind und oftmals sogar die Ticketkosten übersteigen. Mittlerweile habe sich auch erwiesen, dass Lockdowns und restriktive Einreisebestimmungen wirkungslos waren und die Probleme nicht gelöst haben.

Mit einer vollständigen Erholung, also dem Erreichen der Verkehrsleistung des Jahres 2019, rechnet der ACI-Chef nicht vor dem Jahr 2024. Bei Inlandsflügen geht er von 2024 aus, bei internationalen Verbindungen könnte es gar bis 2025 dauern. Der Markt habe sich aber stark verändert und zwar in unterschiedliche Richtungen. Beispielsweise würden Airlines nun Strecken bedienen, die es vor Corona nicht gab und andererseits buchen Passagiere enorm kurzfristig. Generell vermutet de Oliveira, dass sich das weltweite Fluggastaufkommen innerhalb der nächsten 20 Jahre verdoppeln wird. Daher wäre es für die Branche besonders wichtig von fossilen Energieträgern wegzukommen.

Der für Europa zuständige Vizepräsident der IATA, Rafael Schvartzman, sagte im Rahmen der Luftfahrtkonferenz in Cluj zunächst, dass er die Entscheidung der Regierung von Rumänien alle Coronamaßnahmen aufzuheben, befürwortet. Dies wäre ein gutes Beispiel, dem sich andere europäische Staaten hoffentlich bald anschließen. Generell habe die Pandemie aber gezeigt, dass es höchste Zeit ist, dass mehr europäische und internationale Abstimmung und Harmonisierung gebraucht wird.

IATA-Vizepräsident fordert internationale Harmonisierung der Vorschriften

Die Luftfahrt ist, so Schvartzman, ein “globales Business und da müssen die Regeln vereinheitlicht und harmonisiert werden”. Die internationale Zusammenarbeit der Regierungen sollte verbessert werden, so dass für die Branche weltweit Chancengleichheit herrscht. Auch geht der Manager davon aus, dass es weitere Pandemien geben wird. “Auf diese müssen sich die Gesundheitsbehörden auf der ganzen Welt vorbereiten”, so Schvartzman. 

Die Corona-Pandemie ist jedenfalls die schwerste Krise, in der sich die Luftfahrt bislang befunden hat. Der Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Luftraumsperren kommen für die Branche sehr schlecht, denn die finanzielle Situation bei vielen Airlines ist weiterhin stark angespannt. Es wäre damit zu rechnen, dass einige Verbindungen wegfallen werden, da sie wirtschaftlich schlichtweg nicht mehr darstellbar sind.

Europas Konnektivität leidet unter Corona und Ukraine-Krieg

Auswirkungen könnte das auch auf die Konnektivität Europas haben. Laut Schvartzman war Europa im Jahr 2019 jene Region der Welt, die am Besten an den Rest der Welt angebunden war. Derzeit happert es noch massiv, denn besonders auf der Langstrecke fehlen noch viele wichtige Verbindungen. Der Ukraine-Krieg macht die Situation noch komplizierter, besonders in Richtung Asien und Japan. Es muss hohe Priorität haben, dass der Krieg so schnell wie möglich beendet wird.

Derzeit verzeichnen die Fluggesellschaften in Westeuropa wesentlich bessere Buchungszahlen als in Osteuropa. Im Westen haben manche Carrier Auslastungen um die 90 Prozent. Im Bereich der Privatreisenden machen laut Schvartzman die Buchungszahlen für Ostern und Sommer 2022 Grund zu Optimismus. Bei Geschäftsreisenden ist man noch immer deutlich hinter den Erwartungen, jedoch hat Corona dazu geführt, dass Private vermehrt teurere Klassen wie Premium-Economy und Business buchen. 

Generell müssten die Regierungen in Europa noch viel unternehmen, um die Branche bei der Erholung unterstützen zu können.  Rafael Schvartzman erinnerte daran, dass Single European Sky für die Airlines besonders wichtig ist und endlich vorangetrieben werden muss. Bezüglich der Einreise- und Quarantänebestimmungen herrscht noch immer Chaos, denn manche Staaten lassen weiterhin Nicht-EU-Passagiere nur gegen Quarantäne oder gar nicht einreisen. 

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