Fly 4 will den ACMI- und Chartermarkt aufmischen

Boeing 737-800 (Foto: Jan Gruber).
Boeing 737-800 (Foto: Jan Gruber).

Fly 4 will den ACMI- und Chartermarkt aufmischen

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Unter dem Namen Fly 4 bringen der Reisekonzern Tui und die polnische Charterfluggesellschaft Enter Air gemeinsam einen neuen Carrier an den Start. Dieser wird aber nicht auf eigene Rechnung unterwegs sein, sondern vorerst als konzerninterner Wetlease-Provider sowohl für Tui als auch für Enter Air aktiv sein.

Deutsche Gewerkschaften beobachten das Projekt bereits kritisch, denn es wird befürchtet, dass es möglicherweise zu Lasten von Arbeitsplätzen bei der deutschen Tuifly gehen könnte. Die Kernsorge: Das neue Unternehmen könnte niedrigere Lohnkosten haben und damit wären dann Wetlease-Einsätze möglicherweise günstiger als der Eigenbetrieb. Kurzfristig gibt es aber gar keine Pläne, dass Fly 4 in Deutschland an den Start geht. Der Fokus liegt zunächst auf dem Vereinigten Königreich, wo der Tui-Konzern die Fluggesellschaft Tui Airways unterhält.

Die ersten Kunden der Neugründung sollen daher die Tui-Unternehmen, die im Vereinigten Königreich ansässig sind, sowie die polnische Enter Air werden. AOC und Betriebsgenehmigung hat man in Irland beantragt. Dies hat zur Folge, dass man hinsichtlich Flügen ab UK ein wenig eingeschränkt ist, da man als Non-UK-Carrier manche Strecken nicht bedienen darf. Dafür kann Fly 4 aber im EU-Gebiet und auf vielen Routen, die in die EU führen, sehr flexibel eingesetzt werden.

Enter Air ist in Polen im Chartergeschäft sehr stark vertreten und führt auch außerhalb des Heimatlandes viele Aufträge durch. Punktuell fliegt man auch ab Deutschland im Auftrag des Tui-Konzerns. In der Schweiz ist man an der Fluggesellschaft Chair Airlines beteiligt. Diese ist aus der Germania Flug AG hervorgegangen. Der Tui-Konzern hält an der neuen Fly 4 eine Beteiligung im Ausmaß von 49 Prozent. Die 51-prozentige Mehrheit befindet sich in den Händen von Enter Air, die damit auch das Sagen bei der Neugründung hat.

Bis zu 20 Flugzeuge für ACMI- und Charteraufträge

Fly 4 soll zunächst mit vier Boeing 737-800, die aus den Beständen der beiden Joint-Venture-Partner kommen sollen, an den Start gehen. Innerhalb der nächsten drei Jahre soll die Flotte auf zehn Maschinen erweitert werden. Es ist aber noch offen, ob es sich dabei um Boeing 737-800, Max-Modelle oder Flugzeuge eines anderen Herstellers handeln wird. Es gilt als wahrscheinlich, dass es Boeing 737-NG-Modelle werden, jedoch explizit bestätigt wurde das seitens Fly 4 nicht. Jedenfalls hat man sich zum Ziel gesetzt, dass man auch außerhalb von Enter Air und dem Tui-Konzern aktiv wird. Den Initiatoren schwebt vor, dass sich Fly 4 zu einer relevanten Größe im Segment ACMI- und Charterflüge entwickeln soll. Dazu strebt man eine Flotte, die aus etwa 20 Flugzeugen bestehen soll, an.

Einfach wird das nicht werden, denn in Europa ist der Markt heißumkämpft. Zahlreiche Anbieter, zumeist mit AOCs aus dem Baltikum oder aus Malta, sind aktiv und bieten Reiseveranstaltern, aber auch größeren Fluggesellschaften günstige Preise an. Das Geschäft ist aber saisonal, denn während der Spitzenzeiten im Sommer ist so ziemlich alles, das fliegen kann in der Luft, jedoch im Winter haben die Anbieter durchaus das eine oder andere Problem an Flugaufträge zu kommen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Avia Solutions Group, die einer der größten Anbieter in diesem Segment ist, reihenweise Carrier außerhalb Europas gründet, um von der so genannten umgekehrten Saisonalität profitieren zu können.

Erfahrener Manager an der Spitze

Dass Fly 4 zunächst ab dem Vereinigten Königreich eingesetzt werden soll, ist auch wenig verwunderlich. In diesem Staat gelten die Gewerkschaften als durchaus stark und das Lohnniveau ist höher als beispielsweise in Irland oder in Litauen. Gleichzeitig ist der Wettbewerb sehr scharf, denn abseits klassischen Ferienflügen, die über Veranstalter vermarktet werden, ist in UK auch das Lowcost-Segment sehr stark ausgeprägt. Somit stehen Pauschalreisen stärker als in anderen europäischen Staaten in direkter Konkurrenz mit selbstzusammengestellten Urlaubsreisen, die dann beispielsweise Flüge von Ryanair, Wizz Air, Easyjet, Jet2 und/oder anderen Anbietern beinhalten.

Als Geschäftsführer von Fly 4 fungiert in der Branche eine durchaus bekannte Person. CEO ist Jochen Schnadt, der in der Vergangenheit unter anderem bei BMI Regional, die mittlerweile nicht mehr existiert, an der Spitze stand. Gegenüber Flightglobal sagte der Manager unter anderem: „Wir haben vom ersten Tag an im Wesentlichen zwei Ankerkunden. Aus der Sicht der TUI konzentrieren wir uns zunächst darauf, den britischen Reiseveranstalter als Kunden zu bedienen. Enter Air ist natürlich von Polen aus, ihrer Hauptbasis, sehr aktiv, fliegt aber auch viele andere Dinge und es hängt davon ab, wie sie ihre eigenen kommerziellen Partnerschaften entwickeln, wo sie in Zukunft zusätzliche Kapazitäten benötigen könnten“. Derzeit geht man bei Fly 4 davon aus, dass die IAA noch im ersten Quartal des laufenden Jahres AOC und Betriebsgenehmigung erteilen wird, so dass man schon im Sommer 2024 „mitmischen“ kann.

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