Fünfte Freiheit mit Ethiopian: Angenehme Abwechslung gegenüber europäischem Null-Service

Business-Class (Foto: Robert Spohr).
Business-Class (Foto: Robert Spohr).

Fünfte Freiheit mit Ethiopian: Angenehme Abwechslung gegenüber europäischem Null-Service

Business-Class (Foto: Robert Spohr).
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Seit wenigen Tagen gibt es auf der Strecke Wien-Kopenhagen-Wien zumindest viermal wöchentlich mit Ethiopian Airlines eine Alternative zu Austrian Airlines und Ryanair. Während die beiden europäischen Anbieter auf Mittelstreckenjets setzen, ist der äthiopische Anbieter mit Langstreckengerät des Typs Boeing 787 unterwegs. Die Bordprodukte unterscheiden sich erheblich.

Die Billigfluggesellschaft Ryanair ist einer der Pioniere im Bereich Lowcost-Flüge. Kunden dieses Carrier sind es schon seit vielen Jahren gewöhnt, dass im reinen Flugpreis so ziemlich gar nichts mehr inkludiert ist und beispielsweise für Aufgabegepäck, Snacks und Getränke extra bezahlt werden muss. Austrian Airlines hat sich über die Jahre hinweg schleichend von einem Full-Service-Carrier zu einem Anbieter, der zwar tendenziell höhere Ticketpreise verlangt, jedoch nicht nennenswert mehr Service bietet als die Billigflieger-Konkurrenz. Zumindest ist dies auf dem europäischen Streckennetz der Fall. Im Gegensatz zu Ryanair hat man zwar auf Wien-Kopenhagen-Wien eine Business-Class, jedoch bietet man lediglich freie Nebensitze während Ethiopian Airlines mit echten C-Sitzen aufbieten kann.

Die Produkte der drei Anbieter auf dieser Route zu vergleichen ist daher relativ einfach, denn als einziger Player inkludiert Ethiopian Airlines auch in der Economy-Class Aufgabegepäck, Snacks und Getränke. Weiters bietet man an Bord kostenfreie Kopfhörer für das Bord-Entertainment-System sowie Decken und Polster an. Diese Serviceleistungen sind unabhängig davon, ob man in der Economy- oder Business-Class reist. In zuerst genannter sind zwei Gepäckstücke mit jeweils maximal 23 Kilogramm inklusive und in der „C“ entsprechend mehr. Auch ist die Auswahl an Speisen und Getränken in der Business, die als Cloud Nine bezeichnet wird, erheblich größer als im hinteren Teil der Kabine.

Klassisches Full Service vs. Europäisches Null-Service

Zumindest was die Economy-Class anbelangt haben Passagiere auf der Kopenhagen-Strecke die Auswahl zwischen den Baukasten-Service-Konzepten von Austrian Airlines und Ryanair sowie dem Full-Service-Produkt von Ethiopian Airlines. Aufgrund des Flugplans sind mit dem afrikanischen Carrier durchaus auch Tagestrips möglich, denn von Wien nach Kopenhagen fliegt man in der früh und am Abend geht es wieder zurück. Preislich hält man durchaus mit den Mitbewerbern mit und unterbietet diese – unter Berücksichtigung jener Leistungen, für die Austrian Airlines und Ryanair extra zur Kasse bitten – zumindest teilweise. Round-Trips auf der Fünfte-Freiheit-Route sind ab rund 90 Euro in der Economy-Class zu haben. Eine weitere Route, die Ethiopian Airlines ab Wien innerhalb von Europa anbietet ist übrigens die Brüssel-Strecke. Auch diese bedient man mit Boeing 787.

Den vollen Service, den der äthiopische Carrier auf Langstreckenflügen anbietet, erhält man auf den kurzen Fünfte-Freiheit-Flügen innerhalb Europas natürlich nicht. Die Flugdauer ist schlichtweg zu kurz, um sämtliche Mahlzeiten, die beispielsweise zwischen Addis Abeba und Wien zur Auswahl stehen, servieren zu können. So reicht man in der Economy-Class ein belegtes Brötchen und dazu Getränke nach freier Wahl. Ist der Durst größer, so ist die Nachbestellung ebenfalls kostenlos. Wem ansonsten langweilig wird, der kann das Bord-Entertainment-System, das in jedem Eco-Sitz der Boeing 787 vorhanden ist, nutzen. Kostenfreie und originalverpackte Kopfhörer liegen in den Sitztaschen zur freien Entnahme bereit. Decken und Polster erwarten die Reisenden bereits beim Einsteigen auf dem Sitzplatz positioniert. Der Sitzabstand ist spürbar größer als jener, den Ryanair und Austrian Airlines anbieten. Das ist aber auch kein besonderes Wunder, denn Ethiopian setzt Langstreckengerät ein und reizt die maximale Kapazität der Boeing 787 nicht aus. Austrian Airlines bietet Eco-Reisenden auf ihren Langstreckenflügen auch mehr Beinfreiheit als auf dem Kurz- und Mittelstreckengerät.

Die Ethiopian-Bestuhlung in der Economy-Class ist 3-3-3. Damit weicht man vom üblichen Standard, den die meisten Operators der Boeing 787 verwenden, nicht ab. Die Sitze haben Stoffbezüge und das Design erinnert ein wenig an die Nationalfarben von Äthiopien. Die Uniformen der Kabinenbesatzung sind übrigens auch an traditionelle Kleidung des afrikanischen Landes angelehnt und heben sich daher positiv von jenen, die Konkurrenten nutzen ab.

„Cloud Nine“: Gut, aber übertriebene Produktbeschreibung

Die Business-Class von Ethiopian Airlines ist auf der Strecke Wien-Kopenhagen-Wien sowie auf der Brüssel-Route natürlich das High-End-Produkt, mit dem Ryanair und Austrian Airlines nicht mithalten können. Der irische Anbieter führt reine Economy-Flüge durch und hat daher überhaupt keine C an Bord und bei Austrian Airlines hält man es nicht für notwendig, dass man den gut zahlenden Fluggästen echte Business-Class-Sitze anbietet, sondern belässt es beim freien Economy-Nebensitz. Auf Langstreckengerät der AUA ist dies natürlich gänzlich anders, jedoch setzt man dieses im Regelfall nicht nach Kopenhagen oder Brüssel ein. Wien ist bei Ethiopian Airlines auf beiden Routen lediglich ein Zwischenstopp zum Ein- und Aussteigen. Da man mit Boeing 787 aus Äthiopien kommt bzw. auf dem Rückweg dort wieder hinfliegt, kann man auf den beiden Fünfte-Freiheit-Routen im vorderen Bereich der Kabine eine echte Business-Class anbieten.

Somit können Reisende, die von Wien nach Kopenhagen oder Brüssel reisen wollen, in den Genuss von Sitzen, die sich flach in ein Bett verwandeln lassen, kommen. Auch kann man mit großen Einzelbildschirmen und dem üblichen Komfort von C-Sitzen im Maschinentyp Boeing 787 auftrumpfen. Das IFES-System der Business-Class hat aber, abgesehen von deutlich größeren Bildschirmen, überhaupt nicht mehr zu bieten als in der Economy. Der „Inhalt“ ist eins zu eins ident und bietet im direkten Vergleich mit Anbietern wie Emirates oder Qatar Airways auch nicht sonderlich viel. Ein paar Filme, Spiele und Informationen gibt es, aber das war es auch schon wieder. Sonderlich große Erwartungen sollte man also in beiden Klassen nicht in das IFES von Ethiopian Airlines haben.

Positiv anzumerken ist, dass der Carrier in der Business Decken und Polster bereit hält, die höherwertiger wirken als jene in der Economy-Class. Auch hält man für die gut zahlenden Fluggäste bessere Kopfhörer bereit. USB-Steckdosen für das Aufladen von Smartphones sind übrigens in beiden Beförderungsklassen vorhanden.

Der Business-Class-Sitz, den Ethiopian Airlines anbietet, ist kein ganz großer Wurf, sondern ein solides Produkt, das Reisende von anderen Fluggesellschaften bereits kennen könnten. Momentan eben der internationale Standard und nicht mehr und nicht weniger. Der Carrier selbst übertreibt maßlos, denn in der Beschreibung der „Cloud Nine“ schreibt man unter anderem, dass es sich um eine Mischung aus Business- und First-Class handeln würde. Von einer Ersten Klasse, die es zum Beispiel bei Emirates und/oder Etihad Airways gibt, ist man hinsichtlich des eingesetzten Sitzes dann doch sehr weit entfernt.

Besatzung serviceorientiert und fleißig wie die Bienen

Der von der Besatzung angebotene Bordservice kommt aber der Betreuung in einer First schon sehr nahe, denn diese zeigt sich äußerst serviceorientiert, freundlich und auf Zack. Die Auswahl an Getränken – sowohl alkoholisch als auch alkoholfrei – ist sehr groß, denn auch auf den kurzen Fünfte-Freiheit-Flügen können C-Passagiere aus dem gesamten Sortiment, das man an Bord hat, auswählen. Beim Catering hingegen ist es so, dass lediglich eine kleine Speise serviert wird. In der Früh gibt es ein Frühstück und am Abend eine kleine warme oder kalte Mahlzeit. Auf dem Testflug konnte zwischen einem großen und reichhaltig belegten Brötchen und einem Hühner-Spieß mit Gemüsebeilagen gewählt werden. Für Vegetarier hatte man übrigens auch eine Alternative.

Bereits bevor es in Richtung Runway geht reichen die Flugbegleiter in der Business-Class zunächst eine Flasche Wasser. Anschließend werden Organgensaft und Champagner angeboten. Danach nehmen die Stewardessen die Bestellungen für die Speisen, die während dem Flug serviert werden sollen auf. Auch wird darum gebeten, dass die erste Getränkerunde gleich mitbestellt wird. Dies hat den Vorteil, dass beides dann schön angerichtet gemeinsam serviert wird. Während der Reise kann jederzeit nachbestellt werden, wobei die Crew regelmäßig auch aktiv nachfragt, ob noch etwas serviert werden darf.

In der Economy-Class gibt es auf den Fünfte-Freiheit-Flügen keine Begrüßungsgetränke. Passagiere können bei großem Durst aber auf Nachfrage ein kostenfreies Wasser bekommen. Der eigentliche Bordservice findet dann über den Wolken statt und ist wesentlich kleiner als vorne in der Business-Class. Zum Beispiel gibt es abgepackte belegte Brötchen mit Getränken nach freier Wahl. Wer mehr Durst hat, kann jederzeit bei der Besatzung nachbestellen und das natürlich ohne Aufpreis.

Fazit: Willkommene Alternative zum Euro-Null-Service

Ethiopian Airlines bietet auf den beiden Fünfte-Freiheit-Strecken ab Wien nach Brüssel und Kopenhagen ein Produkt an, das man innerhalb von Europa schon fast vergessen hat. Wenn man bedenkt, dass beispielsweise nach Dänemark in der Economy-Class zwei Anbieter aktiv sind, die für Getränke und Snacks sowie die Aufgabe von Gepäckstücken extra zur Kasse bitten, ist eine Full-Service-Alternative, die preislich sogar interessanter sein kann, eine willkommene Alternative. Bedingt durch die Mitgliedschaft in der Star Alliance können die Flüge von Austrian Airlines und Ethiopian Airlines bei Bedarf miteinander kombiniert werden.

Die Fünfte-Freiheit-Flüge bieten einen interessanten Ausblick darauf was Ethiopian Airlines auf den Langstreckenflügen so alles bieten kann. Passagiere dürfen aber keinesfalls enttäuscht sein, dass man aufgrund der kurzen Flugdauer innerhalb Europas eben nicht das „volle Programm“ mit mehreren warmen Menüs, die während der Reise serviert werden, bekommen kann. Das liegt aber in der Natur der Sache: Die Flugzeit reicht einfach nicht aus. Sowohl in der Economy- als auch in der Business-Class bekommen die Reisenden dennoch ein tolles Produkt mit viel Platz und Leistungen, für die bei Ryanair und Austrian Airlines die Kreditkarte extra gezückt werden müsste.

Anzumerken ist aber ein eklatanter Unterschied zu den beiden europäischen Anbietern: Austrian Airlines und Ryanair fertigen ihre Flüge innerhalb der Schengen-Region in den Schengen-Bereichen der jeweiligen Airports ab. Das kann und darf Ethiopian Airlines aufgrund des Umstands, dass es sich um einen Fünfte-Freiheit-Flug, der aus einer Non-Schengen-Region kommt (bzw. dort hinfliegt) nicht. Dies hat zur Folge, dass man sowohl am Abflugs- als auch am Zielort durch die behördliche Passkontrolle muss und dies sollte man berücksichtigen, wenn man es sehr eilig hat, denn gerade während der Hauptreisezeit kann es immer wieder mal zu Wartezeiten vor den Kontrollboxen der Polizei kommen. Diese kleine „Einschränkung“ machen aber inkludierte Leistungen und durchaus auch das positive Erlebnis innerhalb der EU mal mit einem Dreamliner statt Boeing 737 oder Airbus A320 zu fliegen, wieder wett.

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