Gescheitert: Als selbst Flugzeuge atomar angetrieben werden sollten

Warnschild radioaktive Strahlung (Foto: Kilian Karger/Unsplash).
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Gescheitert: Als selbst Flugzeuge atomar angetrieben werden sollten

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Flugzeuge mit nuklearem Antrieb sind seit langem eine technologische Vision, die jedoch bisher nicht über das Experimentierstadium hinausgekommen ist. In der Geschichte der Luftfahrt gab es verschiedene Projekte und Konzepte, die darauf abzielten, Flugzeuge mit nuklearem Antrieb zu entwickeln. Einige dieser waren ehrgeizig, aber sie scheiterten aus einer Vielzahl von Gründen, darunter technische Herausforderungen, Sicherheitsbedenken und politische Entscheidungen.

Ein frühes Projekt war das “Nuclear Energy for the Propulsion of Aircraft” (NEPA)-Programm der USA in den 1940er und 1950er Jahren. Ziel war es, ein Flugzeug mit einem nuklearen Strahltriebwerk zu entwickeln. Das Projekt wurde jedoch eingestellt, bevor ein flugfähiges Modell gebaut werden konnte, hauptsächlich aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Strahlenexposition für Piloten und Passagiere sowie der Schwierigkeiten bei der Handhabung von radioaktivem Material.

Ein weiteres bekanntes Projekt war das “Project Pluto” der US Air Force in den späten 1950er Jahren. Dabei handelte es sich um ein nukleares Ramjet-Triebwerk, das als Marschflugkörper eingesetzt werden sollte. Obwohl das Projekt einige technologische Fortschritte machte, wurde es schließlich eingestellt, hauptsächlich aufgrund der enormen Sicherheitsrisiken und der Unmöglichkeit, das Flugzeug kontrolliert zu landen.

In den 1960er Jahren untersuchten die Sowjets ebenfalls die Möglichkeit eines Flugzeugs mit nuklearem Antrieb. Das Projekt Tupolev Tu-119 sollte ein Passagierflugzeug mit einem nuklearen Strahltriebwerk sein. Es wurde jedoch nie über das Konzeptstadium hinaus realisiert, vermutlich aufgrund ähnlicher Sicherheitsbedenken und technischer Herausforderungen.

Warum gibt es also kein einziges Passagierflugzeug mit Nuklearantrieb? Die Gründe sind vielfältig. Einerseits sind die technischen Herausforderungen enorm. Die Entwicklung eines zuverlässigen und sicheren nuklearen Antriebssystems für ein Flugzeug ist äußerst komplex und erfordert fortschrittliche Technologien sowie umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen. Andererseits sind die Sicherheitsrisiken immens. Ein Flugzeugabsturz oder eine Beschädigung des nuklearen Antriebssystems könnte zu einer radioaktiven Kontamination des Bodens und der Umgebung führen, was verheerende Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit von Menschen hätte.

Die Strahlenbelastung für Passagiere und Besatzung wäre ein weiteres erhebliches Risiko. Selbst wenn das nukleare Material sicher eingekapselt wäre, besteht immer das Risiko von Lecks oder Unfällen während des Flugs. Die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung könnte zu schwerwiegenden Gesundheitsschäden führen, einschließlich Krebs und genetischen Mutationen.

Ein Flugzeug mit Nuklearantrieb wäre auch ein attraktives Ziel für terroristische Angriffe oder Sabotageakte. Die Möglichkeit, radioaktives Material zu missbrauchen, um Massenvernichtungswaffen herzustellen, wäre eine ernsthafte Sicherheitsbedrohung.

Angesichts dieser enormen technischen, sicherheitstechnischen und politischen Herausforderungen ist es nicht überraschend, dass bisher kein einziges Passagierflugzeug mit nuklearem Antrieb entwickelt wurde. Die Risiken und Bedenken überwiegen die potenziellen Vorteile bei weitem.

Auch Züge und Autos mit Atomantrieb waren geplant

Obwohl Flugzeuge mit nuklearem Antrieb bisher nicht realisiert wurden, gab es auch Projekte, die die Möglichkeit eines nuklearen Antriebs für Züge und Autos untersuchten. Ein bekanntes Beispiel ist der “Ford Nucleon”, ein Konzeptauto aus den 1950er Jahren, das von einem kleinen Atomreaktor angetrieben werden sollte. Das Projekt wurde nie realisiert, hauptsächlich aufgrund der gleichen Sicherheitsbedenken und technischen Herausforderungen wie bei Flugzeugen.

Ein weiteres Projekt war der “Supertrain”, ein Hochgeschwindigkeitszug, der in den 1970er Jahren von der US-Regierung vorgeschlagen wurde. Dieser Zug sollte mit einem nuklearen Antriebssystem ausgestattet werden, um hohe Geschwindigkeiten zu erreichen. Das Projekt wurde jedoch nie umgesetzt, hauptsächlich aufgrund hoher Kosten und Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Umweltverträglichkeit.

In den letzten Jahren gab es auch Diskussionen über die Möglichkeit eines nuklearen Antriebs für Weltraumfahrzeuge und Schiffe. Einige Experten glauben, dass die Fortschritte in der Kernenergietechnologie und die zunehmenden Probleme mit herkömmlichen Treibstoffen die Entwicklung von nuklear betriebenen Transportmitteln attraktiver machen könnten. Dennoch bleiben die Sicherheits- und Umweltbedenken bestehen, was die Realisierung solcher Projekte unwahrscheinlich macht.

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Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
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