Foto: Flughafen Friedrichshafen.
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Hub-Anbindungen weg: Wie geht es weiter in Friedrichshafen, Linz und Innsbruck?

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In den vergangenen beiden Tagen wurde bekannt, dass die Lufthansa Group die österreichischen Bundesländerflughäfen Linz und Innsbruck sowie das deutsche Friedrichshafen – zumindest vorläufig – nicht mehr an ihr Hauptdrehkreuz Frankfurt am Main anbinden wird. Die drei Airports hoffen nun, dass Skyalps in die Bresche springt, aber die Südtiroler haben noch keinen Vertrag mit Lufthansa.

Die drei Routen werden hauptsächlich von Umsteigern genutzt, denn das reine Point-to-Point-Aufkommen ist überschaubar. Der Anteil Geschäftsreisender ist recht hoch, denn sowohl in Linz als auch in Friedrichshafen ist es die derzeit einzige Anbindung an ein Luftverkehrsdrehkreuz mit zahlreichen Umsteigemöglichkeiten. In Innsbruck gibt es Wien und Amsterdam als Alternative. Der KLM-Hub wird jedoch vergleichsweise niederfrequent bedient.

Linz wurde schon vor einigen Jahren vom Austrian-Airlines-Drehkreuz Wien abgehängt. Es handelte sich um die erste Route, die „auf die Schiene verlagert wurde“. Damit sind viele Reisende, insbesondere Geschäftsreisende, aber unzufrieden und weichen auf Flüge ab Wien, Salzburg und München aus. Die Anreise erfolgt zumeist mit dem Auto. Personen, die privat unterwegs sind, nutzen durchaus auch Züge, jedoch unabhängig vom Flugticket und nicht gerade selten wird dann bei Billigfliegern, die preiswerter als Austrian Airlines und/oder Lufthansa sind, gebucht.

Linz und Friedrichshafen ohne Hub-Anbindungen

Mit dem zumindest vorläufigen Abzug von Air Dolomiti ist der oberösterreichische Flughafen aus aktueller Sicht nicht mehr an das Streckennetz der Lufthansa Group angeschlossen. Abgehängt ist man auch von den Netzwerken anderer Carrier, denn Frankfurt am Main war die letzte verbliebene Hub-Anbindung in Oberösterreich. Hoffnungen ruhen nun darauf, dass die bereits auf der Düsseldorf tätige Skyalps nicht nur das Angebot auf dieser Route ausbaut, sondern auch Frankfurt am Main übernimmt. Airlinechef Josef Gostner sprach in einem Interview gar von Wien-Flügen ab Linz.

In Friedrichshafen ist die Situation vergleichbar, denn die Frankfurt-Flüge stellen die letzte verbliebene Anbindung an ein internationales Drehkreuz dar. Auch hier hat man die Hoffnung, dass Skyalps künftig nach Frankfurt fliegen könnte und möglicherweise gar Berlin und/oder Hamburg aufnehmen könnte. Selbst Bozen ist sowohl ab Linz als auch ab dem Bodensee-Airport ein Thema.

Bombardier CRJ-900 (Foto. Jan Gruber).

Innsbruck hat Wien- und Amsterdam-Anbindung

Innsbruck steht ein wenig besser dar, denn man verfügt auch weiterhin über eine Anbindung an das Austrian-Airlines-Drehkreuz Wien. Dieses ist hinsichtlich der Destinationsvielfalt bedeutend kleiner als jenes der Konzernmutter in Wien, aber immerhin: Man ist nicht abgehängt. Niederfrequent gibt es auch weiterhin Flüge zum KLM-Hub-Amsterdam. Im Gegensatz zu Graz soll man diese Anbindung nicht verlieren.

Dass Skyalps parat steht, ist allgemein bekannt. Doch momentan hätten die Passagiere nicht viel davon, wenn der aus Bozen stammende Carrier ab Linz, Innsbruck und Friedrichshafen nach Frankfurt am Main fliegen würde, denn zwei separate Tickets müssten gekauft werden und eventuelles Gepäck müsste in Frankfurt neu aufgegeben werden. Derzeit gibt es kein Kooperationsabkommen zwischen der Lufthansa Group und Skyalps. Besonders der Flughafen Friedrichshafen hofft darauf, dass der Kranich sich zumindest zu einem Interline-Vertrag bereiterklärt. Damit könnten durchgehende Tickets samt durchecken von Gepäck verkauft werden. Sofern nicht zusätzlich ein Special-Pro-Rate-Vertrag unterschrieben wird, könnte es für die Passagiere aber richtig teuer werden, denn dann werden die beiden Flugscheine zwar „zusammengestoppelt“, aber jeweils zum vollen Preis verrechnet. Ohne ein solches Abkommen wird es sehr schwierig im Wettbewerb mit Angeboten zum Beispiel ab München oder Wien zu bestehen.

Optimal wäre ein Codeshare-Vertrag, jedoch ist Lufthansa auch hier sehr wählerisch und schließt solche Abkommen am liebsten mit Partnern innerhalb der Star Alliance und/oder Anbietern, die schon sehr lange auf dem Markt sind, ab. Codesharing würde ermöglichen, dass Lufthansa – je nach Vereinbarung – über eine gewisse Anzahl von Sitzen die Tarifhoheit hätte. Sonderlich viel Unterschied zu den bisherigen Flügen von Air Dolomiti bzw. Lufthansa Cityline gäbe es für die Passagiere dann nicht.

Aus Sicht der Skyalps wären natürlich Wetlease-Aufträge optimal. Das wirtschaftliche Risiko würde dann komplett Lufthansa tragen, denn man ist dann als Subunternehmer unterwegs. Abgesehen von der reinen Flugdurchführung wäre der Kranich dann auch für fast alle anderen Belange, insbesondere den Vertrieb, zuständig.

DHC Dash 8-400 (Foto: Jan Gruber).

Skyalps-Kooperation ist nicht fix

Das Thema Skyalps/Lufthansa-Zusammenarbeit hat aber einen Haken: Der Lufthansa-Konzern ist traditionell sehr behutsam bei der Auswahl von Kooperationspartnern. Man schließt zumeist nur Verträge mit Firmen, die nebst einem guten Ruf auch langjährige Erfahrung haben, ab. Es soll vermieden werden, dass eigene Passagiere irgendwo stranden und der Ärger dann an der Marke Lufthansa hängenbleibt, denn der Interline-, Codeshare-, oder Wetlease-Partner wird kaum wahrgenommen. Ein mögliches Szenario: Der Partner meldet Insolvenz an und Lufthansa muss Lösungen finden.

Das Grundkriterium, um als Fluggesellschaft mit Lufthansa zusammenarbeiten zu können, ist das so genannte IOSA-Safety-Audit. Dieses gilt als eine Art Goldstandard in der internationalen Zusammenarbeit, denn gegenseitiges Auditieren ist komplex. Auf einem von Skyalps durchgeführten Flug könnten nicht nur Reisende der Lufthansa Group, sondern auch ihrer Partner, beispielsweise United Airlines sitzen. Das IOSA-Audit vereinfacht vieles und ist in allen großen Allianzen der Mindeststandard für eine Zusammenarbeit. Dazu kommt im Fall der Lufthansa, dass man zusätzlich eigene Kriterien, die weit über den IOSA-Anforderungen liegen, hat. Dies dient der Sicherheit und in diesem Zusammenhang ist Lufthansa besonders bemüht.

Derzeit hat Skyalps aber noch kein IOSA-Audit. Ohne dieses wird sich die Lufthansa Group kaum auf eine Zusammenarbeit einlassen. Dass man miteinander spricht, ist bekannt. Weder Austrian Airlines noch der Kranich machen einen Hehl daraus, dass es Gespräche gibt. In der Branche spricht aber jeder mit jedem und es gibt durchaus auch Alternativen.

Sitze in einem Reisebus (Foto: Robert Spohr).

Busanbindung an München wird geprüft

Beispielsweise das komplette Abhängen der Regionen oder aber Zubringerbusse zum Hub-München. Diese könnten ab Linz, Innsbruck und Friedrichshafen verkehren. Ab Tirol hat Lufthansa keine guten Erfahrungen damit gemacht, aber sonderlich viele Alternativen zum eigenen Auto oder zur Bahn haben die Passagiere nicht. Eine andere Option wäre eine Kooperation mit einem Carrier, der über ein IOSA-Zertifikat verfügt und optimalerweise bereits andernorts mit Lufthansa kooperiert. Die Frage ist nur: Will die Lufthansa Group die Regionen überhaupt weiterhin an Frankfurt anbinden?

Ein Sprecher der Lufthansa sagte auf Anfrage: „Derzeit prüft Lufthansa Möglichkeiten für eine alternative Anbindung ab Bodensee-Airport Friedrichshafen zum weltweiten Streckenangebot von Lufthansa ab Frankfurt. Zu weiteren Details können wir zurzeit noch keine Stellung beziehen. Wir bitten um Verständnis“. Besonders das Thema Skyalps wollte der Konzern nicht kommentieren.

Innsbrucks Flughafen-Chef Marco Pernetta sagte gegenüber der Tiroler Tageszeitung, dass derzeit das Comeback der Busanbindung an den Airport München geprüft werde. Er meinte, dass diese „kommen könnte“. In der Vergangenheit wurden vorherige Auflagen der „Lufthansa Busreisen“ besonders von Geschäftsreisenden eher gar nicht angenommen, so dass die Fahrzeuge mit äußerst schwacher Auslastung verkehrt sind und viele Kurse mangels Buchungen sogar abgesagt werden mussten.

Flughafen Frankfurt (Foto: Fraport AG).

Passagierzahlen dürften leiden – nicht nur in Innsbruck

Die Entscheidung der Lufthansa dürfte sich, sofern keine Lösung gefunden wird, äußerst negativ auf die Passagierzahlen des Flughafens Innsbruck auswirken. Im Jahr 2023 wurde die Frankfurt-Verbindung, die derzeit noch von Air Dolomiti bedient wird, von etwa 130.000 Passagieren genutzt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass diese Passagiere nun alle über Wien oder Amsterdam fliegen werden. Wie bereits erwähnt: In Linz und Friedrichshafen sind die Auswirkungen noch problematischer, denn beide Airports waren bislang nur an das Drehkreuz Frankfurt am Main angebunden.

„Lufthansa evaluiert und optimiert kontinuierlich ihr gesamtes Streckennetz. Aufgrund von außerplanmäßigen Wartungsarbeiten bei Pratt & Whitney Triebwerken der Lufthansa A320neo-Flotte stehen Lufthansa Airlines im nächsten Jahr deutlich weniger Flugzeuge als ursprünglich geplant zur Verfügung. Daher hat das Unternehmen entschieden, einige Verbindungen zum Beginn des Sommerflugplans 2024 (31. März 2024) auszusetzen, die in den letzten Monaten keine positive wirtschaftliche Entwicklung gezeigt haben. Lufthansa bedauert diese Entscheidung ausdrücklich. Davon betroffen sind auch die Verbindung zwischen Frankfurt und Linz sowie Frankfurt nach Innsbruck.  Wann die Strecken wieder aufgenommen werden können wir zurzeit nicht abschließend beantworten. Die Triebwerksproblematik bei der Airbus A320neo-Flotte wird uns lange beschäftigen. Über eine Wiederaufnahme entscheiden wir daher zu einem späteren Zeitpunkt“, so der Medienreferent.

Flughafen Linz (Foto: Michael David).
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1 Comment

  • Jean Valhiboux , 18. Januar 2024 @ 15:12

    Eine Katastrophe für den Airport INN!
    Innsbruck soll sich bald einen anderen Partner im Ausland suchen der nach FRA fliegt! LH u. AUA blockieren immer alles! Was soll denn jetzt?
    Und es gibt ja die Transavia und British Airways nach AMS u. LGW aber was soll das?
    Es kann nicht sein, dass INN weiter nur saisonal lebt!!
    INN lebt praktisch (fast) nur im Winter und wenn so weiter geht… das ist aber nicht zu dulden für eine internationale Stadt wie Innsbruck!!!
    Beispiel.1: Paris CDG lebt nun mehr im Winter als Charter. Die Linie mit Tyrolean ist eine alte Erinnerung . Ebenso die Linie nach ZHR ist eine alte Erinnerung!!
    Beispiel 2:
    Tirol hat doppelt soviel türkische Bürger als das Salzburg Land und andere österreichische Bundesländer. Trotzdem will man keine Verbindung INN-IST
    Beispiel 3:
    Es gibt keine einzige Verbindungen zu einem italienischen od. spanischen Hub!

    Übrigens: Wizz, Vueling, Ryanair etc. sind in INN verboten!

    QUO VADIS INN?

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