Innsbruck: Anrainerschutzgemeinschaft kritisiert Kerosinverbrennung

Flughafen Innsbruck (Foto: Peter Norz/Flughafen Innsbruck).
Flughafen Innsbruck (Foto: Peter Norz/Flughafen Innsbruck).

Innsbruck: Anrainerschutzgemeinschaft kritisiert Kerosinverbrennung

Flughafen Innsbruck (Foto: Peter Norz/Flughafen Innsbruck).
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Der Verein Anrainerschutzgemeinschaft Innsbruck Airport kritisiert, dass angeblich bislang keine Untersuchung der Kerosinverbrennung, die im Zuge von Starts und Landungen am Flughafen der Tiroler Landeshauptstadt erfolgt, stattgefunden haben soll. Man verweist auch auf die besondere geografische Lage.

In den letzten Jahren versuchen sich Unternehmen in den verschiedensten Branchen ein besonders „grünes Image“ zu verschaffen. Auch einige Akteure in der Luftfahrt sind bemüht sich selbst als besonders „umweltfreundlich“ oder „klimafreundlich“ darzustellen. Immer wieder landen die Werbekampagnen auch vor Gericht. Beispielsweise wurde gerichtlich festgestellt, dass Austrian Airlines im Zusammenhang mit einem Venedig-Flug irreführend geworben hat.

Auch SAF verursacht Emissionen

Dass bei der Verbrennung von Kerosin – und zwar völlig unabhängig davon, ob es sich um das konventionelle Produkt oder SAF handelt – nebst Kohlenstoffdioxid auch zahlreiche andere – zum Teil giftige – Abgase entstehen, ist allgemein bekannt. In der Branche wird dies aber oft regelrecht heruntergespielt. Man verhält sich ungefähr gleich wie Reedereien, denn hervorgehoben werden alternative Antriebe, aber auf den Umstand, dass aus Kostengründen dann oft Marinediesel und/oder umweltschädliches Schweröl in der übewiegenden Mehrheit der Fälle zum Einsatz kommt, ist nicht unbedingt ein Thema, über das gerne gesprochen wird.

Im Eisenbahn-Verkehr läuft es kaum anders, denn dieser Verkehrsträger stellt sich als besonders umweltfreundlich dar, denn angeblich würde man bei Bahnfahrten kein Kohlenstoffdioxid ausstoßen. Das mag bei Elektrozügen an Ort und Stelle wohl zutreffen, aber in vielen Staaten wird der benötigte Bahnstrom aus Kohlekraft gewonnen. Würde man dies in die Behauptungen einbeziehen, so sähe die Klimabilanz der Bahn ähnlich verheerend aus wie jene der Schiff- oder der Luftfahrt. Dabei ist noch gar nicht berücksichtig, dass weltweit gesehen die überwiegende Mehrheit der Bahnstrecken gar nicht elektrifiziert ist, sondern mit Dieseltraktionen geführt wird. Ein Beispiel für nicht sonderlich klug angebrachte „Greenwashing-Werbung“ findet sich übrigens am Bahnhof Traiskirchen (Aspangbahn). Bekanntermaßen ist die Aspangbahn nicht elektrifiziert und es kommen in diesem Bereich zumeist in die Jahre gekommene Jenbacher-Dieseltriebwägen zum Einsatz. Ein riesiges Plakat wirbt ausgerechnet am genannten Bahnhof für eine ÖBB, die mit 100 Prozent „Grünstrom“ fahren würde. In Traiskirchen jedenfalls benötigen die Züge mangels Oberleitung Diesel und keinen „Grünstrom“.

Kerosinverbrennung für An- und Abflüge wird kritisiert

Doch zurück nach Innsbruck: Die Anrainerschutzgemeinschaft behauptet in einer Aussendung, dass im Feber 2023 im Linien- und Charterverkehr bei den Maschinentypen der Hersteller Airbus, Boeing und Embraer für die An- und Abflüge rund 495 Tonnen Kerosin verbrannt worden wären. Dies erklärt man so: „Die Emissionen der Flugzeuge werden im sogenannten LTO Zyklus (Landing and Take Off) dargestellt: Anflug, Landung, Start und Steigflug bis zu einer Höhe von jeweils 900 m werden gemessen: dies entspricht dem Bereich über der Stadt und den umliegenden Gemeinden, da der Flughafen im schmalen Inntal direkt am Stadtrand liegt. Eine einzige Boeing 738 verbrennt bei An- und Abflug 881 kg Kerosin“.

(Grafik: Anrainerschutzgemeinschaft Innsbruck Airport).

Thomas Pachl vom Verein Anrainerschutzgemeinschaft Innsbruck Airport meint dazu: „Es ist unverständlich, warum man die gesundheitsschädlichen Wirkungen der Kerosinverbrennung um den Innsbrucker Flughafen bisher nicht untersucht hat. Durch die besondere Lage direkt am Stadtrand im schmalen Talkessel des Inntals sind solche Mengen an Kerosinverbrennung sicher verstärkt wirksam. Das Land Tirol und die Stadt Innsbruck sind die Eigentümer des Flughafens. Die Politik sollte sich ernsthafte Gedanken machen, diese Belastung der Bevölkerung durch Deckelung der Flugbewegungen einzudämmen“. Man fügt noch hinzu, dass die Forderung „umso mehr gelte, als die Flugbewegungen / Passagierzahlen 2023 wieder auf 80 Prozent des Höchstmaßes vor Corona gestiegen sind und 2024 wohl noch weiter steigen“.

1 Comment

  • Hanisch Theodor , 6. März 2024 @ 20:49

    Die AIA bereitet sich zwar inzwischen besser als in der Vergangenheit auf ihre Polemiken vor, hinkt jedoch nach wie vor den Entwicklungen in der Luftfahrt (Landungen/Starts von Airbus A320/321 NEO), ( Boeing737/8 MAX, die heuer in hohem Maß Innsbruck anfliegen) schon wieder hinterher. Dass samstags und sonntags die Flugbewegungen ohnehin schon länger aktiv sind, wird halt “vergessen”.

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    Die AIA bereitet sich zwar inzwischen besser als in der Vergangenheit auf ihre Polemiken vor, hinkt jedoch nach wie vor den Entwicklungen in der Luftfahrt (Landungen/Starts von Airbus A320/321 NEO), ( Boeing737/8 MAX, die heuer in hohem Maß Innsbruck anfliegen) schon wieder hinterher. Dass samstags und sonntags die Flugbewegungen ohnehin schon länger aktiv sind, wird halt “vergessen”.

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