An vielen Flughäfen erfolgt das Einsteigen in Verkehrsflugzeuge, soweit technisch möglich, über so genannte Gangways. Diese sind bei Passagieren beliebt, denn man kann bei jedem Wetter trockenen Fußes direkt zum Flugzeug kommen. Allerdings haben diese für die Airlines und die Reisenden auch Nachteile.
Fluggastbrücken haben umgangssprachlich viele Bezeichnungen. Der Sinn und Zweck der Erfindung ist aber simpel: Die Passagiere sollen so rasch und komfortabel wie möglich in ihr Flugzeug gelangen. Da man keine Busfahrt und keinen Fußweg über das Vorfeld absolvieren muss, bevorzugen viele Fluggäste diese Form des Boardings.
Ursprünge und erste Pioniere
Der weltweit erste Flughafen, der Fluggastbrücken einsetzte, war der Minneapolis-Saint Paul International Airport in den USA im Jahr 1959. Diese Innovation revolutionierte den Flugbetrieb und legte den Grundstein für eine neue Ära des Passagierkomforts. In Europa folgten schnell andere Flughäfen, darunter der Flughafen London Heathrow und der Frankfurter Flughafen.
In der D-A-CH-Region dauerte die Einführung der Gangways noch ein wenig länger, denn erst ab Ende der 1960er-/Anfang der 1970er-Jahre begannen die Airports nach und nach mit der Aufrüstung. In Deutschland zählten – nebst Frankfurt am Main – auch München und Düsseldorf zu den Pionieren. Später folgten beispielsweise Hamburg und Berlin-Tegel. In Österreich zog Wien-Schwechat nach. In der Schweiz war der erste Airport mit Fluggastbrücken Zürich-Kloten.
Vor- und Nachteile für Fluggesellschaften und Passagiere
Für Passagiere bieten Fluggastbrücken offensichtliche Vorteile. Sie ermöglichen einen nahtlosen Übergang zwischen Terminal und Flugzeug, ohne dass man Wind und Wetter ausgesetzt ist. Zudem spart es Zeit und Mühe, da lange Fußwege vermieden werden. Allerdings können Engpässe bei der Flugzeugabfertigung oder technische Probleme an den Brücken gelegentlich Verzögerungen verursachen.
Für Fluggesellschaften bedeutet der Einsatz von Fluggastbrücken eine gesteigerte Effizienz bei der Abfertigung der Passagiere. Das schnelle Ein- und Aussteigen erleichtert den Turnaround der Flugzeuge und ermöglicht eine effiziente Nutzung der Abfertigungsbereiche. Dennoch sind Fluggastbrücken kostspielig in der Anschaffung und Instandhaltung.
Allerdings gibt es auch signifikante Nachteile, die sich besonders bei Mittelstreckenjets, die über mehrere Türen, die für das Ein- und Aussteigen verwendet werden können, verfügen. Es geht schlichtweg langsamer voran, denn Passagiere blockieren sich oftmals gegenseitig und bringen somit alle folgenden Reisenden zum Stillstand. Bei der Nutzung von Front- und Hecktür geht dies in der Regel schneller, jedoch kann es auch von Passagieren, die beispielsweise im hinteren Bereich sitzen, jedoch meinen unbedingt vorne einsteigen zu müssen, ad-absurdum geführt werden.
Je nach Flughafen und Wetterlage kann es möglich sein, dass die Passagiere nicht zwangsläufig mit Vorfeldbussen als Alternative zu Gangways zum Flugzeug gebracht werden. So genanntes Walk-Boarding über das Vorfeld ist gerade unter kleineren Airports sehr häufig der Fall. Billigflieger wie Ryanair und Wizz Air bevorzugen dies, da die Turnaround-Zeit kürzer gehalten werden kann.
Unter so genanntem „Kombi-Boarding“ versteht man, dass die Passagiere, die im vorderen Bereich der Maschine ihre Sitzplätze haben, über die Fluggastbrücke einsteigen. Jene Reisenden, die hinten sitzen, werden gebeten über eine Treppe das Gebäude zu verlassen, draußen parallel am Flugzeug vorbeizugehen und anschließend über die Hecktür einzusteigen. Immer mehr Airlines verlangen von ihren Ground-Handling-Anbietern diese Form des Einsteigens, da es schneller geht und somit wertvolle Zeit gespart wird. Beim Aussteigen wird zumeist nur die vordere Tür genutzt, jedoch gibt es einige Airports, an denen die Passagiere, die hinten aussteigen dann mit einem Vorfeldbus zum Terminal gebracht werden.
Einige große Flughäfen, wie der Los Angeles International Airport und der London Stansted Airport, setzen trotz moderner Infrastruktur nach wie vor auf Busboarding oder Walk-Boarding über das Vorfeld. Besonders Billigfluggesellschaften bevorzugen diese Methoden, da sie Kosten sparen können. Es erfordert weniger Infrastruktur und Personal, was sich in niedrigeren Betriebskosten niederschlägt.
Funktionsweise und Kosten
Eine Fluggastbrücke ist vereinfacht ausgedrückt ein beweglicher Steg, der das Flugzeug mit dem Terminal verbindet. Sie besteht aus verschiedenen Sektionen, die sich in der Länge an verschiedene Flugzeugtypen anpassen lassen. Die Brücke kann vertikal und horizontal bewegt werden, um eine genaue Ausrichtung mit der Flugzeugtür zu gewährleisten. Die Kosten für eine Fluggastbrücke variieren je nach Größe und technischen Features, liegen aber oft im Millionenbereich.
Richtig teuer kann es werden, wenn aufgrund von Bedienungsfehlern oder aus sonstigen Gründen ein Flugzeug beschädigt wird. Zumindest eine Überprüfung durch Techniker und/oder den Kapitän ist dann notwendig und allein das kann eine Verspätung verursachen. Aber nicht zwangsläufig geht es auf die Kappe des Bodenpersonals, denn ab und an kommt es auch vor, dass Piloten mit Flugzeugen in Gangways krachen oder aber mit Winglets diese touchieren. Die Flügelspitzen sind empfindlich und müssen danach zumeist repariert oder ausgetauscht werden.
Kostenunterschiede für Airlines
Es gibt Kostenunterschiede zwischen Busboarding und Boarding über Fluggastbrücken. Billigfluggesellschaften wie Ryanair und EasyJet bevorzugen oft das Busboarding, um Kosten zu reduzieren. Es erfordert weniger Bodenpersonal und Infrastruktur. Traditionelle Fluggesellschaften wie Lufthansa setzen dagegen vermehrt auf Fluggastbrücken, um den Passagierkomfort zu erhöhen, sind aber auch bereit, höhere Betriebskosten zu tragen. Doch dies gilt nicht in allen Fällen, denn je nach Airport kann es nämlich auch genau umgekehrt sein.
Die Ursache, dass Bus- oder Walk-Boarding anstatt Gangway-Boarding erfolgt, kann auch ganz andere Gründe haben. Beispielsweise kann es zu Stoßzeiten vorkommen, dass schlichtweg keine Fluggastbrücke frei ist und daher das Flugzeug auf einer Außenposition abgefertigt werden muss. An manchen Airports, besonders dann, wenn die Maschine ankommend ein anderes Terminal nutzt als abfliegend, kann es auch aus diesem Grund zum Verzicht auf Gangways kommen.
Die Gründe dafür, dass man bei einem Flug über eine Fluggastbrücke einsteigt, beim anderen dann Busboarding hat oder auch mal Walkboarding, sind vielfältig. Auch gibt es Airports, an denen es keinen Preisunterschied macht, ob das Flugzeug über eine Gangway oder auf einer Außenposition geboardet wird.
Nicht für alle Flugzeugtypen geeignet
Nicht alle Flugzeugtypen sind für das Boarding über Fluggastbrücken geeignet. Große Langstreckenflugzeuge wie der Airbus A380 oder die Boeing 747 sind oft zu breit für herkömmliche Fluggastbrücken. In diesen Fällen werden oft spezielle, breitere Brücken benötigt, die an den Flughäfen vorhanden sein müssen. Viele Airports, die häufig Besuch von derartigen Maschinen haben, sind mittlerweile mit speziellen Gangways ausgerüstet.
Ist dies nicht der Fall, so kann es auch dazu kommen, dass Langstreckenflugzeuge mittels Walk- oder Busboarding bedient werden. Zum Beispiel war dies in der Vergangenheit in Salzburg öfters der Fall, denn früher ist Transaero öfters mit Boeing 747 in die Mozartstadt geflogen. Der österreichische Airport hat keine Fluggastbrücken, weshalb je nach Wetterlage Walk- oder Busboarding durchgeführt wurde.
Manche Verkehrsflugzeuge sind bauartbedingt nicht für das Andocken an Fluggastbrücken geeignet. Besonders (kleinere) Turbopropmaschinen und manche Regionaljets können diese nicht nutzen. In Deutschland behelfen sich zum Beispiel die Flughäfen Hannover und Stuttgart mit besonderen Konstruktionen. An die Gangway wird eine zusätzliche Treppe gestellt. Über diese verlassen die Reisenden zunächst das Terminal. Unmittelbar danach steigen die Fluggäste dann über die so genannte Air-Stair der Maschine ein. Es ist zwar kein „klassisches Boarding“ über Fluggastbrücken, kommt diesem jedoch sehr nahe.
Auch andere Airports nutzen solche Konstruktionen, die zumeist vom eigenen Team entworfen wurden, für die rasche Abfertigung von Maschinen wie de Havilland Dash 8 oder ATR42/72. Bei Flugzeugen, die über keine eingebaute Treppe (Air Stair) verfügen, müsste zusätzlich eine mobile Treppe des Flughafens an das Flugzeug geschoben werden. Dies würde dann die Nutzung der Fluggastbrücke ad absurdum führen, jedoch kommt gelegentlich auch diese Form des Boardings vor. Ursache kann beispielsweise sein, dass der Flughafen ein Gate dauerhaft so angepasst hat und – aus welchen Gründen auch immer – steht für den A320 oder die B737 gerade kein anderes zur Verfügung. Allerdings: Manchmal verlangt auch die Airline explizit, dass so eingestiegen wird, denn dies ermöglicht, dass sowohl die vordere als auch die hintere Tür (sofern vorhanden) genutzt werden können.
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