Die Fluggesellschaft Malta MedAir, ursprünglich als „Spareinheit“ für Air Malta gegründet, steigt nun auf eigene Rechnung ins Liniengeschäft ein. Die Flotte besteht aus einem Airbus A320, der bisher im Wetlease für Air Malta im Einsatz war.
Ein bisschen verworren ist die Luftfahrt-Strategie der Republik Malta schon. Air Malta befindet sich vollständig im Staatseigentum, ehe mit Malta MedAir ein zweiter „Nationalcarrier“ gegründet wurde, um insbesondere hinsichtlich der Löhne Druck auf die Piloten ausüben zu können. Die zuletzt genannte Fluggesellschaft flog bislang nicht auf eigene Rechnung, sondern fast ausschließlich im Wetlease für Air Malta. Der ehemalige Tourismusminister Konrad Mizzi gilt als Mastermind dieser Strategie und plante Malta MedAir als Grundlage für Langstreckenflüge, die mit Airbus A321XLR durchgeführt werden sollten, zu verwenden. Mit dem nicht ganz freiwilligen Rücktritt des Politikers ist dieses Projekt zumindest vorläufig eingeschlafen. Übrig geblieben ist Malta MedAir, deren Dienstleistungen die ebenfalls staatliche Air Malta nun nicht mehr benötigt.
Mehrheitlich im Eigentum der Republik Malta befindet sich übrigens auch Malta Air. Auch dieser Carrier wurde unter maßgeblicher politischer Schützenhilfe des Konrad Mizzi ins Leben gerufen und wird defacto von Minderheitsaktionär Ryanair kontrolliert. Flugzeuge in eigener Livery von Malta Air existieren noch nicht, sollen jedoch laut Michael O’Leary mit der Einflottung von Boeing 737-Max-200 folgen. Ryanair baut sich übrigens mit Lauda Europe Ltd. einen zweiten maltesischen Carrier in die Firmengruppe.
Am Samstag führte Malta MedAir unter dem Two-Letter-Code MM den ersten Linienflug auf eigene Rechnung durch. Dieser führte von Luqa nach Warschau und zurück. In den nächsten Wochen sollen weitere Destinationen aufgenommen werden. Laut Wirtschaftsminister Silvio Schmbri wird der Carrier künftig zahlreiche europäische Ziele auf eigene Rechnung anbieten. Dazu soll weiteres Personal eingestellt werden. Auch der Ausbau der Flotte ist angedacht.
Im Vorjahr drohte der damalige Tourismusminister Konrad Mizzi unmissverständlich, dass wenn ein Tarifstreit mit den Air-Malta-Piloten nicht gelöst werden sollte, dass dann Malta MedAir die Rolle von Air Malta übernehmen werde. Dort wurden übrigens im Zuge der Corona-Krise rund 70 Piloten abgebaut. Diese gaben ihre Uniformen medienwirksam in Müllsäcken verpackt vor der Firmenzentrale von Air Malta in Luqa zurück.