Die Fluggesellschaft Palestinian Airlines hat seit der Gründung im Jahr 1995 eine äußerst bewegte Geschichte hinter sich. Diese ist auch von vielen Jahren der fliegerischen Inaktivität geprägt. Eigentlich sollte der Carrier gar nicht mehr existieren, denn im Jahr 2020 wurde die Liquidation mitgeteilt. Nun bereitet man sich mit einer Fokker 50 auf den Neustart vor.
Gegründet wurde Palestinian Airlines im Jahr 1995 von der palästinensischen Autonomiebehörde. Erst in 1997 wurden die ersten Charterflüge durchgeführt. Zunächst nutzte man den ägyptischen Flughafen Port Said, da Israel Flüge ab Gaza untersagt hat. Im Laufe der Zeit wurden die Maschinentypen Boeing 727-100/200, de Havilland Dash 8-300, Ilyushin Il-62 und Fokker 50 betrieben.
Im November 1998 konnte der Flugbetrieb vom Airport Flughafen al-Arisch auf den Gaza-Flughafen, der mit Finanzmitteln aus Deutschland, Spanien, Saudi-Arabien, Ägypten, Marokko und Japan errichtet wurde, verlegt werden. Dieser Airport wurde im Jahr 2001 während der Zweiten Intifada von Israel geschlossen und im weiteren Jahresverlauf sowie in 2002 unbrauchbar gemacht. Somit musste Palestinian Airlines wieder nach Ägypten „umziehen“.
Im Jahr 2005 wurde der Flugbetrieb dann eingestellt, ehe dieser in 2012 überraschend reaktiviert wurde. Geflogen wurde neuerlich ab dem al-Arisch-Airport. Zuletzt waren zwei Fokker 50 im Rahmen eines ACMI-Auftrags für Niger Airlines im Einsatz. Die Zusammenarbeit wurde kurz nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie beendet.
Im weiteren Verlauf des Jahres 2020 teilte die Autonomiebehörde dann mit, dass die Fluggesellschaft, die damals nur noch acht Mitarbeiter hat, endgültig geschlossen und liquidiert wird. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass man nach einem Käufer für beide Fokker 50 sucht. Laut Niger Airlines wurde die SU-YAH an diese verkauft.
Nun überraschte Palestinian Airlines mit der Ankündigung, dass man die Wiederaufnahme des Flugbetriebs vorbereitet. Eine Fokker 50 absolvierte erst in diesem Monat erste Testflüge auf dem ägyptischen Airport Cairo. Bemerkenswert ist, dass die Ankündigung mit einem äußerst patriotischen und israel-feindlichen Text versehen war. Die Betonung, dass der Testflug von einer palästinensischen Crew durchgeführt wurde, ist da noch sehr milde. Irgendwelche weiteren Informationen, die in irgendeiner Form der Sache dienlich wären und nicht patriotische Propaganda wären, gab der Carrier noch nicht preis.
Da das veröffentlichte Video nicht etwa die SU-YAI, sondern die SU-YAH zeigt, sind berechtigte Zweifel angebracht, dass es sich tatsächlich um Vorbereitungen auf ein mögliches Comeback als Fluggesellschaft handelt. Viel mehr liegt es auf der Hand, dass die Maschine, die an Niger Airlines verkauft worden sein soll, in Kairo gewartet wurde und auf die Übergabe an den Käufer vorbereitet wurde. Testflüge sind da vollkommen üblich. Aufgrund des propagandartigen Postings, mit dem Palestinian Airlines das Video der Landung nach dem Probeflug in Kairo geteilt hat, ist es naheliegend, dass der Neustart, trotz dessen, dass dieser vage angekündigt wurde, sehr unwahrscheinlich ist. Es ist auch davon auszugehen, dass im Gaza, im Westjordanland sowie in Ägypten aufgrund des von der Hamas angezettelten Krieges wohl die Wiederbelebung einer gescheiterten Airline eine nicht sonderlich hohe Priorität haben dürfe.