Piloten mit russischer Lizenz können Jobs im Ausland nicht antreten

Cockpit einer DHC Dash 8-400 (Foto: Jan Gruber).
Cockpit einer DHC Dash 8-400 (Foto: Jan Gruber).

Piloten mit russischer Lizenz können Jobs im Ausland nicht antreten

Cockpit einer DHC Dash 8-400 (Foto: Jan Gruber).
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Piloten mit russischer Staatsbürgerschaft haben es derzeit schwer einen Job im Ausland zu verrichten. Grund dafür ist, dass die nationale Luftfahrtbehörde Rosaviatsia ihr wirksamstes Blockademittel anwendet und zwar die Bürokratie. Auskünfte, die normalerweise unkompliziert zwischen Zivilluftfahrtbehörden ausgetauscht werden, werden nicht mehr erteilt.

Für die Flugzeugführer hat das zur Folge, dass diese neue Jobs bei nicht-russischen Airlines nicht antreten können, die die potentiellen Arbeitgeber die Lizenzierung und den bisherigen beruflichen Werdegang nicht über die Luftfahrtbehörde verifizieren kann. Rosaviatsia beruft sich auf den Datenschutz.

Bereits vor dem kriegerischen Überfall auf die Ukraine legte die russische Bürokratie Flugzeugführern, die außerhalb Russlands arbeiten wollten, Steine in den Weg. Seit etwa sechs Jahren ziehen sich Verifizierungen mitunter enorm in die Länge. Nun hat man den internationalen Austausch mit anderen Zivilluftfahrtbehörden gänzlich eingestellt. Für Piloten ist das fatal, denn diese können nicht außerhalb Russlands arbeiten, denn die Gültigkeit der Lizenz und anderer Dokumente können nicht mehr verifiziert werden.

Hinter der Vorgehensweise von Rosaviatsia steckt eine durchaus perfide Strategie: Da es außerhalb Russlands mehr Geld zu verdienen gibt, wollen viele russische Piloten im Ausland arbeiten. Dieser Trend hat sich seit dem kriegerischen Überfall gegen die Ukraine noch verschärft, denn zahlreiche Airlines haben Piloten abgebaut, da die Flugbetriebe drastisch eingeschränkt werden mussten. Außerhalb Russlands gibt es in vielen Ländern Bedarf, aber die russischen Behörden wollen verhindern, dass „ihre“ Piloten das Land verlassen und sich woanders neu orientieren.

Man befürchtet gar, dass fliegerisches Knowhow dauerhaft verloren gehen könnte und in Russland ein Pilotenmangel entstehen könnte. Bis vor wenigen Jahren durften Nicht-Staatsbürger den Beruf des Flugzeugführers gar nicht ausüben. Die russische Staatsbürgerschaft war hierfür notwendig, jedoch wurde diese Regelung mittlerweile gekippt.

Von der momentanen Problematik sind nicht nur russische Staatsbürger betroffen, sondern auch Ausländer, die zuletzt bei russischen Fluggesellschaften geflogen sind. Der Antritt neuer Cockpit-Jobs außerhalb der Russischen Föderation ist wegen der Verweigerung des Datenaustausches seitens Rosaviatsia fast unmöglich geworden.

Die Zeitung Kommersant schreibt unter anderem, dass es derzeit zahlreiche Piloten gibt, die aufgrund von Stellenabbau arbeitslos geworden sind. Nach Angaben der Gewerkschaft sollen zwischen Feber und Juni 2022 rund 600 Anträge auf Überprüfung bei der Luftfahrtbehörde eingereicht worden sein, jedoch nur noch 100 Stück bestätigt worden sein. Die meisten Anträge kamen von Fluggesellschaften mit Sitz in Vietnam, Thailand, Kambodscha, Malaysia und der Türkei.

Der Grund für die derzeitige Zurückhaltung von Rosaviatsia bei der Bestätigung von Piloten ist ein Erlass des Kremls, die Zahl der Fluggäste innerhalb Russlands bei etwa 100 Millionen jährlich zu halten. Längerfristig zielt die russische Luftfahrtstrategie 2030, ein weiteres Lieblingsprojekt des Kremls, darauf ab, die russische Luftfahrtindustrie von der Abhängigkeit vom Ausland zu befreien und Russland zu einem einheimischen Luftfahrtmotor zu machen. Damit beide Strategien erfolgreich sind, kann sich Russland jedoch weder einen Fachkräftemangel noch eine Abwanderung von Piloten leisten.

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