Ryanair-CEO Wilson: “Testkapazitäten müssen in Fleischerei-Betriebe”

Eddie Wilson (Foto: Ryanair DAC).
Eddie Wilson (Foto: Ryanair DAC).

Ryanair-CEO Wilson: “Testkapazitäten müssen in Fleischerei-Betriebe”

Eddie Wilson (Foto: Ryanair DAC).
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Seit knapp über einem Jahr leitet Eddie Wilson die Geschicke der Billigfluggesellschaft Ryanair DAC, einer Tochter der Ryanair Holdings plc, deren Chef Michael O’Leary ist. Insbesondere Gewerkschaften ist der Name Wilson nur zu gut bekannt, denn in seiner vorherigen Funktion als Personaldirektor galt er als knallharter Verhandler.

Es ist sinnvoll Tests für Länder oder Regionen durchzuführen, die bei Ankunft als Teil einer Stichprobe oder innerhalb eines Ankunftszeitraums als rot eingestuft werden. Tests vor der Abreise innerhalb der EU auf der Kurzstrecke sind jedoch nicht realistisch.

Eddie Wilson, CEO Ryanair DAC.

Die von Wilson geleitete Fluggesellschaft hat 270 Boeing 737-800 und eine Boeing 737-700, die als Executive Jet genutzt wird, im Eigenbetrieb. Die Konzernschwestern Buzz, Lauda Europe, Malta Air und Ryanair UK betreiben 198 weitere Flugzeuge im Wetlease für den irischen Carrier. Die Gesamtflotte, auf die der Manager zurückgreifen kann, besteht aus 469 Maschinen, die wie folgt verteilt sind:

AirlineFlotte
Ryanair DAC1 Boeing 737-700 (Executive Jet)
270 Boeing 737-800
Buzz47 Boeing 737-800
Malta Air120 Boeing 737-800
Laudamotion / Lauda Europe30 Airbus A320
Ryanair UK1 Boeing 737-800

Aviation Direct sprach mit Eddie Wilson, der seit 23 Jahren für Ryanair tätig ist und als enger Vertrauter von Group-CEO Michael O’Leary gilt, über die jüngsten Pläne der EU-Kommission, die Lockdown-Zeit, Schnelltests. Der Manager vertritt die Ansicht, dass Corona-Schnelltests auf Kurzstreckenflügen nicht praktikabel sind, sondern in der fleischverarbeitenden Industrie eingesetzt werden sollten.

Aviation.Direct: Welche Schritte müssen Regierungen und die EU setzen, um der Luftfahrt- und Touristikbranche das Überleben und Comeback ermöglichen zu können?
Eddie Wilson:
Die EU muss die Reiseregeln für alle Mitgliedstaaten dringend koordinieren. Eine Reihe von Staaten bevorzugt die eigenen Bürger oder Entscheidungen über Reisebeschränkungen wurden getroffen, die nicht auf Daten basieren. Das erhöhte die Verwirrung der Reisenden und schränkte deren Bewegungsfreiheit unnötig ein. Der Erfolg der internationalen Luftfahrt basiert auf Vorhersehbarkeit und Passagiervertrauen. Leider hat der willkürliche Ansatz einiger Mitgliedstaaten enorme Verwirrung gestiftet, wobei manchmal Beschränkungen mit einer Frist von weniger als 12 Stunden auferlegt wurden. Eines der Grundprinzipien der EU war die Freizügigkeit und dies hat erfolgreich wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnet, insbesondere für kleine Unternehmen, aber auch für Privatpersonen die Freunde und Verwandte besuchen, unsere Kinder an Hochschulen bringen usw. Die EU muss die Kontrolle übernehmen und einen gemeinsamen und koordinierten Ansatz für alle Mitgliedstaaten umsetzen. Das vorgeschlagene neue „Ampelsystem“ mit einer Datenquelle des ECDC und der Möglichkeit den Zugang zu regionalisieren anstatt die Länder unverblümt abzuschneiden, bedeutet, dass wir möglicherweise eine Vorlage haben, um das Reisen zu vereinfachen und gleichzeitig die Gesundheit unserer Bürger zu schützen.

Aviation.Direct: Einige Airlines und die IATA plädieren dazu, dass vor dem Abflug Schnelltests durchgeführt werden sollen. Diese könnten beispielsweise im Zuge der Sicherheitskontrolle gemacht werden. Was halten Sie von der Durchführung von Schnelltests vor jedem Abflug und wie könnten diese bei Ihnen umgesetzt werden?
Eddie Wilson:
Auf innereuropäischer Basis ist das EU-Ampelsystem der Weg in die Zukunft, der den freien Personenverkehr zwischen Ländern und Regionen innerhalb der EU ermöglichen würde. Es besteht kein Zweifel, dass Tests für Langstreckenflüge obligatorisch sein können, wenn sie im Rahmen bilateraler Regierungsabkommen durchgeführt werden. Im Zusammenhang mit Kurzstreckenflügen mit einer Flugdauer 1 bis 2 Stunden würden Tests vor dem Abflug jedoch einen logistischen Albtraum auf Flughäfen verursachen und unnötigerweise Testkapazitäten verbrauchen, die an anderer Stelle in der Gesellschaft besser genutzt werden könnten. Die Regierungen versuchen ein Problem zu lösen, das beim Reisen insbesondere innerhalb der EU nicht besteht. Weniger als zwei Prozent der Infektionen werden auf Auslandsreisen zurückgeführt und Testressourcen wären in den Wirtschaftssektoren, in denen es überwältigende Hinweise auf die Ausbreitung von Covid-19 gibt, wie beispielsweise Fleischverarbeitungsbetrieben, weitaus besser eingesetzt. Es ist sinnvoll Tests für Länder oder Regionen durchzuführen, die bei Ankunft als Teil einer Stichprobe oder innerhalb eines Ankunftszeitraums als rot eingestuft werden. Tests vor der Abreise innerhalb der EU auf der Kurzstrecke sind jedoch nicht realistisch. Wir sollten uns bei der Förderung eines Standardansatzes für das Reisen zwischen Mitgliedstaaten und Regionen auf die Gesundheitssysteme einzelner Mitgliedstaaten und gemeinsame Datenquellen wie das ECDC stützen.

Aviation.Direct: Bitte beschreiben Sie ein wenig wie Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den plötzlichen Quasi-Stillstand der Luftfahrt erlebt haben und was welche Gefühle und Gedanken hatten Sie? Wie war die Stimmung bei Ihnen als der Flugverkehr nach und nach wieder angelaufen ist?
Eddie Wilson:
Covid-19 erwischte alle überraschend. Hier in Europa haben wir es zunächst im gleichen Kontext gesehen wie SAR im Jahr 2003, das größtenteils auf den Fernen Osten beschränkt war und sich nicht global verbreitete. Erst mit der starken Verbreitung in Norditalien wurden wir uns besonders an unserer Basis in Bergamo seiner verheerenden Wirkung bewusst. Wir haben die Auswirkungen und die Notwendigkeit des anfänglichen Lockdowns schnell verstanden.

Die Rückkehr zum Fliegen am 1. Juli war fast wie ein Start-up, bei dem alle zusammenarbeiten, um sich auf den Relaunch vorzubereiten. Wir haben mit all unseren Lieferanten neue Verträge ausgehandelt und unsere Mitarbeiter, als wir Arbeitsverträge geschlossen haben, dazu gebracht sich mit der Realität reduzierter Aktivitäten und der Notwendigkeit von Kostensenkungen zu befassen. Es war eine fast unheimliche Erfahrung in den Monaten April und Mai, praktisch ohne Aktivität herumzustehen. Während dieser Zeit mussten wir daran arbeiten unsere Piloten und das Kabinenpersonal im Check zu halten. Auch mussten wir wesentliche Wartungsarbeiten durchführen, um die gegroundete Flotte flugtauglich zu halten. Rückwirkend kann ich sagen: Es hat wirklich Sinn gemacht unser Flugprogramm neu zu starten. Der 1. Juli war ein großartiger Tag für alle unsere Mitarbeiter, die einfach wieder fliegen wollten.

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