USA: Schlot von Lebensmittelbetrieb soll lebensgefährlich für die Fliegerei sein

Schlot - Symbolbild (Foto: Unsplash/Pat Moin).
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USA: Schlot von Lebensmittelbetrieb soll lebensgefährlich für die Fliegerei sein

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Die Hinterbliebenen einer kürzlich im Zuge eines Flugunfalls verstorbenen UPS-Paketfliegerin fordern die Schließung des Burley Municipal Airports in Idaho (USA). Der Vater der ums Leben gekommenen Flugzeugführerin, der selbst Pilot ist, hält den kleinen Flughafen für viel zu gefährlich.

Das Flugfeld verfügt über zwei Pisten, die sich kreuzen. Auslaufzonen gibt es nicht, denn beispielsweise Runway 20 grenzt ohne weiteren Abstand direkt an den Snake River. Auf der anderen Seite (Runway 2) steht ein Waschsalon direkt dahinter. Bei der kreuzenden Start- und Landebahn ist es nicht viel anders, denn auf einer Seite ist eine größere Sportstätte und auf der anderen Seite wurde die freie Zone zwischen dem Pistenende und dem Fluß nach und nach verbaut.

Als besonders problematisch betrachtet der um seine Tochter trauernde Pilot aber das Werk von Gossner Foods, das sich in der Einflugschneise von Runway 20 befindet. Dieses wäre in den letzten Jahren stark ausgebaut worden und mehrere, nebeneinander angeordnete Schlote würden die Sicht auf die Piste behindern. Besonders im Express-Frachtbereich wird viel im Visual-Approach-Verfahren geflogen. Unabhängig davon sollen schon öfters Flugzeuge unfreiwillige Bekanntschaft mit den Schornsteinen gemacht haben. Im Falle der UPS-Paketfliegerin hatte diese tödliche Konsequenzen. Sie stürzte anschließend ein eines der Produktionsgebäude, die nur doch einen Parkplatz, den Snake River und eine kleine Straße von der Runway 20 getrennt sind.

Im Gespräch mit der “East Idaho News” fordert der Berufspilot, der seine Tochter durch den Unfall verloren hat, dass die Verwaltung den kleinen Flughafen sofort schließen solle, denn er wäre mittlerweile zu gefährlich geworden und würde zahlreiche Sicherheitsvorschriften nicht mehr erfüllen. Man solle am Rande der Stadt einen neuen Airport bauen, um weitere Unfälle zu verhindern. Eigenen Angaben nach steht er mit dieser Meinung nicht alleine da, denn viele Piloten sollen den regionalen Flughafen ebenfalls für zu gefährlich halten und einen Neubau fordern.

Hauptursache für das aus Pilotensicht hohe Gefahrenpotential ist, dass in den letzten Jahren die Grundstücke rund um den Airport immer dichter und höher verbaut wurden. Offiziell sind die Schlote 18 Meter hoch und stoßen Dampf aus der Produktion des Lebensmittelbetriebs aus. Dies kann unter bestimmten klimatischen Bedingungen dazu führen, dass den Piloten die Sicht auf die Runway genommen wird. Diese würden blind in eine Wolke fliegen. Am stärksten soll Piste 20 betroffen sein, jedoch kann sich Pilotenangaben nach dieses Phänomen je nach Windrichtung auf allen Start- und Landebahnen zeigen. Daher kritisiert der hinterbliebene Flugzeugführer, dass die Behörden die Errichtung der Schlote samt Dampfausstoß unmittelbar in der Einflugschneise überhaupt genehmigt haben.

Noch unverständlicher ist, dass die Kamine über keine sonst üblichen Leuchten für Piloten verfügen. Im Volksmund werden diese “Blinklichter” genannt und sollen Flugzeugführer – besonders bei Nacht und schlechten Sichtverhältnissen – vor hohen Gebäuden, Windrädern oder aber auch Schloten waren. Die Beleuchtung macht diese Sichtbar und Piloten können entsprechend reagieren. Beim Gossner-Werk am Ende der Runway 20 des Burley Municipal Airport soll eine derartige Sicherheitsvorrichtung aber nicht vorhanden sein, so dass schon öfters Flugzeuge unliebsame Bekanntschaft mit den Kaminen gemacht haben sollen. 

Der Tod der UPS-Fliegerin und der Umstand, dass nebst ihrem Vater auch andere Privat- und Berufspiloten öffentlich auf den aktuellen Stand der Dinge an diesem Regionalflughafen aufmerksam machen, führt nun dazu, dass sowohl die FAA als auch die NTSB die baulichen Gegebenheiten und die Sicherheitsvorkehrungen genau unter die Lupe nehmen wollen. Im Extremfall droht dem kleinen Airport die Schließung. Anzunehmen ist aber, dass Auflagen erteilt werden, die die Sicherheit für die Menschen in der Luft und am Boden verbessern sollen.

1 Comment

  • YankeeZulu1 , 21. April 2022 @ 09:59

    Danke für diesen informativen Bericht; wäre schön auch hier auf dem Laufenden gehalten zu werden. Auf den ersten Blick scheint es, als daß man im Fabrik-/Schornsteinbereich “einfach so gebaut” hat, Raum- bzw Planordnungsverfahren, Bauprüfung und -genehmigung scheinen eher Fremdworte zu sein, in unseren Gefilden halte ich so etwas für eher nicht möglich. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist vllt nicht alles, aber verdammt viel möglich.

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Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
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  • YankeeZulu1 , 21. April 2022 @ 09:59

    Danke für diesen informativen Bericht; wäre schön auch hier auf dem Laufenden gehalten zu werden. Auf den ersten Blick scheint es, als daß man im Fabrik-/Schornsteinbereich “einfach so gebaut” hat, Raum- bzw Planordnungsverfahren, Bauprüfung und -genehmigung scheinen eher Fremdworte zu sein, in unseren Gefilden halte ich so etwas für eher nicht möglich. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist vllt nicht alles, aber verdammt viel möglich.

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