Vueling stolz auf SAF-Spenden, aber nur wenige machen mit

Vueling stolz auf SAF-Spenden, aber nur wenige machen mit

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Einige Fluggesellschaften, darunter auch die spanische Billigfluggesellschaft Vueling, bieten ihren Passagieren an, dass diese im Zuge der Flugbuchung für so genannte SAF-Treibstoffe, die von der Branche als besonders nachhaltig beworben werden, spenden können. Im Vorjahr sollen sich bei dieser IAG-Tochter rund 100.000 Passagiere dafür entschieden haben. 

Einige Monate vor der Corona-Pandemie kam unter anderem durch die Auftritte von Greta Thunberg der von deutschen Medien getragene Begriff “Flugscham” auf. Viele Massenmedien haben behauptet, dass sich Fluggäste dafür schämen würden, dass sie das angeblich so klimaschädliche Verkehrsmittel Flugzeug nutzen würden. Die Passagierzahlen der Jahre 2018 und 2019 haben aber eine ganz andere Sprache gesprochen, jedoch führte der Medienhype leider auch dazu, dass sich einige Politiker unter Druck gesetzt gefühlt haben und überhastet während der Pandemie Ticketsteuern erhöht haben. So geschehen beispielsweise in Österreich. 

Beigeschmack des “Greenwashings” 

Möglichkeiten sich die angebliche “Flugscham” reinzuwaschen gibt es bereits seit vielen Jahren. Viele Airlines bieten kurz vor dem Abschluss der Flugbuchung an, dass für Klimaschutzprojekte und/oder den Ankauf von SAF-Treibstoffen gespendet werden kann. Die Lufthansa Group ging sogar einen Schritt weiter und bietet so genannte Green-Fares mit integrierter Kompensation bzw. SAF an. Vom Markt wird das Produkt trotz Jubelmeldungen des Carriers aber nur sehr schwach angenommen. Die Ursachen hierfür können sehr unterschiedlich sein, jedoch dürften bei allen Anbietern mangelnde Transparenz was mit dem Geld eigentlich wirklich geschieht und der Umstand, dass viele das “Klimathema” aufgrund jahrelanger, nahezu täglicher medialer Bombardements nicht mehr hören können. Die Aktivitäten der Klimakleber könnten bei vielen Menschen die Bereitschaft für “Greenwashing” nochmals reduziert haben. 

Über Jahrzehnte hinweg war es sowohl im Straßenverkehr als auch in der Luftfahrt selbstverständlich, dass Verbrennungsantriebe zum Einsatz kommen. Besonders die Öllobby war auch sehr daran interessiert, dass Alternativen nicht Fußfassen können. Dabei gab es Autos mit E-Antrieb bereits in der Steinzeit des Automobils, jedoch setzten sich Verbrenner durch. Abgesehen von Umweltschützern krähte kein Hahn danach wie viele Schadstoffe eine Autofahrt zum gegenüberliegenden Supermarkt oder aber ein Flug nach Mallorca ausstößt. Vielen Menschen ist das auch bis heute egal oder aber diese fühlen sich von Klimaklebern, ständiger medialem Geträller regelrecht genervt. 

Alternative Antriebe waren lange “kein Thema” 

Dass die Luftfahrtindustrie ähnlich wie andere Branchen über Jahrzehnte hinweg überhaupt kein Interesse an alternativen Antrieben hatte, ist ein Fakt. Das Kerosin war, abgesehen von kurzzeitigen Peaks, zumeist günstig und die Technologie hat sich bewährt. Man kann die Versäumnisse von vielen, vielen Jahren nicht über Nacht aufholen. Man bemüht sich zwar so rasch wie möglich Flugzeuge, die beispielsweise über elektrische Antriebe verfügen oder aber Wasserstoff verbrennen in die Luft zu bringen, jedoch kann das noch sehr lange dauern. Das weiß man in der Branche, die sich versucht als “grün” darzustellen. Mit letzterem ist man übrigens kein Einzelfall, denn einer der größten Heizölhändler Österreichs behauptet ernsthaft, dass man kohlenstoffdioxidfreies und damit klimaneutrales Heizöl verkaufen würde. Rein physikalisch gesehen ist das natürlich ein Schwachsinn hoch drei und Greenwashing in Reinstform. Die SAF-Kraftstoffe, auf die in der Luftfahrt als Übergangslösung gesetzt wird, sind nicht nur sehr teuer, sondern keinesfalls kohlenstoffdioxidfrei. Während der Verbrennung in den Triebwerken entsteht dieses weiterhin als “Abfallprodukt”. 

Der Ansatz von SAF ist ein anderer. Man will aus bestehenden Materialien, beispielsweise Biomasse, die zuvor Kohlenstoffdioxid gebunden haben, Treibstoffe herstellen. Vereinfacht gesagt: Man will nicht die Hinterlassenschaften der Dinosaurier in die Atmosphäre bringen, sondern erneuerbare Energieträger, die im Idealfall zuvor in ihrem Entstehungsprozess selbst Kohlenstoffdioxid gebunden haben. Alternative Möglichkeiten sind die Gewinnung aus alten Speisefetten oder so genannte E-Fuels. Bei Letzteren soll der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid entnommen werden, das anschließend in einem aufwendigen Verfahren zu Treibstoffen verarbeitet wird. Welche Technologie letztlich umweltfreundlicher ist oder aber sich durchsetzen wird, ist noch völlig offen. 

Klar ist aber: SAF ist wesentlich teurer als herkömmliches Kerosin und um eine Tonne “nachhaltigen Flugkraftstoff” zu bekommen, muss zuvor so einiges an Energie aufgewandt werden. Hier setzen die Hersteller dann auf Sonnen-, Wind-, und Wasserkraft, denn es wäre ja absurd, wenn hierfür zum Beispiel Strom aus Braunkohle, wie es in vielen Ländern bei elektrifizierten Eisenbahnstrecken der Fall ist, zum Einsatz kommen würde. Allerdings: Ähnlich wie private Haushalte kann niemand, außer Eigenproduzenten, kontrollieren, ob die momentan verwendete Kilowattstunde tatsächlich aus einem Windrand stammt oder aber nicht doch aus Kohlekraft oder Kernenergie. Die Lieferanten müssen Zertifikate nachweisen, aber das hinkt ein wenig: Angenommen man hat ausschließlich Öko-Energie bestellt, jedoch der Nachbar ein normales Produkt, das oftmals ein Energie-Mix ist. Das lokale Stromnetz wird aber primär von einem Gaskraftwerk gespeist, so dass äußerst fraglich ist, ob man in diesem Moment tatsächlich Windkraft bekommt oder aber ob die Kennzeichnung nicht eher Verrechnungszwecken unter den Lieferanten bzw. Stromproduzenten dient. Kontrollieren kann das ein “normaler Kunde” sowieso nicht und echte Transparenz sieht ohnehin anders aus. 

Rechnerisch zwei Prozent SAF dank Spenden der Fluggäste 

Zurück zu Vueling: Das Unternehmen behauptet, dass die Spenden von rund 100.000 Passagieren, die im Vorjahr über Exolum eingenommen wurden, dazu geführt hätten, dass man rechnerisch am Tag des gebuchten Fluges zwei Prozent SAF beimischen könne. Weiters hebt man hervor, dass Vueling aus eigener Tasche den Spendenbetrag verdoppelt, so dass man vier Prozent SAF nutzen würde. Rechnerisch deshalb, weil es Passagiere sowieso nicht nachprüfen können und an vielen Flughäfen seitens der Treibstofflieferanten noch gar kein SAF angeboten wird. 

“Seit der Einführung des SAF-Beitrags hat Vueling weiterhin wettbewerbsfähige Preise angeboten und gleichzeitig eine Möglichkeit geschaffen, die Umweltauswirkungen des Fliegens zu reduzieren und den Übergang zu einem kohlenstoffneutralen und nachhaltigeren Transport zu unterstützen. Dennoch bleibt noch viel zu tun, denn wir müssen die SAF-Produktion beschleunigen, wenn wir die Nachfrage der Branche kurz- und mittelfristig decken wollen”, so Vueling-Nachhaltigkeitsdirektor Franc Sanmarti. 

Passsagiere ab 65+ spenden nur sehr selten 

Der Billigflieger gibt weiters an, dass man durch den SAF-Einsatz so viele Emissionen eingespart habe, die rund 15 Returnflügen zwischen Paris-Orly und London-Gatwick entsprechen würden. Man habe im Jahr 2022 insgesamt 145 Tonnen SAF getankt.  

Hinsichtlich der Spender teilte Vueling mit, dass etwa 51 Prozent der Kunden zwischen 34 und 64 Jahren alt waren. 40 Prozent sollen jünger als 34 Jahre gewesen sein und lediglich neun Prozent der Altersgruppe 65+ hätten sich für SAF-Spenden entschieden. Daraus lässt sich durchaus ableiten, dass sich ältere Fluggäste nur wenig für das Thema interessieren oder aber es unter Umständen auf den Vertriebswegen für diese Personengruppe zu kompliziert gemacht ist. Unter dem Strich haben sich ohnehin nur wenige Vueling-Passagiere für SAF-Spenden entschieden. Damit ist man kein Einzelfall, sondern befindet sich in bester Gesellschaft mit der Situation, die auch bei Mitbewerbern herrscht. 

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