Fernbusse: Liberalisierung in Deutschland führte zu Renaissance in Europa

Fernbus (Foto: BlaBlaCar Bus).
Fernbus (Foto: BlaBlaCar Bus).

Fernbusse: Liberalisierung in Deutschland führte zu Renaissance in Europa

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Die Liberalisierung des Fernbusmarktes in Deutschland und Europa hat in den letzten Jahren eine bedeutende Transformation erfahren. Von der Eröffnung des Marktes bis zur Entstehung eines dominanten Players wie Flixbus und den Herausforderungen, die sich in Ländern wie Österreich und der Schweiz ergeben haben, werfen wir einen detaillierten Blick auf die Entwicklungen in der Branche.

Lange hatte der Fernbusverkehr in westlichen EU-Staaten eher ein Nischendasein. Lediglich im Verkehr mit osteuropäischen Ländern sowie der Balkan-Region hatten die Busse eine nennenswerte Bedeutung. Ein Sonderfall war Berlin vor dem Mauerfall, denn Berlin Linienbus verband West-Berlin mit zahlreichen Städten der Bundesrepublik, da dies in vielen Fällen einfacher war als auf dem Schienenweg.

Im Inlandsverkehr spielte der Fernbusverkehr einst eine durchaus große Rolle, denn die nicht mehr existierende Kraftpost der Deutschen Bundespost bediente früher viele Routen, die oftmals über die Autobahn geführt wurden und es gab sogar Haltestellen auf Autobahn-Parkplätzen. Mit dem zunehmenden Ausbau der Eisenbahnstrecken verschwanden diese Kraftpost-Strecken zunehmend. Später wurden die Post-Busbetriebe, die hauptsächlich im Regionalverkehr tätig waren, an die Deutsche Bundesbahn abgegeben und zumindest teilweise später privatisiert. Abgesehen von der besonderen Situation bezüglich West-Berlin spielte der Fernbusverkehr dann über viele Jahre hinweg nahezu überhaupt keine Rolle. Das änderte sich aber später schlagartig.

Die Liberalisierung des Fernbusverkehrs in Deutschland begann 2013, als das Personenbeförderungsgesetz geändert wurde, um privaten Fernbusunternehmen den Zugang zum Markt zu ermöglichen. Dieses Gesetz hob die jahrzehntelange Monopolstellung der Deutschen Bahn auf und eröffnete einen Wettbewerb, der zu niedrigeren Preisen und einer breiteren Auswahl für die Verbraucher führte.

Vom Startup zum Quasi-Monopolisten: Flixbus

Flixbus, gegründet im Jahr 2011, war von Anfang an ein Pionier in der deutschen Fernbusbranche. Das Unternehmen nutzte die geänderte Gesetzgebung geschickt aus und baute ein Netzwerk auf, das sich rasch über Deutschland und Europa ausbreitete. Der Schlüssel zu ihrem Erfolg war die Kooperation mit kleinen und mittelständischen Busunternehmen, um ein flächendeckendes Streckennetz zu schaffen. Diese Kooperationen ermöglichten es Flixbus, schnell zu expandieren und ein breites Angebot an Verbindungen anzubieten.

Die Marke Flixbus wurde zu einer festen Größe im öffentlichen Verkehr, und ihre grünen Busse sind in vielen europäischen Ländern allgegenwärtig. Durch kluge Marketingstrategien und den Fokus auf Kundenzufriedenheit konnte Flixbus eine starke Marktposition aufbauen und einen Großteil des Fernbusmarktes in Deutschland und Europa kontrollieren.

Herausforderungen in Österreich und der Schweiz

In Österreich und der Schweiz gestaltet sich die Liberalisierung des Fernbusmarktes wesentlich schwieriger als in Deutschland. Die Genehmigungen für Inlandsverkehre sind hier sehr schwer zu bekommen, was dazu geführt hat, dass der Fernbusmarkt in diesen Ländern bis heute stark reglementiert ist.

Die Gründe für diese strengen Regulierungen sind vielfältig. Zum einen haben die gut entwickelten Bahnnetze in diesen Ländern dazu geführt, dass der Fernverkehr mit der Bahn bevorzugt wird. Zudem sind die Länder geografisch kleiner als Deutschland, was die Notwendigkeit von Fernbusverbindungen verringert.

Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Interessen der bestehenden Verkehrsanbieter. In Österreich und der Schweiz gibt es bereits gut etablierte Zug- und Busunternehmen, die einen hohen Einfluss auf die Politik ausüben. Diese Unternehmen haben ein starkes Interesse daran, die Konkurrenz durch Fernbusse zu begrenzen, um ihre eigenen Geschäfte zu schützen.

In Österreich vom Klimaticket ausgeschlossen

Die Liberalisierung des Fernbusmarktes in Deutschland hat zu einer erhöhten Mobilität, niedrigeren Preisen und mehr Auswahl für die Verbraucher geführt. Die Erfolgsgeschichte von Flixbus als dominierender Akteur auf diesem Markt zeigt die Chancen, die dieser Sektor bietet.

In Österreich und der Schweiz bleiben jedoch weiterhin hohe Hürden für Fernbusunternehmen bestehen, was zu einem begrenzten Wettbewerb und höheren Preisen führt. Die Entwicklungen in diesen Ländern werden eng beobachtet, da sie potenziell Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung des Fernbusmarktes in ganz Europa haben könnten. Bewilligungen für internationale Strecken sind wesentlich einfacher zu bekommen, jedoch dürfen dann innerhalb des jeweiligen Landes keine Domestic-Passagiere befördert werden.

Zusätzlich erweist sich in Österreich die hinterfragenswerte Politik von Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) als zusätzlicher „Hemmschuh“. Da der Fokus nahezu ausschließlich auf den Schienenverkehr, mit Schwerpunkt Nachtzüge, gelegt wurde, will man Fernbusse nicht im Klimaticket inkludiert haben. Dies wird beispielsweise von Dr. Richard, dem Betreiber der Flixbus-Linien zwischen Graz und Wien, scharf kritisiert. Bislang wurde noch keine Lösung gefunden bzw. besteht dem Vernehmen nach seitens des „Klimaschutzministeriums“ auch weiterhin kein Interesse daran inländische Fernbusstrecken ins Klimaticket zu inkludieren. Der so genannte Intercitybus der Österreichischen Postbus AG, der zwischen Klagenfurt und Graz betrieben wird, ist jedoch in der Neztkarte enthalten.

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