Lauda-Europe-Flugbegleiter: Verkaufsdruck und Überwachung massiv erhöht

Warnweste einer Lauda-Mitarbeiterin (Foto: Jan Gruber).
Warnweste einer Lauda-Mitarbeiterin (Foto: Jan Gruber).

Lauda-Europe-Flugbegleiter: Verkaufsdruck und Überwachung massiv erhöht

Warnweste einer Lauda-Mitarbeiterin (Foto: Jan Gruber).
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Vergehen zwischen zwei Onboard-Sales mehr als 15 Minuten, so hat dies bei der Basis Wien der Lauda Europe künftig ein Nachspiel für Flugbegleiter. Die Stationsleitung übt in einem internen Anschreiben massiven Druck auf das Kabinenpersonal aus.

Besagtes Rundschrieben, das vom für Wien zuständigen Base Supervisor unterfertigt ist und Aviation Direct vorliegt, liest sich wie eine Mischung aus Verkaufsdruck einer Drückerkolonne und Methoden einer alten Geheimpolizei. Besonders bedenklich erscheint dabei der Umstand, dass aus der Überwachung der Mitarbeiter nicht nur kein Hehl gemacht wird, sondern auch noch die Verschärfung angekündigt wird.

Dabei geht es nur um wenige Cent, denn laut Anschreiben liegt der durchschnittliche Onboard-Umsatz pro Fluggast bei 1,07 Euro. Der Base Supervisor will aber, dass dieser im Schnitt auf 1,70 Euro steigt. Als Referenz wird angeführt, dass der durchschnittliche Umsatz in der flugschwachen Zeit bei 1,86 Euro gelegen haben soll. Angesichts steigender Passagierzahlen bezeichnet dies der Base Supervisor für Wien als „inakzeptabel“.

In nachstehender Tabelle sind – unter der Annahme vollbesetzter Maschinen – die durchschnittlichen Einkünfte aus dem Bordverkauf dargestellt. Diese soll die Geringfügigkeit der Beträge, wegen derer Druck auf das Kabinenpersonal ausgeübt wird, illustrieren.

Umsatz / PAXPassagiere A320Gesamt
1,07 Euro180192,6 Euro
1,70 Euro180306 Euro
1,86 Euro180334,8 Euro

Um die Art und Weise wie der für Wien zuständige Base-Supervisor mit den Lauda Europe-Flugbegleitern kommuniziert unverfälscht darstellen zu können, werden im weiteren Verlauf dieses Artikels alle Zitate im englischsprachigen Original publiziert. Zum durchschnittlichen Umsatz schreibt der Manager an die Flugbegleiter: „This is unacceptable for the amount of flights and passengers that we are having. This shows lack of commitment, lack of leadership inside the cabin from your side and lack of adherence to inflight sales procedures in place”.

Überwachung und Antritte zum Rapport

Nun sollen Maßnahmen eingeleitet werden, um die Verkaufszahlen erhöhen zu können. Dabei geht der aus Portugal stammende Base Supervisor davon aus, dass die Passagierzahlen durch steigende Nachfrage und die Wiederaufnahme von Strecken stark steigen werden. Das Angebot des Bordservice wird daher auf den Umfang, den man vor der Corona-Pandemie hatte umgestellt. Dazu gibt es Anweisungen an die Kabinenbesatzungen, die es in sich haben:

“Said so, facing your inability and lack of self motivation to provide results:

  • Flow of service is not a guidance anymore. It’s MANDATORY in all flights.
  • Fresh food is to be sold in all flights and, at the end of the day, no food is to remain unsold.
  • Extra focus on the Perfumes as bringing more revenue. 20/30€ perfumes is to be performed in all flights independently of the flight duration.
  • Gaps in transactions of more than 15 min in any given flight will be investigated.
  • 30 min post flight duties are to be completed and debriefing will be performed in all flights, independently of the time of arrival, until further notice. Upon finishing onboard duties, and with all crew present, the Senior must call me directly on my phone and present the results of the day’s operation and justify them.

I will not accept any justification of the type “pax were sleeping” “pax were not willing to buy” “pax had own food” and so on.

Get your head inside of the TIPs Manual and flow of service and deliver results.

Motivate your crews to arrive to these results.

Non-compliance with any of the above will be investigated and treated accordingly.”

Airbus A320 (Foto: Jan Gruber).

Flugbegleiter befürchten vermehrte „Eigenverkäufe“

Gegenüber Aviation Direct äußerten sich mehrere Lauda-Europe-Flugbegleiter dahingehend, dass sie vermuten, dass aufgrund des großen Drucks und der angekündigten Überwachung (Stichwort: mehr als 15 Minuten zwischen zwei Sales) der eine oder andere Kabinenmitarbeiter selbst Waren kaufen werde und das aus Angst vor möglichen Konsequenzen. Dieses Phänomen habe es bereits in der Vergangenheit bei Laudamotion gegeben, denn Verkaufsdruck ist keine Neuigkeit.

Auf die Frage wie denn nun die Umsatzziele zu erreichen sein sollen, antwortete eine Flugbegleiterin, dass es völlig unmöglich ist einem Reisenden, der nichts kaufen möchte etwas anzudrehen. Zum anderen würde sie es selbst aus aufdringlich empfinden, wenn man „Nein“ sagt und trotzdem im Stil orientalischer Basare weiterhin und hartnäckig Waren zum Kauf angeboten bekommt. Es gäbe einfach Flüge, auf denen die Reisenden viel Hunger und Durst hätten und demnach viel kaufen würden und auf anderen eben nur vereinzelt bis gar nicht. Ähnlich würde es sich mit dem Warensortiment des Duty-Free-Angebots verhalten.

Der Verkauf von Speisen und Getränken sowie Waren und der umstrittenen Rubellose erfolgt im Namen und auf Rechnung der Konzernschwester Ryanair DAC. Dies ist keine Neuigkeit, denn bereits beim Vorgänger Laudamotion wurde im Winter 2019 vom vormaligen Do&Co-Sortiment auf jenes von Ryanair umgestellt. Eine Ausnahme stellten die Rubellose dar, denn diese wurden bei Lauda Europe erst vor wenigen Wochen eingeführt. Als Laudamotion hat man diese nicht verkauft und dem Vernehmen nach, weil es die Geschäftsleitung nicht wollte. Preislich liegen die an Bord von Ryanair, Buzz, Malta Air und Lauda Europe angebotenen Speisen und Getränke unter dem hohen Preisniveau von Austrian Airlines. In Wien wird die frische Ware seitens der Ryanair Group ebenso bei Do&Co bezogen. Insofern besteht hinsichtlich der Herkunft kein Unterschied.

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