Mit Luftschiffen: Air Nostrum will Luqa-Gozo Heliport reaktivieren

Airlander 10 (Rendering: Air Nostrum).
Airlander 10 (Rendering: Air Nostrum).

Mit Luftschiffen: Air Nostrum will Luqa-Gozo Heliport reaktivieren

Airlander 10 (Rendering: Air Nostrum).
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Die spanische Air Nostrum Group ist der Ansicht, dass Luftschiffe im Linienverkehr wieder eine große Rolle spielen werden. Bereits vor einiger Zeit hat man bei Hybrid Air Vehicles zehn Exemplare bestellt und nun die Order auf 20 Stück verdoppelt.

Im Juni des Vorjahres haben die beiden Unternehmen eine Vereinbarung über die Lieferung von zehn Airlander 10 abgeschlossen. Es handelt sich um Luftschiffe, die etwa 100 Passagiere befördern können sollen. Damals teilte Air Nostrum mit, dass man diese als „klimafreundliche Alternative“ vorwiegend im innerspanischen Verkehr einsetzen möchte. Auch zwischen dem Festland und Inseln wie Palma de Mallorca möchte man künftig Luftschiffe fahren lassen.

Air Nostrum ist bislang die einzige Fluggesellschaft, die öffentlich mitgeteilt hat, dass man Luftschiffe in durchaus großem Stil einsetzen möchte. Bedenkt man, dass in der „goldenen Ära der Zeppeline“ stets nur einzelne Exemplare im Liniendienst waren, sind nun 20 Exemplare durchaus eine Ansage, dass man fest an den Erfolg dieser Luftfahrzeuge glaubt.

Da der Air Nostrum Konzern mit Mel Air auch über einen Ableger auf Malta verfügt, ist es naheliegend, dass man auch dort expandieren möchte. Konkret teilte man mit, dass die zehn zusätzlichen Luftschiffe ab Malta eingesetzt werden sollen. Mit diesen will man Kurzstrecken wie nach Sizilien oder Nordafrika bedienen.

Auch kann man sich vorstellen, dass Mel Air die Route Luqa-Gozo Heliport reaktivieren könnte. Platz ist jedenfalls genug vorhanden, denn der GZM verfügt über einen Mini-Airstrip und selbst mobile Masten gibt es auf dem Markt. Beispielsweise bei der Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen sind spezielle Lastwägen mit integriertem Luftschiffmasten erhältlich. Daran wird es jedenfalls nicht scheitern.

Malta-Regierung will Gozo-Flüge reaktivieren

Eigenen Angaben nach hat Air Nostrum mit der maltesischen Regierung erste Gespräche geführt. Das hat auch seinen guten Grund, denn „kostenlos“ will man wohl nicht die innermaltesische Route bedienen. Derzeit bereitet das maltesische Verkehrsministerium eine PSO-Ausschreibung für Luqa-Gozo Heliport vor. Diese weist die Besonderheit auf, dass es sich um elektrisches Fluggerät handeln muss. Auch schwebt den Politikern vor, dass auch Drohnen zum Einsatz kommen könnten. Air Nostrum geht nun also in die Offensive und will die eigene Idee, dass man Luftschiffe einsetzen könnte, öffentlichkeitswirksam vermarkten, um möglichst bei der Ausschreibung Chancen zu haben.

Verlassenes Terminal des Gozo Heliports (Foto: Jan Gruber).

Wer nun glaubt, dass Malta ohnehin klein ist und wegen ein paar Kilometern keine Flüge notwendig sind, hat keine Ahnung von den lokalen Gegebenheiten. Die Reise von Luqa nach Gozo ist auf dem Land- und Seeweg sehr zeitaufwendig und eine Hauptursache dafür, dass weit weniger Touristen ihre Urlaube auf Gozo verbringen als auf der „Hauptinsel“ Malta. Air Nostrum denkt natürlich auch einen Schritt weiter, denn Luftschiffe faszinieren viele Menschen und rein aus purem Interesse zumindest einmal mit einem „Zeppelin“ fahren zu können, könnten durchaus einige eigens dafür anreisen.

Mit der größeren Bestellung will die Airline-Gruppe, zu der auch Hibernian Airlines (HG, Dublin International) und Mel Air (5M, Malta International) gehören, ihr Airlander-Netz von Spanien aus auf den Mittelmeerraum, einschließlich Malta, ausweiten. Im Rahmen der ursprünglichen Vereinbarung, die im Juni 2022 bekannt gegeben wurde, hatte die Air Nostrum Group zehn der 100-Passagier-Luftschiffe bestellt.

Hindenburg-Katastrophe sorgte für Anfang vom Ende der Zeppeline im Linienverkehr

Katastrophe der D-LZ129 “Hindenburg” (Foto: Sam Shere).

Die goldene Ära der Luftschiffe ging mit dem tragischen Unfall der D-LZ129 „Hindenburg“ abrupt zu Ende. Seither haben die Luftfahrzeuge nur noch ein Nischendasein im Bereich von Werbeträgern und für Rundfahrten. Im Linienverkehr konnten sich Luftschiffe, insbesondere Starrluftschiffe, nie wieder etablieren.

Maßgeblich zur Hindenburg-Tragödie beigetragen hat der Umstand, dass dieser Zeppelin genau wie all seine Vorgänger brennbaren Wasserstoff als Traggas genutzt hat. Geschäftsführer Hugo Eckener war dieses Risiko bewusst, weshalb die D-LZ129 eigentlich mit Helium gefüllt werden sollte. Er setzte sich in den USA, die damals als einzige Nation die benötigten Mengen zur Verfügung hatten, intensiv für Lieferungen ein. Nicht zuletzt aus politischen Gründen, denn die Vereinigten Staaten befürchteten, dass das Nazi-Regime die Zeppeline als Bomber missbrauchen könnten, wurde die Ausfuhrgenehmigung verweigert. In weiterer Folge wurde die Hindenburg dann mit Wasserstoff gefüllt, was zur Folge hatte, dass die Kapazität erhöht werden konnte. Der tragische Unfall von Lakehurst, der sich im Mai 1937 ereignet hat, vernichtete nicht nur die Hindenburg, sondern zog zahlreiche Todesopfer nach sich und war der Anfang vom Ende der Ära der Zeppeline im Liniendienst.

Die äußerst erfolgreiche D-LZ127 „Graf Zeppelin“ wurde umgehend stillgelegt und in einem Hangar in Frankfurt am Main eingelagert. Der Nachfolger D-LZ130 „Graf Zeppelin II“ unternahm nur noch einige Testfahrten und wurde dann auch eingelagert. Für die geplante D-LZ131 wurden nur noch wenige Spantenringe gefertigt. Im März bzw. April 1940 gab Reichsmarschall Hermann Göring den Befehl, dass die verblieben Zeppeline verschrottet werden müssen und die Luftschiffhallen dem Erdboden gleich gemacht werden müssen.

Comeback-Versuche nach dem Zweiten Weltkrieg sind gescheitert

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Anläufe mit der LZ132 bzw. der LZ133 neue Zeppeline in die Luft zu bringen. Die Projekte kamen aber nie über Studienphasen hinaus, denn selbst die Verantwortlichen, alle samt Luftschiffer aus der Zwischenkriegszeit, mussten sich selbst eingestehen, dass derzeit überhaupt kein Bedarf besteht und das Flugzeug den Zeppelinen überlegen ist.

Wie sehr man in der Zwischenkriegszeit davon überzeugt war, dass die Zukunft den Luftschiffen gehören wird, zeigt auch der Umstand, dass auf dem Dach des in den Jahren 1930 und 1931 errichteten Empire State Buildings ein Zeppelin-Mast montiert wurde. Dieser ist bis heute vorhanden und ursprünglich befanden sich in den obersten Etagen auch Räumlichkeiten für die Abfertigung von Passagieren.

Abgesehen von einzelnen Tests, die mit einem Luftschiff der U.S. Navy durchgeführt wurden, hat jedoch niemals ein Luftschiff und schon gleich gar kein deutscher Zeppelin am Empire State Building angedockt. Bei den Versuchen stellte sich heraus, dass das Vorhaben defacto nicht realisierbar ist, denn vereinfacht ausgedrückt: Luftschiffe drehen sich mit dem Wind und gerade in der Höhe von Wolkenkratzern war dies mit der damaligen Technik schlicht unberechenbar.

Als Relikt ist aber bis heute der Zeppelin-Mast auf dem Dach des Empire State Buildings vorhanden. Die eigentlich als Luftschiff-Terminal angedachten Etagen werden heute anderweitig genutzt, so dass nur noch wenig bis gar nichts daran erinnert. Tatsache ist aber, dass diese kurz nach der Eröffnung vollständig eingerichtet waren und auch die Möblierung für Zoll- und Passkontrollen bereits vorhanden war.

Zeppelin-Mast auf dem Empire State Building (Foto: S J Pinkney).

Zeppelin-Konzern existiert immer noch

Der Konzern Luftschiffbau Zeppelin GmbH hat jedoch alles überstanden und besteht bis heute. Man hat sich lediglich anderweitig orientiert, konnte jedoch im Jahr 1997 über die Tochtergesellschaft Zeppelin Luftschifftechnik GmbH die Baureihe Zeppelin NT in die Luft bringen. Diese unterscheidet sich grundlegend von den ursprünglichen Starrluftschiffen und wird auch nicht im Liniendienst, sondern hauptsächlich für Rundfahrten, Werbezwecke und Spezialeinsätze verwendet. Zuletzt konnte man einige Exemplare an den U.S.-amerikanischen Goodyear-Konzern verkaufen.

Ebenfalls nennenswert ist in Deutschland die WDL Luftschiffgesellschaft, die als Konstrukteur und Betreiber so genannter Prallluftschiffe aktiv ist. Aus diesem Unternehmen ist auch die Fluggesellschaft WDL Aviation, die heute dem Zeitfracht-Konzern als German Airways angehört, hervorgegangen. In den Vereinigten Staaten war Goodyear über Jahrzehnte hinweg für die selbstgefertigten Blimps bekannt. Im Zuge der Flottenerneuerung hat man sich aber für Zeppelin NT des deutschen Herstellers entschieden.

Ein Projekt, das regelrecht skandalös endete, war Cargolifter. An dieses erinnert hauptsächlich das Schwimmbad Tropical Islands, das sich in Brandenburg findet. Die Halle wurde ursprünglich als Hangar für Luftschiffe, die sogar die Dimensionen der Hindenburg hätten übertreffen sollen, gebaut. Die Idee: Frachtgüter nicht mehr auf der Straße, sondern mit Hilfe von Cargo-Luftschiffen in die Luft verlagern. Die Angelegenheit endete aber in einer Insolvenz, aus deren Masse der Zeppelin-Konzern die Patente erworben hat.

Zeppelin NT (Foto: Edda Praefcke).

1 Comment

  • Michael , 6. September 2023 @ 17:38

    Ist denn bisher der Airlander überhaupt ernsthaft geflogen? Vor längerer Zeit gab es einen Unfall, seitdem habe ich nichts mehr gehört.

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  • Michael , 6. September 2023 @ 17:38

    Ist denn bisher der Airlander überhaupt ernsthaft geflogen? Vor längerer Zeit gab es einen Unfall, seitdem habe ich nichts mehr gehört.

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